Intel Skylake-EP/EX: 28 Kerne, Sechs-Channel-RAM, AVX-512 und UPI

Volker Rißka
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Intel Skylake-EP/EX: 28 Kerne, Sechs-Channel-RAM, AVX-512 und UPI

Ein 12-seitiges Dokument gibt Aufschluss über Intels Ambitionen im Servergeschäft: Mit Skylake-EP sollen in neuer Architektur und 14-nm-Fertigung bis zu 28 Kerne pro Prozessor geboten werden, hinzu kommen ein Sechs-Kanal-Speicherinterface, Unterstützung für AVX-512 und ein neues UPI als QPI-Nachfolger.

Nicht weniger als den „größten Fortschritt seit der Nehalem-Plattform“, die Ende 2008 vorgestellt wurde, verspricht Intel in der Präsentation, die auf eine Einführung der CPUs in gut zwei Jahren abzielt. Skylake-EP/EX-CPUs sollen nicht nur durch bis zu 28 Kerne, sondern auch eine massive Erhöhung der Speicherbandbreite bei gleichzeitig gesteigerter Kapazität auftrumpfen. Das neue Interface UPI tritt die Nachfolge von QPI an. Dies soll verhindern, dass die Kommunikation zwischen den auf einem neuen Sockel sitzenden CPUs zum Flaschenhals wird. Denn die Purley-Plattform tritt nicht nur das Erbe der aktuellen Grantley-Plattform (Xeon E5) an, sondern auch der High-End-Maschinerie Brickland (Xeon E7) für den Markt der skalierbaren Systeme mit 2, 4, 8 oder noch mehr Prozessoren.

Interessant sind dabei die Details, die die Präsentation nur in ganz groben Zügen anspricht. Während die Vorteile von AVX-512 von Intel bereits in den letzten Jahren erläutert wurden und dabei klar wurde, dass diese erst mit Knights Landing und dann mit den Skylake-Server-Prozessoren kommen werden, ist das Speicherinterface eine der interessantesten neuen Entwicklungen. Intels Folie spricht von nicht weniger als einer komplett neuen Speicherarchitektur, die nicht nur sehr schnell ist und massive Kapazitäten verspricht, sondern auch noch günstig sein soll. Sollten sich diese Aussagen als wahr herausstellen, könnte Intel einem der großen Probleme der IT, dem Speicher als einer der größten Schwachstellen der heutigen Zeit, effektiv begegnen.

Aufwertungen wird es aber auch in anderen Bereichen geben. Während die Anzahl der PCI-Express-Lanes des Prozessors auf 48 anwachsen soll, wird der Chipsatz noch einmal weitere 20 Lanes bieten – ebenfalls nach PCI-Express-3.0-Spezifikation. Diesen neuen Weg der deutlich zahlreicheren Lanes geht Intel auch mit den Skylake-Prozessoren für den Desktop, die dort gemeinsam mit der neuen 100er-Chipsatzserie an den Start gehen werden. Der bei den Server-Varianten eingesetzte PCH mit dem Codenamen Lewisburg wird per DMI3 mit der CPU kommunizieren und ansonsten die erweiterte aktuelle Kost an Anschlüssen von maximal 14 SATA-6-Gbit/s- sowie zehn USB-3.0- und 14 USB-2.0-Ports bieten. Die Purley-Plattform soll so für alle anstehende Marktsegmente gewappnet sein.

Die Roadmap hält zudem noch weitere Details parat, die zum großen Teil aber bereits bekannt sind. Vor den Skylake-Server-Prozessoren werden bekanntlich noch die Broadwell-EP/EX das Zepter von den aktuellen Haswell-EP/EX übernehmen. Erstmals gibt es auch für diese Neuling einige Details: Während Broadwell-EP eine kleine Steigerung von maximal 18 Kerne mit Haswell-EP auf dann maximal 22 erfahren wird, hebt sich Intel den Vollausbau wieder für die EX-Serie auf – in diesem Fall 24 Kerne.

Zum kürzlich erfolgten Start von Haswell-EX hatte Intel erklärt, dass die ungewöhnliche Konfiguration von 4+4+4+6 beim Vollausbau in Zukunft noch problemlos erweitert werden könne. Angesichts des Fertigungsschritts von 22 auf 14 nm dürfte sich der zusätzliche Platzbedarf dabei sogar in Grenzen halten, beispielsweise bei fiktiven 5+5+5+7 Kernen. Denn eines bleibt bei den Broadwell-Server-CPUs erhalten: Die Plattformen an sich werden übernommen, Änderungen am Umfeld gibt es also keine.

Apropos Plattformen: Der Fahrplan von Intel offenbart auch noch Pläne für andere Bereiche. Die Groveport-Plattform, die Intel auch ganz offiziell auf der Homepage in den Roadmaps führt, wird Knights Landing zum Ende des Jahres in den Handel bringen. Passend zu den High-End-Skylake-CPUs plant Intel aber auch noch einen Workstation-Ableger. Hinter Basin Falls sollen sich Skylake-Prozessoren für 1-Sockel-Systeme verstecken, die durch einen anderen Sockel sowie den Chipsatz mit Codenamen Kaby Lake ergänzt werden. Bisher wurde Kaby Lake als ein Nachfolger oder Bestandteil von Cannonlake gesehen, also dem eigentlich geplanten Nachfolger von Skylake. Eventuell bezieht sich dies aber auch nur auf einen Teil des Chipsatzes oder der integrierten Grafik, denn auch für Skylake-EP/EX soll es Optionen für das Grafik- und Media-Transcoding von Cannonlake geben, wie das erste Slide offenbarte. Wie das aussehen soll, ist jedoch völlig unklar.

Was von den Plänen deshalb am Ende zutreffend ist, werden die kommenden Monate und Jahre zeigen. Denn während einige der Ausführungen und Codenamen bereits vermutet wurden und auch realistisch anmuten, sind es andere Bereiche, in denen die Informationen komplett neu und durchaus gravierender Natur sind. Für AMDs kommende Zen-Architektur, die ab 2017 ebenfalls wieder groß im Servergeschäft Fuß fassen will, scheint die Aufgabe nach diesem Informationspaket jedoch keine leichte zu werden.

Folien auf Bitten von Intel entfernt.