Armed Assault 2 im Test: Vor Fehlern strotzende Militärsimulation

 5/5
Sasan Abdi
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Fazit

ArmA II ist ein tragisches Beispiel dafür, wie ein zu früher Veröffentlichungstermin aus einer wahren Perle einen nur mäßigen Titel machen kann. Dabei hat das Spiel ein gewaltiges Potential. Allerdings hätte es weitaus mehr Sorgfalt, also wahrscheinlich schlichtweg mehr Zeit gebraucht, um dieses zur Gänze auszuschöpfen. Stattdessen haben sich die Verantwortlichen offensichtlich damit begnügt, das Spiel einige Monate vor dem idealen Termin zu veröffentlichen. Das Ergebnis ist ein Titel, der trotz eines ersten Updates erst ein fortgeschrittenes Beta-Niveau erreicht hat.

Beweise für diese Behauptung gibt es zur Genüge. Erdrückend ist beispielsweise die Inkompetenz der äußerst schwachen KI, die sowohl auf Freund- wie auch auf Feind-Seiten mit jeder Menge Dümmlichkeiten aufwartet und als echter Atmosphäre-Killer wirkt. Dieser Umstand wiederum bedingt, dass die überladene aber an sich nicht allzu auffällige Steuerung aufgrund des hohen Bedarfs an Mikromanagement deutlich stärker negativ ins Gewicht fällt, da die unsägliche Kombination aus schwacher KI und Steuerung den Spielfluss nachträglich behindert und das Aufkommen von Spieltiefe und -spaß andauernd verhindert. Ähnliches gilt für den bisher ebenfalls noch nicht ausgereiften Mehrspielermodus, in den noch einige Entwicklungsressourcen investiert werden müssen.

ArmA II im Test

Dabei kann unumwunden zugegeben werden, dass ein solches Fazit wehtut und das besonders dann, wenn man persönlich zumindest in „Operation Flashpoint“ eines der besten PC-Spiele überhaupt sieht. Es mag unter Umständen bizarr wirken, dass ausgerechnet aus diesem Grund die Bewertung von ArmA II vergleichsweise streng ausfällt. Denn wenn man beide Augen zudrückt und sich statt der vielen, vielen Fehler und Unfertigkeiten die positiven Seiten des Spiels vor Augen führt, kann eine Bewertung auch anders ausfallen, denn soviel steht fest: ArmA II ist in der Tat komplex – was eine Militärsimulation immer sein sollte – und bietet eine Umgebung, die potentiell eine wahnsinnige Spieltiefe, einen packenden Detailgrad, eine interessante Handlung und eine sehr ansehnliche visuelle Ausgestaltung bietet. Doch können die vielen Baustellen sowohl auf technischer wie auch auf inhaltlicher Ebene schwer – eigentlich gar nicht – ignoriert werden; bezeichnend, dass man sich manches Mal an die Veröffentlichung eines Rollenspiels mit „G“ und an das Prequel zu einem Tschernobyl-Shooter erinnert fühlt.

Vor diesem Hintergrund soll abschließend aber nicht per se von einem Zuschlag für ArmA II abgeraten werden. Freunde des Genres werden trotz der vielen Probleme zumindest mittelfristig nicht umhin kommen, sich mit dem Werk aus dem Hause Bohemia/Peter Games näher zu befassen. Anfängern sei aber auch mit Blick auf die Komplexität geraten, einen Einstieg in die Serie reiflich abzuwägen.

Ganz unabhängig davon bleibt zu hoffen, dass die Macher sich ihrer Verantwortung bewusst sind und zeitnah mit weiteren Updates nachhelfen werden. Dies soll gerüchteweise noch im Juni geschehen. Falls nicht, wird sich ArmA II wohl in die zweifelhafte aber doch immer größer werdende Riege der „unfertigen Spiele mit prinzipiell großem Potential“ einreihen müssen.

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