Men of War: Vietnam im Test: Vom 2. Weltkrieg nach Vietnam

 3/4
Sasan Abdi
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Vietnam auf einen Blick (Forts.)

Fragt man nach Neuerungen, die über jene mit dem Setting-Wechsel zusammenhängende hinausgehen, so lässt sich sagen: Viel ist nicht passiert. Zu den unabhängigen Neuerungen sind deswegen vor allem kleine Verbesserungen zu zählen, wie beispielsweise die Möglichkeit, unterschiedliche Einheitentypen endlich in einem Tempo vorrücken zu lassen. Dennoch gilt: Sieht man von den mit „Vietnam statt 2. Weltkrieg“ verbundenen Veränderungen ab, so gestaltet sich der neue „Men of War“-Titel im Vergleich mit seinen Vorgängern als ziemlich konventionell.

Dabei hätte manche weitergehende Überarbeitung durchaus gut getan. Bestes Beispiel ist die KI bzw. Wegfindung. Diese funktioniert über weite Strecken des Spiels tadellos; manchmal hat man aber auch mit satten, in schwierigen Situationen besonders ärgerlichen Aussetzern zu tun. In dieser Hinsicht unterscheidet sich „Vietnam“ nach unserem Eindruck kein bisschen von „Assault Squad“ oder „Red Tide“, sodass es noch immer passieren kann, dass ein einzelner Soldat statt den befohlenen Rückzug anzutreten nochmal eine Ehrenrunde durchs gegnerische Sperrfeuer einlegt – schade, dass hier nichts passiert ist.

Die KI funktioniert in „Vietnam“ über weite Strecken ordentlich
Die KI funktioniert in „Vietnam“ über weite Strecken ordentlich

Gleiches gilt für die Steuerung. Diese hat die schwierige Aufgabe, die ohne Zweifel vorhandene Komplexität der Spielinhalte möglichst simpel handhabbar zu machen. Allein aus diesem Grund ist naheliegend, dass sie gerade zu Beginn nicht sonderlich leicht von der Hand geht. Ist die erste Zeit des Herumprobierens und Anpassens erst einmal überstanden, lässt sich „Vietnam“ aber weitgehend komfortabel steuern. In dieser Hinsicht hat man es ganz schlicht mit einer Übungssache zu tun: Während wir bei „Red Tide“ noch Probleme mit der „hakeligen Steuerung“ hatten, geht diese mittlerweile sehr flüssig von der Hand – obwohl sich so gut wie nichts geändert hat. Insofern muss man zugeben: Die Konzeption ist ordentlich, und Übung macht den Meister.

Im Multiplayer können die Missionen aus der Einzelspieler-Kampagne kooperativ nachgespielt werden. Dabei werden die jeweils verfügbaren Einheiten zu gleichen Teilen aufgeteilt, was theoretisch ein spannendes, durchaus eigenständiges Spielerlebnis ermöglicht – wichtige Voraussetzung ist dabei aber, dass die anderen Spieler sich auf in etwa gleichem Niveau bewegen, da die KI sonst sehr schnell Grenzen aufzeigt. Spieler-gegen-Spieler-Matches sind unverständlicherweise nicht möglich; in dieser Hinsicht stößt „Vietnam“ spürt man besonders, dass der Fokus eindeutig auf dem Einzelspielerpart liegt.

Technisch bewegt sich „Vietnam“ auf Höhe der Zeit; einen Unterschied zum visuell bereits ansprechenden „Men of War: Assault Squad“ lässt sich aber nicht ausmachen. Die Präsentation kann allerdings auch im Herbst 2011 noch überzeugen: Mit ansehnlichen Wasserspiegelungen (sofern man es nicht mit einem typischen, tiefbraunen Flusslauf zu tun hat), einem ordentlich in Szene gesetzten Dschungel, atmosphärischen Explosionen, einer nach wie vor sehr realistischen Physik und detailliert in Szene gesetzten Karten bekommt der Spieler visuell einiges geboten. Schade ist, dass die endlich vorhandenen echten Zwischensequenzen wenn auch inhaltlich sinnvoll und gelungen technisch eher an die 90er Jahre erinnern. Hier findet sich eine kleine, aber zu verschmerzende Schwäche.

Grafisch kann sich „Vietnam“ durchaus sehen lassen
Grafisch kann sich „Vietnam“ durchaus sehen lassen

Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass die aus „Assault Squad“ bekannten Optimierungsprobleme in „Vietnam“ kein Thema sind: Auf unserem praxisnahen Testsystem lief das Spiel bei 2 x AA, vollen Details und 1680 x 1050 mit 30 bis 50 Bildern pro Sekunde; nur in sehr fordernden Szenen mit heftigem Feuer und vielen Einheiten näherten sich die Bilderraten der für derlei Spielinhalte langsam kritischen 20 an.

Der Sound-Untermalung merkt man ab der ersten Minute an, dass auch sie aus dem 2. Weltkrieg in die Hippie-Zeit portiert wurde. Statt staatstragender Orchersterklänge wird man dementsprechend auch mal mit Rock und fast schon psychedelischen Lauten – „Apocalypse Now“ lässt grüßen – bedient. Hier hätte ein klein wenig mehr Varianz an Stücken zwar gut getan, doch passt die neue musikalische Untermalung ansonsten ganz hervorragend. Gleiches gilt übrigens nach wie vor für die knackigen, authenthischen Waffensounds: Auch hier gibt's nichts zu meckern.