Bodhi Linux mit E17 freigegeben

Ferdinand Thommes
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Bodhi Linux ist eine vom Ansatz her minimalistische Linux-Distribution, die auf Ubuntu aufsetzt. Als Fenstermanager bedient sich Bodhi 2.2.0, wie seine Vorläufer, des kürzlich nach 12 Jahren endlich in stabiler Version fertig gewordenen Enlightenment 17 (E17).

Als Grundlage für seine Veröffentlichungen setzt Bodhi Linux auf die Ubuntu-Versionen mit Langzeitsupport. Die jetzige Version 2.2.0 setzt also auf Ubuntu 12.04 LTS auf und aktualisiert vom Basis-System her lediglich den Kernel. Dieser ist bei der 64-Bit-Version von Kernel 3.7 abgeleitet, ebenso wie bei der 32-Bit-Version mit PAE-Unterstützung. Lediglich die 32-Bit-Variante ohne eingeschaltetes PAE kommt mit einem älteren Kernel der Reihe 3.2 daher.

Da Bodhi Linux geschaffen wurde, um die Desktop-Umgebung Enlightenment zu unterstützen und zu verbreiten, ist die Philosophie natürlich die von E17: Edles Design selbst bei knappen Hardware-Voraussetzungen. So soll Bodhi Linux auf Rechnern ab 300 MHz und 128 MByte RAM laufen und dabei lediglich rund 1,5 GByte auf der Festplatte belegen.

Beim Arbeiten mit Bodhi verleugnet dieses völlig seine Wurzeln bei Ubuntu. Es erlaubt sowohl auf älterer wie moderner Hardware ein sehr zügiges Arbeiten, wenn man sich von den mannigfaltigen Einstellungsmöglichkeiten nicht irritieren lässt. Bodhi Linux ist dank Enlightenment konfigurierbar wie keine andere Desktop-Umgebung. Da kann nicht mal das von den Hardwareanforderungen wesentlich hungrigere KDE SC mithalten.

Die mitgelieferte Softwareausstattung ist recht eingeschränkt, bringt aber für alle gängigen Aufgaben ein Programm mit. So finden sich als Dateimanager Pcmanfm, das von LXDE oder XFCE ebenso bekannt sein dürfte wie der Editor Leafpad oder Midori als Browser. Für die Paketverwaltung ist Synaptic mit an Bord, so dass fehlende Programme sehr einfach nachinstalliert werden können. Wer möchte, kann aber für diese und andere administrative Tätigkeiten ebenso die bewährten Debian-Konsolen-Werkzeuge einsetzen, denn effektiv liegt dem System ja Debian zugrunde.

Bodhi Linux kommt sinnvoll vorkonfiguriert und mit einer ansehnlichen Anzahl an vordefinierten Profilen und verschiedenen Themen auf den Rechner. Die Profile bieten jeweils stimmige Arbeitsumgebungen sowohl für Puristen als auch für die Liebhaber von grafischen Spielereien, für Desktop, Notebook und Tablet. Die mitgelieferten Themen sind meist etwas dunkel gehalten. Wem das nicht zusagt, der findet im Netz eine Vielzahl an Möglichkeiten, seinen Desktop individuell zu gestalten. Hier begibt man sich aber leicht in Gefilde, die viel Zeit kosten können, denn die extreme Konfigurierbarkeit fordert dann ihren Tribut. Andererseits kann man, wenn man Debian oder seine Derivate kennt, gleich nach der Installation produktiv loslegen.

Bodhi Linux spricht die verspielteren Naturen unter den Linux-Nutzern an. Selbst in der spartanischsten visuellen Ausstattung ist Bodhi immer noch stylisch. Wer also alte – oder auch neue – Hardware mit einem neuen Betriebssystem versorgen will, sollte einen Blick auf Bodhi Linux riskieren.

Die Images, die als Live-CD zum Ausprobieren und zusätzlich mit Installations-Programm ausgelegt sind, entsprechen bei Bodhi erstmals dem Hybrid-ISO-Standard. Das heißt, man kann sie einfach mittels dd, das auch für Windows zur Verfügung steht, bootfähig auf einen USB-Stick legen. Natürlich kann man dazu auch weiterhin Tools wie UNetbootin verwenden.

Die rund 550 MByte großen ISO-Images stehen auf der Seite von SourceForge zum Download bereit. Da Bodhi Linux 2.2.0 noch keine 24 Stunden alt ist, ist auf der Webseite des Projekts zum jetzigen Zeitpunkt noch die Vorgänger-Version verlinkt. Das wird sich bald ändern.