Nach Emsdetten: Rufe nach Verbot von „Killerspielen“

Sasan Abdi
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Nach dem Amoklauf von Emsdetten fordern Vertreter aus den verschiedensten Bereichen ein Verbot von so genannten „Killerspielen“. Die Argumente ähneln denen aus der Zeit nach Erfurt. Doch dieses Mal könnten sie Wirkung zeigen.

Ähnlich den Forderungen nach dem Amoklauf von Erfurt sehnen nun zahlreiche Politiker, aber auch Lehrer und Privatpersonen, ein Verbot von Killerspielen herbei. Kritiker, die bereits seit Erfurt immer wieder auf ein Einschreiten durch den Gesetzgeber gehofft hatten, sehen sich nun in ihren Forderungen bestätigt. So fordert etwa der Unionsfraktionsvize Wolfgang Bosbach ein allumfassendes Verbot, das alsbald in Kraft treten soll – gesetzt den Fall, es erhärten sich die Hinweise wonach der Täter häufig die genannten Spiele konsumiert hat: „Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass der 18-jährige Täter sich über einen längeren Zeitraum und intensiv mit sogenannten Killerspielen beschäftigt hat, müsste der Gesetzgeber nun endlich handeln.“

Von dem Verbot wären neben Titeln wie beispielsweise der „Doom“- und „Resident Evil“-Reihe auch bis dato kontrovers-diskutierte Spiele wie der Online-Taktik-Shooter „Counterstrike“ betroffen. Die Grünen sehen in einem simplen Verbot ein stumpfes Werkzeug, um schreckliche Vorfälle à la Erfurt und Emsdetten zukünftig zu verhindern: „Wenn die Informationen zutreffen, dass der Täter gesellschaftlich isoliert war und seine Zeit hauptsächlich mit dem Spielen von Killerspielen verbracht hat, dann muss jetzt verstärkt eine Debatte um Förderung von Medienkompetenz und einer sinnvollen Computernutzung geführt werden“, so Volker Beck, Geschäftsführer der Grünenfraktion. Nicht zuletzt da Verbote gerade für Jugendliche eher einen Reiz darstellen würden, reiche die „einfältige Forderung der Großen Koalition nach einem Verbot von Killerspielen sicher nicht aus“.

In diesem Punkt dürften die Grünen aber eher auf einsamer Flur stehen. So mehren sich die Stimmen, wonach ein Verbot herbeizuführen ist. Auch die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) als freiwilliges, privatwirtschaftliches Instrument zur Kontrolle von Inhalten steht am Pranger. So kritisierte etwa Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm die Prüfung durch die USK als „mangelhaft“.

Auch Teile der SPD scheinen zu einem Verbot zu tendieren. So empfiehlt SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz, ein Verbot zumindest in Betracht zu ziehen, wenngleich er im selben Atemzug klarstellt, dass nicht jeder Spieler „automatisch zum Massenmörder“ werde. Auch Josef Kraus sprach sich in der BILD-Zeitung für den Deutschen Lehrerverband indirekt für ein Verbot der „Killerspiele“ aus: „Brutale Computerspiele und Videofilme gaukeln Jugendlichen den schnellen Sieg des Stärkeren vor. Auswege für den Verlierer bieten sie nicht.“ Insgesamt schwingt hier jedoch eine generell Kritik am - durch die Medien unterstützen – gesellschaftlichen Verfall mit: „Drogen, Konsum, Spaß sind die einzigen Werte, die Pop- und TV-Stars noch vermitteln“, so Kraus weiter.

Alles in allem läuft es nach aktuellem Stand wohl zumindest auf eine heiße Diskussion in Hinblick auf ein Verbot von Killerspielen hinaus. Mit Erfurt im Hintergrund könnte der Fall Emsdetten durchaus dazu führen, dass sich die Verfechter einer restriktiveren Medienpolitik durchsetzen. Die Folgen für die Anbieter und für die zahlreichen Communities sind derweil nicht absehbar. In Emsdetten im Münsterland war am gestrigen Montag ein Ex-Schüler in der Realschule Amok gelaufen, hatte dabei 37 Menschen zum Teil schwer verletzt und sich anschließend selbst erschossen.

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