ATi und Creative - Ein neues Traumpaar?

Christoph Becker
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Wir schreiben mittlerweile das Jahr 2003 und langsam neigt es sich dem Ende entgegen. Vorbei sind offensichtlich die Zeiten, als sich Hersteller von Grafikkarten nur auf einen Chipfabrikanten fixierten und die Konkurrenz verschmähten. ASUS machte es vor einigen Wochen vor, Creative zieht offenbar nach.

Bereits vor wenigen Tagen spekulierten wir, wie Creative den kommenden Einstieg von nVidia in den Soundkarten-Markt aufnehmen wird. Heute gab es zumindest erste Anzeichen dafür, dass man aus diesem Vorfall Konsequenzen ziehen möchte. Jedoch sind wir uns nicht sicher, ob diese Tatsache eine der Beweggründe für Creatives zukünftiges Auftreten am Markt ist.

So will man in Zukunft angeblich verstärkt auch außerhalb des asiatischen Marktes Produkte auf Basis der Grafikchips aus dem Hause ATi verkaufen. Bereits vor einigen Monaten wurde eine strategische Allianz beider Konzerne im asiatischen Raum angekündigt, die man offensichtlich nun als Basis für Weiteres benutzt. Diese hat offensichtlich so gut gefruchtet, dass man einen Ausbau des Geschäftsverhältnisses wohl in Zukunft nicht mehr ausschließt. Für nVidia wäre dies ein weiterer Schlag ins Gesicht, denn mit ASUS hat man bereits vor einigen Wochen einen wichtigen und bis dahin exklusiven Hersteller an die kanadische Konkurrenz verloren. Auch andere Hersteller zeigten in den vergangenen Jahren eine bipolare Auslegung und verkaufen seitdem Produkte beider Firmen. Ein wahrer Aderlass für nVidia hat begonnen.

Ob dieser Schritt seitens Creative nun mit der Anküdigung neuer Konkurrenz durch nVidia auf dem Soundkarten-Markt zu tun hat, entzieht sich unserer Kenntnis. Wir glauben: Eher nicht, denn - betrachtet man Creatives Position auf dem Markt - die Firma braucht hier nicht viel Konkurrenz fürchten; zu gut ist die eigene Position. Vielmehr könnte dieser Schritt also eine Reaktion auf die Verhältnisse auf den weltweiten Märkten sein. Zu groß ist das Risiko, dass man bei einem Exklusivvertrag mit einem der beiden großen Chipherstellern hätte. Entwickelt der hauseigene Lieferant einmal ein der Konkurrenz unterlegenes Produkt, so sind auch die Verkaufszahlen der eigenen Produkte stark gefährdet. Mit einem Vertrieb der Chips beider großer Hersteller umgeht man schlichtweg dieses Risiko und kann immer adäquat auf die Forderungen des Marktes reagieren. Vor etwas mehr als einem Jahr wäre ein solches Vorgehen noch angemessen gewesen, denn zum damaligen Zeitpunkt trat nVidia als Quasi-Monopolist auf und "bestrafte" zweigleisige Hersteller mit höheren Chipkosten. Dieses Verhalten konnte man sich mit einem wiedererstärkten ATi nicht mehr leisten, denn seit gut einem Jahr kommen aus Kanada Grafikprozessoren, die den Produkten aus San Jose oftmals nur das Rücklicht zeigten. Würde nVidia heutzutage solche Sanktionen erheben, hätten wir schon weitaus mehr Hersteller am Markt, die nur Produkte auf Basis von ATi-Chips herstellen.

Andererseits könnte der Schritt Creatives auch eine Reaktion auf eventuell mäßige Verkaufszahlen der GeForce FX-Produkte sein. So hat sich in den letzten Monaten in erster Linie nur die GeForce FX 5200 wirklich gut verkauft, jedoch mit einer Einschränkung: nur bei den OEMs. Vor allem im Mittelklasse-Segment fehlte nVidia zeitweise Konkurrenz zu ATis Radeon 9600. Und auch der nV30, alias GeForce FX 5800 Ultra, kurbelte nicht gerade die Verkaufszahlen des ehemaligen Fast-Monopolisten an. Diese Tatsache spiegelte sich natürlich auch in den Verkaufszahlen der Produkte der einzelnen Grafikkartenhersteller wieder, so dass sich diese als erstes durch neue Allianzen neue Marktanteile sichern wollten, oftmals wohl auch versuchten verlorengegangene zurückzuerbobern.

Lange Rede, kurzer Sinn. Der Markt bestimmt die Nachfrage, Geld regiert die Welt und vor allem: "pecunia non olet". Möge sich jeder selbst seine Meinung zu diesem Thema bilden.