Roccat Ryos MK Glow im Test: Schmutzempfindlich trotz Schmutzresistenz

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Max Doll
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Äußerlichkeiten

Design und Layout der Ryos sind in Grundzügen bereits von der Isku bekannt. Dazu zählen die linksseitig des Chassis zu findenden Makro-Tasten ebenso wie die Daumentasten, die – konträr zur übrigen Ausstattung – auf Mikro-Schalter mit einer Lebensdauer von etwa 3 Millionen Anschlägen bauen. Weitere Änderungen betreffen die Zusatztasten für System- und Medien-Shortcuts, welche nun als Zweitbelegung auf die „F“-Tastenreihe gelegt wurden. Einhändig sind daher lediglich die Bedienelemente für die Musikwiedergabe optimal zu erreichen. Unverständlich bleibt in diesem Zusammenhang, warum zwar die Status-LEDs oberhalb der Pfeiltasten platziert wurden, der somit gewonnene Platz aber nicht mit weiteren Schaltern für Medien-Funktionen belegt wird.

Lieferumfang: Kurzanleitung
Lieferumfang: Kurzanleitung
Makro-Tasten und Lautstärke-Steuerung
Makro-Tasten und Lautstärke-Steuerung
Medien-Shortcuts und Zusatzfunktionen
Medien-Shortcuts und Zusatzfunktionen

Die Oberfläche des Gehäuses greift auf verschiedene Materialien zurück, die ein breites Qualitätsspektrum abdecken. Während die integrierte Handballenauflage aus mattem Kunststoff mit minimal strukturierter Oberfläche besteht, wird der Bereich um die Tastenblöcke mit einer Oberfläche besetzt, deren glänzende Mikropunkte optisch für Akzente sorgen und sich gleichzeitig mit hoher Schmutzresistenz hervortun. Die quasi glatte Oberfläche in diesem Bereiches vermittelt zudem einen besonders wertigen Eindruck. Beide Bereiche werden jedoch von einem Streifen schwarz glänzenden Kunststoff der günstigeren Art getrennt, was Schmutz und Kratzern punktuell einen hervorragenden Angriffspunkt bietet. Berührungen lassen sich hier im Alltag kaum vermeiden. Die Einpassung des Zierelementes geht zudem einher mit Fugen, welche Intensität und Frequenz der Reinigungsintervalle erhöhen.

Durch zahlreiche Gummiauflagen findet die Ryos selbst auf rutschigeren Untergründen guten Halt, was aufgrund der ebenfalls gummierten Hochstellfüße unabhängig der Aufstellung gilt. Deren geringer Einfluss auf den Anstellwinkel ist dem breiten Gehäuse geschuldet, das durch seinen großzügigen Rahmen nicht nur wuchtig wirkt, sondern auch die Abmessungen in die Höhe treibt. Grundsätzlich ist dabei das – gut verarbeitete – Chassis aller Ryos-Varianten identisch, sowohl die Durchbrüche für das dickere Kabel als auch die I/O-Ports der 170 Euro teuren „Ryos MK Pro“ sind bereits angelegt und können nach Bedarf genutzt werden. Das Topmodell bietet neben USB-2.0- und Audio-Ports zudem eine frei und mit zahlreichen Effekten konfigurierbare Beleuchtung. Die Einstiegsversion ohne Namenszusatz für rund 100 Euro verzichtet dagegen auf eine Beleuchtung abseits der Daumentasten.

Aufgrund der verbauten MX-Schalter sitzen die LEDs im oberen Bereich der dazugehörigen Kappen, welche wie üblich aus transparentem, beschichtetem Kunststoff gefertigt werden. Diese Anordnung bedingt die ungleichmäßige Ausleuchtung der Caps im Bereich der Sekundärbeschriftungen, der auch Roccat nicht vorbeugt. Die Helligkeit bietet dabei umfangreiche Reserven und kann bei Nichtbenutzung der Tastatur automatisch gedimmt werden. Abgesehen von der nur selten umgangenen Problematik um die Ausleuchtung treffen die Daumentasten je nach Blickwinkel und Leuchtstärke nicht immer ganz den Farbton der Primärtasten, sie sind überdies nicht regelbar – beide Aspekte fallen jedoch nicht zwingend ins Auge und machen sich allenfalls dezent bemerkbar.

Alltagserfahrungen

Durch die taktilen MX-Schalter des Typs „Black“ (ausführliche Betrachtung) mit linearer Charakteristik und einem Auslösegewicht von rund 60 Gramm Kraftaufwand tippt es sich auf der Ryos MK Glow wie auf jeder anderen Tastatur dieser Schalterausstattung. Durch den nicht akzentuierten Signalpunkt steigt dabei mithin die Schreibgeschwindigkeit, während das Auslösegewicht das Durchschlagen der Schalter im Sinne eines „hämmerndes“ Schreibverhaltens über ihren gesamten Hubweg erschwert und auf diese Weise dabei hilft, die Geräuschemissionen zu senken. Die Kehrseite dieser Eigenschaft liegt, abhängig vom Schreibstil, in der potentiell schnelleren Ermüdung.

Cherry MX „Black“ (Funktionsskizze: Lethal Squirrel, Diagramm: Cherry)
Cherry MX „Black“ (Funktionsskizze: Lethal Squirrel, Diagramm: Cherry)

Die von Roccat empfohlene angestellte Position des Chassis erwies sich auch im Testbetrieb als die bessere Position, wobei die Tastenreihen dennoch einen vergleichsweise flachen Winkel beibehalten. Mit der breiten Handballenauflage steigt zudem der Bedienkomfort, allerdings potentiell nicht für alle Nutzer: Die Auflage schließt nicht glatt mit dem Boden ab, sodass sich besonders große Hände oder Nutzer flacher Auflagepositionen unter Umständen an der kleinen Stufe zum Untergrund hin stören könnten – sofern der Handballen tatsächlich aufliegen soll, stört der Effekt.

Wie bei der Isku sind die haptisch differenzierbaren Daumentasten eine praktische und ergonomisch gut erreichbare Ergänzung des Standardlayouts, da sie sich auch im Office-Betrieb aus Normalposition erreichen lassen. Der Widerstand fällt subjektiv jedoch eine Spur zu Hoch aus, sodass zwar versehentliche Signalübertragungen unmöglich werden, die Betätigung aber sehr bewusst erfolgen muss, was den Arbeits- und Spielfluss tendenziell stört. Ansonsten schreibt Roccat Flexibilität in etwas größeren Buchstaben; fast alle über die FN-Taste erreichbaren Funktionen, die sich neu belegen lassen, sind auch für die Makro-Schalter verfügbar, wobei ein spezifisches Windows-Profil markiert werden kann. Zudem lässt sich über die „Easy Shift“-Funktion jede Taste, ausgenommen „Escape“, mit einer Sekundärfunktion programmieren – eine praktische Sache, um die Tastatur mit nur kleinen Einbußen bei der Nutzbarkeit voll zu programmieren.

Schmierbeständig und dennoch glänzend – dieser Spagat gelingt der Ryos zumindest an den Stellen mit genoppter Mikro-Oberfläche tatsächlich gut. Diese fasst sich nicht nur angenehm an, sondern bleibt optisch auch nach längerer Zeit im Betrieb noch unauffällig sauber, was in kleinerem Maßstab auch für die herkömmlich matt ausstaffierte Handballenauflage gilt. Auf die gesamte Tastatur trifft diese Beschreibung nicht zu; anfällige „Klavierlack“-Elemente nebst Fugen, die gleichwohl nicht übermäßig tief und somit wischfreundlich bleiben, schränken die theoretisch positive Bilanz ein.

Mikroschalter für die Daumentasten
Mikroschalter für die Daumentasten

Das angegebene, unbegrenzte Key-Rollover erreicht die Ryos MK Glow nicht ohne Weiteres. Zwar werden eine Vielzahl von Tasteneingaben gleichzeitig erkannt, nicht jedoch wenn diese auch gleichzeitig gedrückt werden. In diesem Fall liegt das Limit des Möglichen niedriger – ob die Tastatur wirklich „N-KRO“-fähig ist, ließ sich mit nur zwei Händen daher nicht nachstellen, das mit einem gewissen Maß an Zuverlässigkeit erreichte Limit lag hier bei etwa 30 Tasten.

~30-Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten)
~30-Key-Rollover („KRO“, Anzahl gleichzeitig zu drückender Tasten)

Software

Die Software der Ryos MK Glow wirkt deutlich schlanker und übersichtlicher also noch die Version der „Isku FX“. Dies liegt zum Einen im etwas reduzierten Funktionsumfang, zum Anderen in der nun übersichtlicher gestalteten Tastenbelegung begründet, welche nun mit einem anstelle von drei Tabs auskommt. Die Tastenbelegung selbst hat dank klickbarer Übersichtsdarstellung deutlich an Komfort gewonnen und ist nun deutlich intuitiver. Lediglich die über ein Drop-Down-Menü realisierte Verwaltung von Makros wirkt durch die bereits vorinstallierte, deutlich vergrößerte Auswahl bereits nach der Installation unübersichtlich.

Eine Besonderheit der Ryos liegt in ihrer „Easy Shift“-Funktionalität, die es ähnlich der FN-Taste über den „Caps Lock“-Schalter erlaubt, jede Taste mit einer Sekundärfunktion zu versehen. Die primäre Belegung kann hingegen zwar geändert werden, erlaubt aber nur den Austausch einzelner Buchstaben – der erweiterte Funktionsumfang, unter anderem mit Makros und Shortcuts, kann abseits der dediziert zu diesem Zweck angefügten Zusatztasten nur über Easy Shift genutzt werden. Zumindest in klassischer „WASD“ oder „ESDF“-Position lässt sich das System gut für alle einhändig erreichbaren Tasten nutzen; wird gleichzeitig eine zu Roccat „Talk“ kompatible Maus eingesetzt, kann Easy Shift auch über diese aktiviert werden, was das Feature nochmals aufwertet. Auch die Ryos nutzt zudem die „Roccat-Stimme“ zur Ansage verschiedener Funktionen.

Roccat Isku FX – „Roccat-Stimme“

Mit Im- und Export-Optionen für Makros und Profile lässt die Ryos keine Wünsche offen; auch der Autostart von Profilen für gleich mehrere Programme gefallen. Roccat liefert allerdings keine Argumente, die von den Vorteilen des Makro-Systems in Mainstream-Spielen überzeugen: Die vorgefertigen Sequenzen beinhalten überwiegend einfache Standardfunktionen die ohnehin gut zu erreichen sind, erhöhen also größtenteils nur die Flexibilität der Tastenbelegung. Hier muss der geneigte Nutzer weiter selbst in die Tasten greifen und sinnvolle Anwendungszwecke bestimmen. Der im Vergleich mit der Isku vereinfachte Editor zur Makro-Erstellung verzichtet nunmehr auf eine „Advanced“-Funktionsebene und beschränkt sich auf vergleichsweise einfaches Erstellen und Editieren per Aufnahme-Funktion, welches alternativ auch on-the-fly von Statten geht. Zwei Megabyte Speicher stellen dabei Kapazitäten für maximal 112 Makros pro Profil bereit.

Roccat Ryos MK Glow – Software
Die Software auf einen Blick