AMD-Chef Dirk Meyer nimmt seinen Hut

Michael Günsch
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Wie AMD am Montag nach Börsenschluss mitgeteilt hat, legt der bisherige CEO Dirk Meyer sein Amt mit sofortiger Wirkung nieder. Der Rücktritt erfolge in „beidseitigem Einvernehmen“ mit dem Vorstand, heißt es. Die vorübergehende Führung von AMD wird der Finanzchef Thomas Seifert übernehmen.

Angesichts der jüngsten Entwicklungen zur Lage AMDs, kommt dieser Schritt völlig überraschend. Die wirtschaftliche Krise schien nahezu überwunden, die Aktien gewannen zunehmend an Wert und erst vor wenigen Tagen stellte man mit den ersten „Fusion“-Prozessoren einen Meilenstein der Firmengeschichte vor, der äußerst positiven Anklang fand. Gerade diese Errungenschaften, aber auch die Einigung im Streit mit Intel oder die erfolgreiche und notwendige Trennung von den eigenen Fabriken, wodurch das Tochterunternehmen Globalfoundries als globaler Auftragsfertiger entstand, konnte der 49-jährige in seiner Amtszeit verbuchen. Als Dirk Meyer damals sein Amt als CEO von AMD aufnahm, standen die Zeichen für AMD hingegen unter einem sehr schlechten Stern.

Ex-CEO Dirk Meyer: Was nun AMD?
Ex-CEO Dirk Meyer: Was nun AMD?

AMDs Vorstandsvorsitzender Bruce Claflin erkennt die Leistungen von Dirk Meyer zwar an, indem er ihm sogar die Stabilisierung des Unternehmens bescheinigt, dennoch sei sich der Vorstand einig, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei um durch einen Führungswechsel das wirtschaftliche Wachstum von AMD zu beschleunigen, die Marktstellung und vor allem die Finanzen zu verbessern.

"Dirk became CEO during difficult times. He successfully stabilized AMD while simultaneously concluding strategic initiatives including the launch of GLOBALFOUNDRIES, the successful settlement of our litigation with Intel and delivering Fusion APUs to the market," (...)

"However, the Board believes we have the opportunity to create increased shareholder value over time. This will require the company to have significant growth, establish market leadership and generate superior financial returns. We believe a change in leadership at this time will accelerate the company's ability to accomplish these objectives."

Bruce Claflin, Vorstandsvorsitzender AMD

Für die Suche eines längerfristigen Nachfolgers für Meyer habe AMD jedoch erst jetzt ein Komitee unter der Leitung Claflins gegründet, was auf eine relativ kurzfristige Entscheidung hindeutet. Der neue CEO Thomas Seifert (47), der seit 2009 bei AMD tätig ist, soll hingegen nur eine Übergangslösung sein. Seifert, der über 20 Jahre Erfahrung im führenden Management vorweisen könne und vorher bei Unternehmen wie Qimonda und Infineon tätig war, werde zudem seine bisherige Aufgabe als Chief Financial Officer (CFO) von AMD weiter wahrnehmen.

"AMD enters 2011 with considerable product and financial momentum. Our roadmap for the year, including our 'Llano' APU and 32nm 'Bulldozer' based processors remain on track," said Seifert. "I believe we have significant opportunities to cement our leadership positions in several key market segments based on the strength of our upcoming products."

Thomas Seifert, neuer „Übergangs-CEO“ von AMD

Am Ende der aktuellen Pressemitteilung werden außerdem die vorläufigen Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2010 bekanntgegeben. Dabei habe man den Umsatz um zwei Prozent auf 1,65 Milliarden US-Dollar steigern können, bei einer Bruttomarge von etwa 45 Prozent. Die endgültigen Zahlen werde man am 20. Januar 2011 veröffentlichen. Im nachbörslichen US-Handel sank der Aktienkurs von AMD um rund vier Prozent, als mutmaßliche Reaktion auf den Rücktritt Meyers.