Aktien-Skandal: Apple-Chef unter Druck

Update Sasan Abdi
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Einem Bericht der Financial Times (FT) zufolge bahnt sich bei Apple ein handfester Aktien-Skandal an. Dieser Tage nichts besonderes, möchte man meinen. In diesem Fall aber gestaltet sich die Lage als besonders heikel: Mit Steve Jobs ist offenbar der Konzern-Guru selbst in die Sache verwickelt.

Rund 7,5 Millionen der umstrittenen Aktienoptionen soll Jobs 2001 ohne die notwendige Zustimmung des Apple-Verwaltungsrates erhalten haben. Wie die FT aus unternehmensnahen Kreisen erfahren haben will, sollen im nachhinein sogar Dokumente gefälscht worden sein, um die fehlende Zustimmung zu kaschieren. Jobs, der selber dem Verwaltungsrat angehört und selbstredend um seine Anzeigepflicht gewußt haben muss, muss nun schlimmstenfalls mit einer Entlassung rechnen: „Eine strafrechtliche Ermittlung erhöht das Risiko. Er braucht eine gute Erklärung für die Vorgänge um die Optionsvergabe“, kommentiert der ehemalige Finanzermittler und Wertpapieranwalt Robert Heim gegenüber der Financial Times Deutschland (FTD).

Zwar scheint es kaum vorstellbar, dass der Konzern die eigene Ikone in den Wind schießt - eine strafrechtliche Ermittlung, wie sie nun von Seiten der US-Börsenaufsicht SEC erwogen wird, dürfte den Ruf von Jobs in jedem Fall stark korrumpieren. Derzeit prüft man bei der SEC nach eigenen Angaben die Unterlagen aus dem Jahr 2001 sowie einen internen Bericht aus dem Unternehmen selbst. Bereits am heutigen Freitag könnte neues Licht in die Angelegenheit kommen. Dann nämlich wird Apple mit einiger Verspätung die Ergebnisse für das dritte Quartal abliefern - nicht ausgeschlossen, dass in diesem Zuge auch das eine oder andere neue zur „Jobs-Affäre“ zu Tage kommen wird.

Dabei stochern die Ermittler der SEC keinesfalls in einem einmaligen Wespennest. Die umstrittene Vergabe von Aktienoptionen, die es den Inhabern erlaubt, Aktien zu einem bestimmten Preis zu verkaufen und dabei beispielsweise über eine Rückdatierung auf die Zeit eines Kurstiefs deutlich höhere Gewinnen einzufahren, ist in zahlreichen Unternehmen in den USA Gang und Gebe. Neben Apple stehen gut 200 weitere US-Firmen im Visier der Fahnder – Steve Jobs ist also durchaus kein Einzellfall.

Dennoch fällt der Skandal bei Apple natürlich, nicht zuletzt ob des prominenten Hauptdarstellers, besonders auf. Jobs räumte unterdessen übrigens ein, von der umstrittenen Rückdatierung gewusst zu haben, weist jedoch jegliche Vorteilsnahme weit von sich. Nach eigenen Angaben hat Jobs nicht mal die Optionen ausgeübt, sondern diese ungenutzt gegen ein Aktienpaket eingetauscht.

Vor diesem Hintergrund dürfte die Sache für den Apple-Guru eher glimpflich verlaufen. Zwar könnte das Image von Jobs als beispielhafte Ikone zu Schaden kommen. Sollte die SEC aber kein strafrechtliches Verfahren einleiten, so könnte die Sache in kurzer Zeit schon wieder vergessen sein. Zumindest von Seiten Apples dürfte Jobs in kaum einem Fall etwas zu befürchten haben. Warum? Ein Analyst bringt die Sache vorzüglich auf den Punkt: „Apple ist eines der wenigen Unternehmen, wo der Vorstandschef das Unternehmen ausmacht. Jobs ist wie ein guter Dirigent, der kreative Talente zusammenspielen lässt“, so Roger Kay vom Marktforschungsunternehmen Endpoint. Entsprechend unabsehbar wären die Folgen für Apple, wenn der Guru den Konzern gezwungener Maßen verließe.

Update

Die mittlerweile von Apple nachgereichten „Form 10-Q“ und „Form 10-K“ Pflichtmitteilungen weisen eine zusätzliche Belastung von 84 Millionen US-Dollar aus, die auf einzelne, falsch gebuchte Optionen zurückzuführen ist. Im Rahmen der Veröffentlichung stellten sich die Apple-Verantwortlichen hinter Steve Jobs und sein Management und erklärte, dass Jobs von der Rückdatierung wusste, nicht aber davon profitiert habe. Damit scheint Jobs ein wenig aus dem Schussfeld geraten zu sein. Bleibt nun noch das abschließende Ergebnis der Untersuchung der SEC abzuwarten – die Affäre ist somit noch nicht vom Tisch.