Athlon 64 going Dual-Channel

Thomas Hübner
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Der Athlon 64 FX unterstützt es, der Athlon 64 leider noch nicht: Den Dual Channel Betrieb des Arbeitsspeichers, bei dem zwei Modulen parallel angesprochen werden. Dadurch erhöht (verdoppelt) sich der Speicherdurchsatz und die Gesamtleistung steigt. Auch der Athlon 64 wird dies bald unterstützen.

Zugegeben, der Sachverhalt ansich ist nicht besonders neu. Bereits im Juni dieses Jahres machten Gerüchte die Runde, wonach der Athlon 64 im kommenden Jahr ein verbessertes Speicherinterface erhalten sollte. Damals wusste man jedoch noch nichts vom Athlon 64 FX. Dieser kam erstmals im Juli zur Diskussion wobei im August dann auch der Produktname und die geplanten Varianten bekannt wurden. Damit schien das "Dual-Channel Paket" der ersten Gerüchte gefunden zu sein - die Diskussion über einen normalen Athlon 64 mit mehr Speicherpower verstummte.

Zwischenzeitlich wurde klar, dass AMD für den Athlon 64 FX im kommenden Jahr einen neuen Sockel schaffen wird, den Sockel 939 (siehe auch), der ein einfacheres und günstigeres Mainboard-Layout ermöglichen wird, dabei aber weiterhin ein Dual-Channel-Speicherinterface ermöglicht. In unserem großen Athlon 64 (FX) Testbericht hatten wir uns bereits ausgiebig mit den Zukunftsplänen das Prozessorriesen beschäftigt und warfen bereits damals einige Fragen auf. Grundtenor: Vollzieht auch der Athlon 64 diesen Sockelwechsel oder bleibt er da, wo er sich bisher heimisch fühlte - im Sockel 754.

Anfang November meldete sich auch AMD zu Wort und präsentierte eine neue Prozessor-Roadmap, die bis ins Jahr 2005 hineinreicht. Es wurden neue Codenamen eingeführt und die 90nm Fertigung etwas nach hinten verschoben; hier hat offensichtlich nicht nur Intel seine Schwierigkeiten. Während der Athlon 64, Athlon 64 FX und der Opteron letztendlich aus dem Holz geschnitzt wurden, scheint sich das nun zu ändern. (Muss es zwar nicht unbedingt, würde sonst wirtschaftlich jedoch keinen Sinn ergeben.) So soll der nächste Athlon 64 Kern, der "Newcastle", mit einem auf 512kB verkleinerten L2-Cache daher kommen. Das spart Transistoren und senkt die Produktionskosten. (Aber auch nur dann, wenn fortan Opteron/Athlon64 FX und Athlon 64 auf getrennten Fertigungsstraßen produziert werden.) Der Newcastle soll internen Roadmaps zufolge sowohl für den Sockel 754 als auch für den Sockel 939 erscheinen. Auf dem Sockel 939 wäre es AMD dabei möglich den Leistungsverlust aufgrund des geschrumpften L2-Cache durch ein Dual-Channel-Speicherinterface auszugleichen. Der Abstand zum großen Bruder, dem Athlon 64 FX, würde dabei dennoch gewahrt bleiben, da dieser weiterhin mit 1MB L2-Cache daher kommen soll.

Das "kleinerer Cache, aber dafür Dual-Channel-Speicherinterface"-Szenario ergibt also durchaus Sinn. Warum man dann noch eine Newcastle-Variante für den Sockel 754 bringen möchte, erschließt sich für uns zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht so recht. Denn dahinter birgt sich letztendlich nur die Gefahr undurchsichtiger Modellnummern - beim Athlon XP sieht man inzwischen nicht mehr durch. So gibt es beim Athlon XP nicht weniger als vier verschiedene Varianten bei denen auch der Prozessortakt unterschiedlich ist.

Wird der erst neu eingeführte Sockel 754 schon bald wieder aussterben? Das kann man eigentlich niemanden zumuten! Sicher ist, dass der Athlon XP (mit einem neuen Prozessorkern) im kommenden Jahr auf diesen Sockel wechseln wird. Das deuten zumindest die offiziellen AMD-Roadmaps an; intern scheint es schon seit Längerem beschlossene Sache zu sein. Damit würde man jedoch zum Nicht-AMD64-Sockel degradieren und das kann eigentlich auch nicht im Sinne von AMD sein.

Da kann es nur heißen: Abwarten und Teetrinken. Oder frei nach Brecht: Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen - Den Vorhang zu und alle Fragen offen.