WoW-Erfolg schadet Mitbewerbern

Andreas Frischholz
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Blizzard hat mit seinem Online-Rollenspiel World of WarCraft einen wahren Volltreffer gelandet: Mehr als 5,5 Millionen Exemplare konnten bisher verkauft werden und allein in Europa bevölkern eine Millionen aktive Spieler die Server. Doch dieser Erfolg geht auf die Kosten der Mitbewerber in diesem Markt.

Bei den rund 5,5 Millionen Spielern liegt allein der Verkaufswert des Titels bei Schätzungsweise 200 Millionen Euro. Dazu kommen rund 700 Millionen Euro an Abogebühren. Ein satter Erfolg für Blizzard, allerdings darf man davon ausgehen, dass nicht alle Spieler ihr übliches Finanz- und auch Zeitbudget überlasten, sondern diese Summen auf Kosten der Konkurrenz zu Stande kommen. So stellte die NPD Group aus den USA einen Umsatzrückgang von 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr fest – bei einem Marktvolumen von fast einer Milliarde US-Dollar sind das knapp 140 Millionen US-Dollar Verlust von 2004 zu 2005. Gestützt wird dieser Wert durch die Verkaufszahlen von PC-Spielen: Um 38 Millionen Einheiten - welche fast ein Fünftel das Marktes ausmachen – ist der Markt geschrumpft, wobei World of WarCraft die Verkaufscharts anführt. Zwar war ein Rückgang des Marktes schon in den letzten Jahren zu beobachten, allerdings stieg der Anteil der Online-Titel.

Auch lokale Quellen ließen verlauten, dass selbst hoch eingeschätzte Solo-Titel wie etwa „F.E.A.R.“ oder „GTA: San Andreas“ leicht hinter den Erwartungen geblieben sind. Eine Erholung des Marktes zeichnet sich aber langsam ab. Die Frage ist nur, wie lange dieser Trend anhalten kann? Viele konkurrierende Publisher haben eigene Online-Rollenspiele angekündigt und da viele Spieler über das einsteigerfreundliche World of WarCraft einen Einstieg in die Welt der MMORPGs gefunden haben, sollten auch komplexere Titel sich einer höheren Beliebtheit erfreuen können. Und in naher Zukunft steht das Add-On „The Burning Crusade“ zu World of WarCraft an, was wieder neue und alte Spieler binden könnte.

Neben Einzelhändlern und Publishern mussten auch die größten PC-Spielezeitschriften in Deutschland und den USA einen Verlust von rund 15 Prozent hinnehmen. Ob dieser Rückgang nun alleine auf World of WarCraft zurückzuführen ist oder ob es zumindest in Deutschland an dem Einstieg eines neuen Mitbewerbers im Zeitschriftenmarkt lag, ist wohl nur schwerlich nachweisbar.