AMD Phenom II X4 840 im Test: Ein Schaf im Wolfspelz

Volker Rißka
211 Kommentare
AMD Phenom II X4 840 im Test: Ein Schaf im Wolfspelz

Einleitung

AMD überrascht zum Jahresbeginn mit einer unerwarteten Neuvorstellung. Schien der Termin bis Donnerstag letzter Woche noch clever gewählt, weil AMD so einen Tag vor dem ursprünglich geplanten „Sandy Bridge“-Launch am 5. Januar 2011 die Aufmerksamkeit auf sich hätte ziehen können, wirkt die Vorstellung heute, dank Intels NDA-Änderung also einen Tag „zu spät“, nicht mehr ganz so gut gewählt.

Davon unberücksichtigt, werfen wir heute einen Blick auf beide Neuvorstellungen: den AMD Phenom II X4 840 sowie das neue Quad-Core-Flaggschiff, den Phenom II X4 975 Black Edition. Der Phenom II X4 975 hebt die Taktschraube des Flaggschiffs weiter an und sitzt fortan bei beachtlichen 3,6 GHz. Mehr hat sich allerdings nicht getan und so ist die auf den ersten Blick größte Neuerung an diesem Tage der Phenom II X4 840. Er vereint vier Kerne bei einem Takt von 3,2 GHz und hat unter der Haube noch weitere Überraschungen zu bieten.

Athlon II wird Phenom II

Vor 23 Monaten hatte AMD die ersten AM3-Prozessoren auf den Markt gelassen. Unter ihnen waren auch ein Phenom II X4 805 mit 2,5 GHz sowie ein X4 810 mit 2,6 GHz – die 800er-Serie. Einige Zeit später folgte das Modell X4 820 mit 2,8 GHz. Alle CPUs der 800er-Serie hatte eine wichtige Gemeinsamkeit: statt der vollen 6 MByte L3-Cache, die für einen auf „Deneb“ basierenden Prozessor normal waren, stand ihnen jeweils nur 4 MByte zur Verfügung. Dies hatte auf die Performance aber keine Auswirkung, denn die meisten Anwendungen/Spiele freuen sich, wenn eine gewisse Mindestmenge des schnellen Zwischenspeichers vorhanden ist.

„Propus“-Die
„Propus“-Die
„Deneb“-Die
„Deneb“-Die
Spezifikationen
Spezifikationen

Der Phenom II X4 840 schickt sich nun an, diese Serie fortzusetzen – zumindest dem Namen nach. Unter der Haube ist plötzlich allerdings vieles anders, denn der Phenom II X4 840 basiert auf dem „Propus“ und hat gar keinen L3-Cache mehr (Ein Phenom II hat laut AMDs Spezifikationen und der offiziellen Webseite immer L3-Cache vorzuweisen – bis heute zumindest). Vergleicht man ihn mit dem Athlon II X4 645, kommt man zu einer 99-prozentigen Übereinstimmung: „Propus“, vier Kerne, kein L3-Cache – einziger Unterschied sind 3,1 zu 3,2 GHz Takt. Der Phenom II X4 840 ist also eher ein Athlon II X4 650? Das Tool CPU-Z ist auf jeden Fall überfordert.

Athlon II X4 645 und Phenom II X4 840
Athlon II X4 645 und Phenom II X4 840
Athlon II und Phenom II
Athlon II und Phenom II
AMD Phenom II X4 840
AMD Phenom II X4 840
Cache des AMD Phenom II X4 840
Cache des AMD Phenom II X4 840

Die Misere wird deutlicher, wirft man einen Blick auf die Prozessorkennungen des bereits von uns getestete Athlon II X4 645 („ADX645WFK42GM“) sowie des Phenom II X4 840 mit („HDX840WFK42GM“). Die ersten sechs Ziffern dienen allein dem Namensschema: „A“ steht für Athlon, „H“ für Phenom, „D“ für Desktop und das „X645“ respektive „X840“ für die Prozessornummer. Hier unterscheiden sich beide CPUs verständlicher Weise. Was folgt, ist allerdings identisch. „WF“ besagt eine TDP von 95 Watt, das „K“ spricht für das AM3-Package. Die Ziffer „4“ steht für vier Kerne, die „2“ für 512 KByte L2-Cache pro Kern und keinen L3-Cache. Das „GM“ am Ende steht für das verwendete C3-Stepping. Abgesehen von der Nomenklatur und den Takt sind die Modelle also technisch identisch. Warum also ein neuer Name?

Mehrere Anfragen an AMD blieben in den letzten beiden Wochen (natürlich auch wegen des Weihnachtsfestes und Neujahr) unbeantwortet, ein Telefonat mit der PR-Agentur ergab keine weiteren Informationen. Auch dort konnte man uns nicht sagen, warum das Modell plötzlich so heißt, verwies nur auf das gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Dies ist sicher unbestritten – aber das hatte der Athlon II X4 auch.

Nach dieser etwas ausführlicheren Vorbetrachtung widmen wir uns auf den folgenden Seiten der Leistung des neuen Prozessors. Parallel dazu werden wir auch den X4 975 angeben, der ab dem morgigen Tag als AMD-Flaggschiff mit vier Kernen gegen die Intel-Prozessoren antritt. Da diese CPU aber mit einem kleineren Modell von uns simuliert wurde, stimmen zwar die ermittelten Performancewerte, nicht jedoch zwangsweise die Verbrauchsangaben.