E-Books: dtv setzt zukünftig auf Wasserzeichen statt hartes DRM

Michael Schäfer
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E-Books: dtv setzt zukünftig auf Wasserzeichen statt hartes DRM

Bereits Anfang des Jahres benannte der Vorsteher des Branchenverbandes Börsenverein, Heinrich Riethmüller, den harten Kopierschutz für E-Books als großes Hindernis für den Buchmarkt und sprach sich für eine Abkehr aus. Dem Aufruf folgt nun mit dtv ein weiterer großer Verlag.

Wie der Buchreport berichtet, sieht dtv den Entschluss im hohen Supportaufwand bei den E-Book-Verkäufen begründet. Mit der Abkehr vom harten DRM sollen der Erwerb und die Verwendung digitaler Bücher für den Kunden komfortabler gestaltet und die Kosten für den Verlag und den Händler verringert werden. Wie hoch der Aufwand besonders für Händler geworden ist, zeigte die von Michael Riethmüller, Geschäftsführer der Buchhandlung RavensBuch, initiierte Diskussion, in Zukunft die entstandenen Beratungskosten von den Verlagen zurückzufordern.

Ab dem 1. Mai soll das komplette E-Book-Programm von dtv mit 1.471 Titeln nur noch per Wasserzeichen geschützt werden, darunter unter anderem die aktuellen Bestseller von Jussi Adler-Olsen oder John Williams. Auch wenn das Vorhaben überraschend wirkt, wurde die technische Umsetzung bereits seit einigen Monaten erfolgreich getestet, so dass die Umstellung nur einen letzten Schritt darstellt.

Mit dem dtv hat sich nun ein weiterer großer Verlag gegen das Rechtemanagement von Adobe entschieden. Erst Anfang März gab DuMont bekannt, in Zukunft ebenfalls auf hartes DRM zu verzichten. Damit setzen mittlerweile ein Großteil der Verlage verstärkt auf Benutzerfreundlichkeit anstatt auf strikte Vorgaben, darunter auch Bastei Lübbe, Hoffmann und Campe, Oetinger oder Reclam.

Nicht erfreulich dürfte sich diese Entwicklung hingegen für Adobe gestalten: Das Unternehmen hatte noch Anfang 2014 ein neues Rechteverfahren mit der Ankündigung vorgestellt, dieses ab dem Juli 2014 verpflichtend einzusetzen. Erst nach erheblichem Druck seitens der Geschäftskunden, welche vor allem Inkompatibilitäten zu alten, nicht mehr mit Updates versorgten Lesegeräten und somit auch Umsatzeinbußen befürchteten, sah Adobe von den Plänen ab. Dennoch gab ein Sprecher des Konzerns noch im Oktober des letzten Jahres im Rahmen der Frankfurter Buchmesse an, dass hartes DRM bei den Verlagen nach wie hoch im Kurs stehe. Zwar dürften Verleihdienste wie die Onleihe alleine aufgrund der vorgegebenen Leihfristen der digitalen Bücher auch weiterhin auf die Dienste von Adobe setzen, dennoch würde das Betätigungsfeld des Unternehmens mit der anhaltenden Entwicklung merklich schrumpfen.