Amazon kauft Buchempfehlungs-Netzwerk Goodreads

Przemyslaw Szymanski
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Neben Yahoo scheint sich auch Amazon aktuell auf Einkaufstour zu befinden: Nachdem der Online-Versandhändler in der jüngsten Vergangenheit beispielsweise den polnischen Text-to-Speech-Spezialisten Ivona Software übernommen hatte, wird nun nun Goodreads akquiriert.

Dies geht aus einer Pressemitteilung von Amazon und einem Eintrag im unternehmenseigenen Blog des Buchempfehlungs-Netzwerks hervor. Mit der 2006 von Otis und Elizabeth Chandler gegründeten Goodreads-Plattform können Nutzer im Form eines sozialen Netzwerks für Bücherliebhaber unter anderem ihre eigene Literatursammlung eintragen, Bücher bewerten, Kritiken schreiben sowie verfolgen, welche Bücher die eigenen Freunde aktuell lesen. Das und ein Empfehlungs-Algorithmus, der Goodreads zufolge 20 Milliarden Datenbankeinträge analysiert, sollen den Usern interessante Bücher ans Herz legen. Inzwischen kann die Plattform eigenen Angaben nach 16 Millionen registrierte Anwender und rund 23 Millionen Buchbesprechungen vorweisen.

Goodreads gilt laut der New York Times als verlässliche, unabhängige Quelle für Buchempfehlungen, wohingegen Amazon in der Vergangenheit immer wieder mit manipulierten Besprechungen auf seinen Seiten zu kämpfen hatte. Nach dem Bekanntwerden der Übernahme wurden seitens der Mitglieder Befürchtungen laut, dass es beim sozialen Netzwerk für Literaturliebhaber unerwünschte Veränderungen geben könnte.

Dieser Sorge entgegneten der Goodreads-Mitgründer Otis Chandler und Russ Grandinetti, seines Zeichens verantwortliche für die Kindle-Inhalte bei Amazon, im Rahmen eines Interviews mit paidContent, in welchem sie ankündigen, dass die Plattform als unabhängiges Angebot bestehen bleiben soll. Goodreads wird laut Grandinetti als hundertprozentige Tochtergesellschaft in ähnlicher Weise wie die bekannte Filmdatenbank IMDb und der auf den Verkauf und Versand von Schuhen und Modeartikeln spezialisierte Online-Shop Zappos arbeiten – beide Plattformen gehören ebenfalls zum Online-Versandhändler.

Stattdessen sollen die Funktionen von Goodreads für die E-Book-Reader des US-amerikanischen Online-Versandhändlers optimiert werden. Des Weiteren möchte auch das soziale Netzwerk von der Übernahme durch Amazon profitieren, indem Nutzer laut den Angaben der Verantwortlichen zukünftig ihre Bücherbestände von Amazons aus importieren und möglicherweise auch gekaufte Bücher direkt auf Goodreads lesen werden können.

Die Übernahme soll laut Amazon voraussichtlich im zweiten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden. Einzelheiten zum Kauf, wie beispielsweise die Akquisitionssumme, werden von beiden Parteien jedoch nicht genannt.