The Witcher 3: Grafikkarten, Prozessoren und Kantenglättung im Test

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Wolfgang Andermahr
428 Kommentare

Die Kantenglättung

Viele neue Spiele bieten einen Dschungel an möglichen Anti-Aliasing-Verfahren an, in The Witcher 3 ist es genau andersherum. Mehr als „an“ oder „aus“ gibt es nicht. Und hinter der aktivierten Einstellung verbirgt sich mit FXAA ein Post-Processing-Verfahren. Dieses ist zwar nicht für eine besonders hohe Qualität bekannt, dennoch ist das Ergebnis ordentlich.

Denn, anders als zum Beispiel Project Cars, hält sich das Flimmern grundsätzlich in Grenzen. FXAA schaltet dieses zwar nicht ganz aus, verringert es aber auf ein ertragbares Maß – FXAA ist mit einer temporalen Komponente versehen, sodass auch die Vegetation bearbeitet wird. Ein wirklich sauberes Bild bekommt man jedoch nur durch höhere Auflösungen. Sei es durch eine höhere native Auflösung oder mittels Downsampling.

Anti-Aliasing – 1.920 × 1.080
  • GeForce GTX 980 OC-Karte:
    • Aus
      50,0
    • FXAA
      49,1
  • Radeon R9 290X OC-Karte:
    • Aus
      44,7
    • FXAA
      44,1
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Post-Processing-Kantenglättungen kosten generell wenig Leistung. So verliert die Radeon R9 290X zum Beispiel nur ein Prozent der vorhandenen Geschwindigkeit. Bei der GeForce GX 980 fällt die Differenz mit zwei Prozent kaum höher aus.

Nvidia GameWorks

Die zwei wichtigsten GameWorks-Techniken in The Witcher 3, Umgebungsverdeckung und HairWorks, lassen sich aus- und anschalten. Die Umgebungsverdeckung kann komplett abgeschaltet werden, alternativ gibt es zu Nvidias HBAO+ das spieleigene SSAO. HBAO+ weiß optisch im Rollenspiel klar am besten zu gefallen. Bei klassischem SSAO fehlen sichtbar einige Schattierungen beziehungsweise diese sind nur angedeutet. Ohne jegliche Umgebungsverdeckung leidet die Optik deutlich.

Für HairWorks gibt es zwei Einstellungen: Entweder werden die realistischeren Haare nur auf Geralt selbst angewandt oder alternativ auf Geralt, das Pferd und einige Gegner. Die HairWorks-Integration in The Witcher 3 ist gelungen. Allerdings ist die wehende Mähne bei Geralt selbst eher Beiwerk: Zwar nett anzusehen, außer in Zwischensequenzen macht jedoch auch das Standard-Haar einen guten Eindruck. Bei einigen Gegnern weiß das GameWorks-Element mehr zu gefallen. Teilweise wirkt der Effekt zwar übertrieben, doch sieht man viele einzelne Haare viel zu selten in modernen Spielen.

Nvidia GameWorks – HBAO+
  • AMD Radeon R9 290X OC-Karte:
    • Keine Umgebungsverdeckung
      46,5
    • SSAO
      45,4
    • Nvidia HBAO+
      44,1
  • Nvidia GeForce GTX 980 OC-Karte:
    • Keine Umgebungsverdeckung
      51,7
    • SSAO
      49,9
    • Nvidia HBAO+
      49,1
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

HBAO+ kostet sowohl auf der GeForce GTX 980 als auch auf der Radeon R9 290X im Vergleich zur deaktivierten Umgebungsverdeckung gleich viel Leistung: Fünf Prozent. Und auch bei klassischem SSAO sieht es nicht anders aus. Da HBAO+ optisch am schönsten ist und nicht viel Leistung kostet, sollte die Nvidia-Technik unabhängig von der Grafikkarte durchweg genutzt werden.

Nvidia GameWorks – HairWorks
  • AMD Radeon R9 290X OC-Karte:
    • Normale Haardarstellung
      44,1
    • Nvidia HairWorks (Geralt)
      28,2
    • Nvidia HairWorks (Komplett)
      28,0
  • Nvidia GeForce GTX 980 OC-Karte:
    • Normale Haardarstellung
      49,1
    • Nvidia HairWorks (Geralt)
      40,8
    • Nvidia HairWorks (Komplett)
      40,0
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Bei HairWorks gibt es dann einen großen Unterschied zwischen AMD- und Nvidia-Grafikkarten. Bereits die GeForce GTX 980 verliert deutlich an Performance. Auf die Hauptfigur angewandtes HairWorks kostet spürbare 17 Prozent Geschwindigkeit. Die Performance auf durchweg angewandtes HairWorks lässt sich aufgrund nicht identischer Szenen nicht sinnvoll messen. Sind keine Gegner mit Fell in Sicht, bleibt die Geschwindigkeit gleich. Das Pferd kostet dagegen nur minimal an Leistung.

Auf der Radeon R9 290X bricht die Leistung noch massiver ein. Satte 36 Prozent Frames verliert die AMD-Grafikkarte, rund doppelt so viel wie das Nvidia-Produkt. Laut Nvidia hängt das mit der deutlich höheren Tessellation-Leistung der Maxwell-Grafikkarten zusammen. AMD wiederum argumentiert, dass die Catalyst-Treiber nicht ordentlich auf GameWorks-Elemente optimiert werden können. Wo die Wahrheit genau liegt, ist unklar – wahrscheinlich irgendwo in der Mitte.

Die Detailstufen

The Witcher 3 benötigt eine schnelle Grafikkarte. Wer die nicht hat, muss unweigerlich die Detailstufen verringern. In The Witcher 3 kann der Spieler dabei aus vorgegebenen Detailstufen-Presets wählen. Optisch ist die maximale Detailstufe dem Hohen-Details-Preset sehr ähnlich. Während bei der maximalen Detailstufe HBAO+ aktiv ist, ist dies bei den hohen Details deaktiviert und stattdessen SSAO aktiviert. HairWorks ist aufgrund des großen Leistungshungers durchweg abgeschaltet. Die Geschwindigkeit bei hohen Details steigt im Vergleich zu maximalen Details auf der Radeon R9 290X um satte 48 Prozent an, auf der GeForce GTX 980 sind es gar 52 Prozent. Nutzt man das Hohe-Details-Preset und aktiviert zusätzlich HBAO+, geht kaum Geschwindigkeit verloren, optisch wirkt das Bild aber nur bei genauem Hinsehen schlechter als mit maximalen Details.

Performance mit reduzierten Details – 1.920 × 1.080
  • Radeon R9 290X OC-Karte:
    • Low
      105,2
    • Medium
      81,1
    • High (ohne Hairworks)
      65,1
    • Maximum (ohne Hairworks)
      44,1
  • GeForce GTX 980 OC-Karte:
    • Low
      132,1
    • Medium
      100,0
    • High (ohne Hairworks)
      74,4
    • Maximum (ohne Hairworks)
      49,1
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Die beiden anderen Presets, Medium und Low, verringern die Bildqualität spürbar. Beim Medium-Preset werden die Bodentexturen sichtbar matschiger. Vor allem, wenn man näher an Objekte herangeht, fallen die fehlenden Details auf. Zudem fehlt die Kantenglättung, sodass das Bild deutlich stärker flimmert. Als Ausgleich erhöht sich die Geschwindigkeit um weitere 25 (AMD) beziehungsweise 34 Prozent (Nvidia).

Die niedrigste Detailstufe macht optisch noch einmal einen Schritt zurück. Die Umgebungsverdeckung fehlt komplett, die Texturen werden sehr unscharf, die Vegetation wird sichtbar weniger und die Sichtweite ist reduziert – das Spiel sieht nicht mehr schön aus. Die Performance steigt um weitere 30 (AMD) und 32 Prozent (Nvidia) an.

Fazit

Wer The Witcher 3 in seiner vollen (und sehr guten) Grafikpracht erleben möchte, benötigt eine sehr schnelle Grafikkarte. Unter einer GeForce GTX 970 oder einer Radeon R9 290 ist dies kaum möglich. Bis hinab zum High-Preset bei manuell angeschaltetem HBAO+ verliert The Witcher 3 jedoch kaum an Qualität und legt gut an Leistung zu – ohne jedoch GPU-schonend zu werden. Weitere Detailreduzierungen sind dann nur mit einem sichtbaren Verlust an Qualität möglich.

Der verwendete Prozessor spielt jedoch so gut wie keine Rolle, selbst ein Intel Core i3 reicht für The Witcher 3 in Verbindung mit einer schnellen Grafikkarte aus. Selbst günstige CPUs ermöglichen so dieselbe Leistung wie übertaktete Top-Prozessoren.

Die HairWorks-Integration als Teil von Nvidias GameWorks ist ein Kapitel für sich. Sie ist optisch zwar gelungen, kostet aber enorm viel Leistung, selbst auf Grafikkarten von Nvidia. Nur die GeForce GTX 980 und die GeForce GTX Titan X schaffen dies in Full HD noch flüssig. Die AMD-Grafikkarten brechen durchweg stark ein.

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