nVidia gegen NGOHQ gegen nVidia

Jirko Alex
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Wie aus dem Schriftverkehr zwischen NGOHQ – der Webseite der Entwickler der alternativen NGO-Treiber für nVidia-Grafikkarten – und nVidia selbst hervorgeht, scheint es der Grafikchiphersteller auf die in Israel ansässigen Fan-Programmierer abgesehen zu haben und verlangt die Einstellung der Treiberentwicklung.

Auslöser für die aktuelle Diskussion war ein Schreiben nVidias, das den Betreibern der Webseite Rechtsbruch vorwirft, da diese unautorisiert umprogrammierte Treiber veröffentlichen. Da nVidias Treiber jedoch das geistige Eigentum des Chipherstellers seien, entspräche dies einer Straftat gemäß des Copyright Act. Die Unterstützung der Community mit NGO-Treibern solle aus diesem Grunde binnen zwei Wochen eingestellt werden, ansonsten ergreife nVidia rechtliche Schritte, die dieses erzwingen würden.

In einem öffentlichen Antwortschreiben an nVidia äußerte sich NGOHQ voller Unverständnis über die Vorwürfe. Schließlich haben NGO-Treiber vor allem den Zweck, die in aktuellen ForceWare-Treibern gestrichene Unterstützung für ältere Grafikkarten wieder einzubauen. Dies geschehe über ein Umschreiben der INF-Dateien, wobei der Treiber selbst nicht angetastet werde. Ein Verweis von nVidia auf den Copyright Act sei aber schon deshalb absurd, da die Betreiber der Webseite in Israel ansässig sind und dort gegen kein Recht verstoßen. In Israel nämlich ist die Verbreitung urheberrechtlich geschützter Software erlaubt, solange damit keine kommerziellen Zwecke verfolgt werden.

Viel unverständlicher ist aber nVidias Intention: So arbeiten die Macher von NGOHQ unentgeltlich und mit großem Erfolg an alternativen Treibern zu nVidia-Karten, die speziell Bereiche abdecken, die nicht von dem Chiphersteller bedacht werden. So implementiere man nicht nur die Unterstützung älterer Grafikkartengenerationen – die, wie man behauptet, absichtlich aus den neuesten ForceWare-Treibern entfernt wurden, um den Kunden zum Neukauf zu bewegen – man unterstütze auch den oft vernachlässigten mobilen Grafikmarkt. Hier stehe es um den nVidia-Support nämlich besonders schlecht.

Weshalb dieser freiwillige Einsatz nun bestraft werden soll, verstehen die Betreiber der Webseite nicht. Auch ist ihnen nicht klar, weshalb andere Internetseiten weiterhin ihre modifizierten Treiber anbieten dürfen, es aber bereits mehrmals zu Auseinandersetzungen zwischen NGOHQ und nVidia kam. So führen die NGO-Redakteure ebenfalls an, dass nVidia bereits OEM-Partner angeschrieben habe, um diese aufzufordern, nicht mehr mit den Fan-Programmierern zusammenzuarbeiten.

Auch rechtliche Schritte soll der Grafikchiphersteller bereits vor Monaten gegen NGOHQ eingeleitet haben – genug Zündstoff für die Betreiber, nun ebenfalls die Rechtskeule zu schwingen. Sollte nVidia seine Rechtsansprüche gegen NGOHQ nicht fallen lassen, werde man eine Gegenklage einreichen, die dem Konzern vorwerfen wird, die Pressefreiheit einzuschränken, gegen Antitrust-Auflagen zu verstoßen, falsche Werbekampagnen geführt sowie einen illegal anmutenden Software-Support aufgezogen zu haben.

Eine Antwort auf das in einer derartigen Deutlichkeit wohl nicht erwartete Antwortschreiben von NGOHQ, das mittlerweile auch nur noch gekürzt auf der Startseite des Internetportals zu finden ist, steht noch aus. Ein gewisser Imageschaden für nVidia dürfte kaum noch zu verhindern sein. Interessant zu beobachten wird sein, ob und in welcher Schärfe der Chiphersteller weiter gegen die Programmierer des Alternativtreibers vorgehen wird.