Roaming: Gebührensenkung kommt

Sasan Abdi
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Am heutigen Tag befand das Europaparlament in vorletzter Instanz über die angestrebte Senkung der Handy-Gesprächskosten im Ausland. Das Ergebnis der Abstimmung stellt keine große Überraschung dar.

Maximal 49 Cent kosten ausgehende Handy-Anrufe aller Voraussicht nach frühstens ab Juli im europäischen Ausland. Für eingehende Anrufe stimmten die Abgeordneten einer Obergrenze von 24 Cent zu. Hinzu kommt die jeweilige Mehrwertsteuer des Landes, sodass der effektive Preis für deutsche Verbraucher bei 58,31 Cent (ausgehend) beziehungsweise 28,56 Cent (eingehend) liegen wird. Nach Abstimmungsstationen bei der EU-Ratspräsidentschaft, die derzeit von Deutschland gehalten wird, sowie bei der EU-Kommission hat die Lösung damit die vorletzte Hürde passiert. Nun muss sie nur noch von den EU-Ministern ratifiziert werden – da dies aller Wahrscheinlichkeit nach relativ zügig passieren wird, könnte die neue Regelung bereits ab Mitte bis Ende Juli in Kraft treten; theoretisch pünktlich zur Kernzeit der Sommerferien.

Allerdings liegt die Praxis da doch weitaus anders. Für die Provider soll es nach der endgültigen Ratifizierung erst einmal eine einmonatige Quasi-Schonfrist geben, in der sie die eigenen Auslandstarife an die neuen Gegebenheiten anpassen können. Für die Kunden wird es daraufhin ein zweimonatiges „Entscheidungsfenster“ geben, in dem sie sich für den EU-Tarif oder ein Alternativangebot ihres Providers entscheiden können. Wer sich überhaupt nicht entscheidet, soll, sofern dieser günstiger ist als sein bisheriger, automatisch dem EU-Tarif zugewiesen werden. Aufgrund des damit verbundenen Zeitvolumens dürften die Ferientelefonate wohl auch in diesem Sommer für die meisten Urlauber eher teuer werden.

Für die Provider, die bisher in Sachen Roaming relativ ungestört schalten und walten konnten, bedeutet der Eingriff von EU-Ebene vor allem Eines: Eine Verschärfung der Konkurrenz. Nicht zuletzt das Mehr an Transparenz, dass die neue Regelung mit sich bringen wird, wird dafür sorgen, dass der Verbraucher nicht länger exorbitante Verbindungskosten hinnehmen wird. Mittelfristig könnten Auslandstarife gar zu einem die Entscheidung für einen Provider empfindlich betreffenden Entscheidungsfaktor werden. Ebenfalls gut denkbar ist, dass nun wie im Inlandsmarkt ein Preiskampf einsetzt, der zu Tarifen führt, die die EU-Vorgabe locker unterbieten.

Genau mit letzterem Punkt könnten die Verantwortlichen auf EU-Ebene auch gegen ihre Kritiker argumentieren. Diese dürften der EU vorwerfen, einen absoluten Mittelweg zwischen gar keiner Regulierung – so gefordert von den Telekommunikations-Unternehmen – und den „Unter-30-Cent-Wünschen“ des EU-Fachausschusses gegangen zu sein. Doch selbst dieser ausbalancierte Weg dürfte, wenn auch langsamer, dazu führen, dass Auslandsgespräche in der EU immer billiger werden. So kommentiert die Vorsitzende des Industrieausschusses, Angelika Niebeler (CSU): „Die (Provider, Anm. d. Red.) wollen schließlich nicht, dass die Kunden zu anderen Anbietern überlaufen.“