Neue Gerüchte zu ATis R600-Chip

Christoph Becker
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Am 8. November legte nVidia mit der Vorstellung der neuen GeForce 8800 GTX und GTS ein gutes Pfund vor – und ATi steht nun mit dem Rücken zur Wand, sieht die aktuelle Generation vom Typ „Radeon X19xx“ doch eher dürftig gegen die grüne Konkurrenz aus. Dies wird sich so schnell wohl auch nicht ändern. Zumindest bis zum Launch des R600-Chips.

Denn an diesem Tag werden die Karten wieder neu gemischt werden. Und welchen Trumpf ATi dabei in der Hand hat, wollen die Kollegen von The Inquirer nun erfahren haben. Denn wie dort berichtet wird, kann man Grafikkarten auf Basis des R600-Chips wohl als den komplexesten 3D-Beschleuniger, der jemals hergestellt wurde, bezeichnen. So wird das verwendete PCB das aufwendigste sein, das man in der Firmengeschichte bislang genutzt hat. Insgesamt 12 Layer soll dieses besitzen und auch einige weitere technische Neuerungen unter der Haube haben, die der R600-Chip brauchen wird.

Dieses komplexe Layout benötigt man vor allem wegen des angeblich 512 Bit breiten Speicherinterfaces. Dieses wird angeblich laut den Kollegen von The Inquirer auf Grafikkarten mit dem R600 sein Debut feiern. Daraus resultiert, dass jeder der 16 für ein solches Interface benötigten Speicherchips mit jeweils 32 Bit an den RingBus-Speichercontroller des Chips angeschlossen sein wird. Unter Verwendung eines solchen Interfaces und handelsüblichen Speicherchips mit 64 Megabyte Speicherdichte würde man also ohne Probleme auf einen Videospeicher von 1 Gigabyte kommen – setzt man 128 Megabyte große Chips ein wären es sogar 2 Gigabyte.

Gegen solche Werte würde nVidias GeForce 8800 mit seinem 384-Bit-Interface natürlich alt aussehen, unterstützt diese im Moment doch „nur“ maximal 768 Megabyte Speicher. Wir gehen jedoch nicht davon aus, dass ATi den maximal möglichen Speicherausbau für Desktop-Karten bringen wird. Die maximal möglichen 2 Gigabyte werden wahrscheinlich der FireGL-Grafikkarte auf Basis des R600 vorbehalten bleiben. Diesbezüglich muss man dann berücksichtigen, dass eine 2-GB-FireGL wahrscheinlich gegen eine Workstationkarte mit dem G80 und 1,5 Gigabyte RAM antreten müsste.

Aber nicht nur der maximale Speicherausbau des R600 wäre ein Novum. Auch die durch das 512 Bit breite Interface erreichbare Bandbreite würde in ungeahnte Räume vorstoßen. So würde man, wenn man 900 MHz schnellen Speicher vom Typ GDDR3 einsetzen würde, eine Speicherbandbreite von 115 Gigabyte pro Sekunde erreichen; setzt man auf GDDR4-RAM, der zur Zeit auch auf der Radeon X1950 XTX verbaut wird, kommt man sogar auf 140,1 Gigabyte pro Sekunde. Zum Vergleich: Eine GeForce 8800 GTX bringt es gerade einmal auf 86,4 GB/s – und ist damit immer noch weit schneller als alle anderen Grafikkarten, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Aufgrund eines aktuellen Produktionsengpasses für GDDR4-Speicher wird ATi wahrscheinlich nur das Top-Modell mit solchem RAM ausliefern. Alle anderen Modelle setzen noch auf GDDR3-Chips mit maximal 900 MHz.

Ferner soll das für den R600 entwickelte PCB zwar sehr komplex sein, in seiner Länge jedoch vergleichbar mit den aktuell erhältlicher ATi-Grafikkarten sein. Dies ist durchaus verwunderlich, stellte doch die GeForce 8800 GTX kürzlich – vor allem wegen ihres 384 Bit breiten Speicherinterfaces – in dieser Hinsicht einen neuen Rekord auf und ist länger als je eine Consumer-Grafikkarte zuvor.

Ein durchaus wuchtiges Gerät werden Grafikkarten mit ATis R600 dennoch sein. Denn der Kühler, den man für diesen Pixelbeschleuniger entwickelt hat, soll angeblich ein wahres Monstrum sein. So gehen die Kollegen davon aus, dass dieser länger als das PCB und mit insgesamt vier Heatpipes ausgestattet sein wird. Dass es sich dabei um einen Dual-Slot-Kühler handelt, sollte klar sein. Vor allem aufgrund dessen soll der R600 die schwerste Grafikkarte sein, die es zur Zeit auf dem Markt gibt. Das PCB wird also zwangsläufig Verstärkungen haben, die helfen sollen, den PCI-Express-Steckplatz zu entlasten. So sollen bleibende Schäden am Mainboard vermieden werden. Beim Transport eines PCs mit einer solchen Grafikkarte sollte man aber dennoch eher vorsichtig agieren. Ausgelegt ist der Kühler übrigens wohl auf eine Verlustleistung von maximal 250 Watt.

Bezüglich des Stromverbrauchs hat sich auch einiges getan. So schreibt The Inquirer, dass die bisherigen Gerüchte, die davon sprachen, dass der R600 bis zu 250 bis 300 Watt konsumieren könnte, schlichtweg falsch seien und wahrscheinlich von nVidia als gezielte Falschinformationen verbreitet sein worden. Vielmehr sollen nur circa 200 bis 220 Watt zu Buche stehen – und damit nicht mehr als auch nVidias G80-Chip verbraucht. Die gleichen Spezifikationen sollen angeblich auch für den Refresh-Chip R680 gelten, der auf den gleichen Kühler setzen wird.

Eine separate CrossFire-Edition wird es vom R600 wohl nicht mehr geben. Denn genau wie der RV570, der auf der Radeon X1900 GT eingesetzt wird, wird eine solche Grafikkarte einen Dual-Bridge-Anschluss haben und so ein CrossFire-System zwischen zwei handelsüblichen Karten erlauben.

Unserer Meinung nach sollten all diese Werte und Details aber mit großer Vorsicht genossen werden, ist vor allem die Verwendung eines 512-Bit-Interfaces doch eine extrem kostspielige Angelegenheit, die bislang noch kein Hardwarehersteller eingehen wollte. Auch müsste das PCB extrem komplex aufgebaut sein, was neben dem Einsatz von 16 Speicherchips, den Preis solcher Grafikkarten empfindlich in die Höhe treiben könnte. Dennoch ist nicht von der Hand zu weisen, dass die stets gut informierten Kollegen von The Inquirer auch in der Vergangenheit mit ihren Informationen schon des öfteren richtig lagen.

Ob dies aber auch in diesem Fall so war, werden wir wohl erst wissen, wenn man den R600 der Öffentlichkeit vorstellen wird. Aktuellen Gerüchten zufolge wird dies am 30. Januar des kommenden Jahres sein. Also pünktlich zum Start der Endkundenversion von Windows Vista, das die Basis für die neue DirectX10-Schnittstelle sein wird.