Neverwinter im Test: Das Do-It-Yourself-MMORPG

 4/4
Sasan Abdi
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Fazit

Es ist erstaunlich, dass „Neverwinter“ bisher so wenig Aufmerksamkeit zuteil wurde, denn immerhin schickt sich hier ein erfahrenes MMOG-Studio an, eine potente Marke in das viel beachtete Segment zu portieren. Dieses Unterfangen ist im Großen und Ganzen gut geglückt, auch wenn der Teufel im Detail steckt.

Zunächst stellt sich die allgemeine Frage, wen der tendenziell übersättigten Genre-Freunde Cryptic und Perfect World ansprechen möchte. Betrachtet man nämlich das Spielerische, muss man sagen: Innovativ geht anders! Als kleine Einschränkung kann zwar immerhin die auf den ersten Blick gelungene Foundry angeführt werden; bei den großen Linien folgen die Macher aber einfach dem Genre-Standard, weswegen sich „Neverwinter“ gut anfühlt, aber zumindest in puncto Spielmechanik überhaupt nicht berauscht.

Neverwinter im Test

„Spielmechanik“ ist ohnehin ein wichtiges Stichwort, denn die starke Action-Betonung dürfte konservativere Spieler verschrecken. An dieser Stelle, aber auch beim simplen Fähigkeitensystem und mit Blick auf die geringen Erkundungsanreize, macht sich stark bemerkbar, dass „Neverwinter“ zulasten der Komplexität möglichst zugänglich sein soll, wobei sich festhalten lässt: Auch dieser Anspruch ist gelungen, dürfte aber dem „Core“ der potentiellen Spielerschaft eher missfallen.

Insofern bleibt abzuwarten, welchen Erfolg der neue Mitbewerber haben wird. Einem ordentlichen Start steht dennoch nicht viel im Wege. Gut möglich, dass das nach wie vor tragende „Neverwinter“-Setting, die guten frühen Cryptic- und die ersten Foundry-Inhalte eine kleine Flut an Ausprobierern anziehen wird, wobei zu einem guten Teil allein schon der kostenlose Charakter des Spiels einige Anziehungskraft ausüben dürfte.

Interessant wird es dann, wenn für die so entstehende Community nach der Anfangszeit die Details relevanter werden. Dann wird sich entscheiden, welchen Einfluss „Zen“ und die Pay-to-Win-Gefahr tatsächlich haben, ob Cryptic neben der Foundry wirklich genug eigene Inhalte liefert und welche Motivationen vom End-Game-Inhalt ausgehen.

Bezüglich dieser potentiellen Probleme kann man aktuell allerdings nur vage Vermutungen anstellen, sodass die abschließende Empfehlung lautet: „Neverwinter“ begeistert zwar nicht, stellt aber durchaus zufrieden, weswegen ein jeder Genrefreund unbedingt den kostenlosen Blick wagen sollte.

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