Filco Majestouch Ninja Tenkeyless im Test: Hochpreisige mechanische Tastatur

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Martin Eckardt
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Tastencheck

Über die Charakteristika der verschiedenen MX-Schaltervarianten haben wir uns im Rahmen vergangener Tests bereits ausführlich ausgelassen. Die Pendants mit roter Codierung, welche für unsere Majestouch Ninja Tenkeyless verwendet werden, besitzen wie alle MX-Typen einen maximalen Anschlag von vier Millimetern in Kombination mit einer Signalauslösung auf halben Anschlagweg, wodurch ein vollständiges Durchdrücken der Tasten in der Praxis nicht notwendig ist. Die Taster mit rotem Stempel besitzen eine rein lineare Beziehung zwischen Kraft und Anschlagweg – es wird also weder ein akustisches noch ein taktiles Signal am Schaltpunkt generiert, wie es bei den blauen respektive braunen MX-Schaltern der Fall ist.

Insbesondere bei Spielern steht der lineare Anschlag der roten Schalter in Kombination mit der relativ geringen Federkraft hoch im Kurs. Jedoch wissen zuletzt auch immer mehr Vielschreiber die präzise Leichtgängigkeit und Vielseitigkeit dieser Schalterversion zu schätzen. Letztlich obliegt die Wahl des MX-Typs jedoch klar den persönlichen Präferenzen.

In der vorgestellten Version kommen rote MX-Schalter zum Einsatz
In der vorgestellten Version kommen rote MX-Schalter zum Einsatz
Linearer Anschlag ohne großen Widerstand kennzeichnet die roten MX
Linearer Anschlag ohne großen Widerstand kennzeichnet die roten MX
Die großen Tasten werden mit Costar-Stabilisatoren ausgestattet
Die großen Tasten werden mit Costar-Stabilisatoren ausgestattet

Trotz grundsätzlich identischer Schalterbestückung können sich die Tastaturen verschiedener Hersteller erheblich in ihrem Tippgefühl unterscheiden. Denn auch die Art der Schaltereinbindung, die Qualität der Gehäusekomponenten und nicht zuletzt die Beschaffenheit der Tastenkappen haben erheblichen Einfluss auf den vermittelten Gesamteindruck. In dieser Hinsicht rechtfertigt die Filco Majestouch ihren Mehrpreis im Vergleich zu vielen mechanischen „Spieler“-Tastaturen neuerer Bauart deutlich. Vibrationen, die durch das energische Tippen unweigerlich aufkommen, werden umgehend von der Platinen- und Gehäusekonstruktion der Filco absorbiert. Die Tasten sitzen spürbar stramm und exakt an ihren Positionen, das Spiel der Caps ist minimal, sodass in der Summe durch haptische, akustische und taktile Wahrnehmung während des Schreibens bereits ein ausgezeichneter Gütelevel suggeriert wird, den so nur wenige Tastaturen vermitteln können.

Charakter der linearen, roten MX-Schalter
Charakter der linearen, roten MX-Schalter
Tastenkappen im Filco-Stil sind mittlerweile weit verbreitet
Tastenkappen im Filco-Stil sind mittlerweile weit verbreitet
Montageregime der MX-Schalter bei Filco
Montageregime der MX-Schalter bei Filco

Die aus Kunststoff gefertigten Tastenkappen der Majestouch werden üblicherweise auf die Kreuzstempel der MX-Schalter gesteckt. Die größeren Tasten wie Enter, Backspace oder die Leertaste erfahren dabei durch beweglich gelagerte Drahtbügel, so genannte Costar-Stabilisatoren, entsprechende Führung, um auch bei nicht genau zentraler Betätigung leichtgängig und gleichmäßig in das Tastenbett einsinken zu können. Diese Art der Stabilisierung ist sehr wirkungsvoll und wird von den meisten Anwendern gegenüber der Cherry-Methode mit zusätzlichen, seitlich angeordneten Kreuzstempeln bevorzugt, bedarf unter Umständen jedoch einer gewissen Wartung. Denn Diatec/Filco spart hier etwas zu sehr an Schmiermittel, sodass die Backspace-Taste unserer Majestouch Ninja bereits nach wenigen Tagen ihren Dienst mit einem unangenehmen Quietschen kombinierte. Durch kurzes Entfernen der betroffenen Tastenkappe und entsprechendes Nachfetten der Stabilisatoren ist dieses Problem zwar schnell behoben, dennoch sind derartig vermeidbare Zwischenfälle insbesondere bei einem neu erworbenen Produkt unter der Kategorie ärgerlich zu verbuchen.

Ein Argument, welches im Zuge der Preisdebatte um mechanische Tastaturen immer wieder aktiviert wird, ist die Langlebigkeit der teuren Peripherien bei nahezu konstanten Anschlageigenschaften über die gesamte Lebensdauer, wodurch sich mit den Jahren der Nutzung eine gewisse Amortisation einstellt. In der Tat leiden die MX-Schalter, welche für etwa 50 Millionen Schaltvorgänge konzipiert sind, praktisch kaum unter Abnutzungserscheinungen. Daher sind in der Vergangenheit verstärkt die Tastenkappen als potentielle Langzeit-Spielverderber in den Fokus gerückt, wovon auch die Filco-Pendants betroffen sind.

Die mit Ausnahme der Leertaste zylindrisch ausgearbeiteten Majestouch-Tasten sind aus ABS-Kunststoff gefertigt und besitzen eine glatte, satinähnliche Oberflächenbeschaffenheit ohne fühlbare Grobstruktur. Dies führt, bei der Ninja-Variante unterstützt durch den fehlenden Top-Aufdruck, zunächst zu einem angenehm schmeichelnden Hautgefühl.

Filco liefert die Win-Kappen in zwei Varianten mit
Filco liefert die Win-Kappen in zwei Varianten mit
Detailblick auf die Beschriftungen und Oberflächen der Tasten
Detailblick auf die Beschriftungen und Oberflächen der Tasten
Detailaufnahme von Material für Kappen und Gehäuse
Detailaufnahme von Material für Kappen und Gehäuse

Allerdings klagen einige Filco-Majestouch-Anwender über ein entsprechend starkes Abnutzungsverhalten der Tastenkappen. So sollen die Oberflächen bei intensiver, dauerhafter Beanspruchung zunächst einen deutlichen Glanz entwickeln, bevor sich in fortgeschrittenen Stadien ein optisch wenig ansehnliches Abtragen der Oberschichten einstellt. In unserer zeitlich beschränkten Testphase von wenigen Wochen konnten wir ein derartiges Negativverhalten noch nicht beobachten. Dennoch sollten sich Interessierte über diesen potentiellen Qualitätsverlust, welcher durchaus von Anwender zu Anwender auch ob des unterschiedlichen Hautmilieus variieren kann, bewusst sein.

In erster Linie hat der Markt in Folge der großen Beliebtheit der Filco-Tastaturen darauf reagiert, sodass kompatible Key-Caps mittlerweile in nahezu allen denkbaren Farb- und Beschriftungsvarianten auch aus beständigerem PBT-Kunststoff nachgekauft werden können. Die Preise für einen vollständigen Satz sind dabei jedoch durchaus üppig. Deutlich begrüßenswerter wäre natürlich eine entsprechend ausdauerndere Standardbestückung seitens des Herstellers.

Filco hat sich mit der Ninja-Version der Majestouch eine andere Alternative überlegt. Durch die Verlegung der aufgedruckten, deutlich spürbaren Tastenbeschriftungen von der Kappenober- an die Stirnseiten werden unerwünschte Effekte der Verfärbung oder Abnutzung zumindest von der Beschriftung der Tasten ferngehalten, da kein direkter Fingerkontakt mehr stattfindet. Darüber hinaus erzielt Filco durch die nur unter bestimmten Betrachtungswinkeln sichtbaren Beschriftungen eine relativ individuelle und interessante Optik mit gewisser „Blank“-Anmutung. In der Praxis leidet insbesondere bei schlechten Lichtbedingungen die Lesbarkeit der Beschriftungen etwas unter der ungewöhnlichen Positionierung.