Breitbandausbau: Die umstrittenen Vectoring-Pläne der Telekom

Andreas Frischholz
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Breitbandausbau: Die umstrittenen Vectoring-Pläne der Telekom
Bild: Deutsche Telekom

Einleitung

Der Breitbandausbau ist eines der großen Ziele in der digitalen Agenda der Bundesregierung, bis 2018 sollen Anschlüsse mit 50 Mbit/s flächendeckend verfügbar sein. Allerdings gibt es kaum Vorgaben, wie der Breitbandausbau technisch realisiert werden soll. Stattdessen diktiert der klamme Geldbeutel die Politik, sodass nun die Bundesnetzagentur die undankbare Aufgabe hat, mit der Regulierung des Vectoring-Ausbaus über die Breitbandzukunft in Deutschland zu entscheiden.

Denn die Kernfrage lautet momentan: Sollen die vergleichsweise günstigen Vectoring-Pläne der Telekom gefördert werden? Oder soll diese Technologie nur als Übergang für den Glasfaserausbau genutzt werden, der zwar deutlich teurer, doch langfristig nötig ist?

Vectoring als Sackgassen-Technologie

Konkret geht es dabei um den Vectoring-II-Antrag der Telekom. Das Ziel des Bonner Konzerns ist, die Vectoring-Technologie im Nahbereich von 550 Metern um die rund 8.000 Hauptverteiler auszubauen. So sollen weitere 5,9 Millionen Haushalte einen entsprechenden VDSL2-Anschluss erhalten, der Geschwindigkeiten von rund 100 Mbit/s ermöglicht. Bis dato war der Ausbau von Vectoring-Technologie im Nahbereich nicht möglich, da Störungen im Netzbetrieb befürchtet werden.

Das Problem ist allerdings: Die Telekom beansprucht Exklusivität für die Ausbaupläne und will zudem von der Verpflichtung befreit werden, den Wettbewerbern das Schalten von VDSL-Anschlüssen in den Hauptverteilern zu ermöglichen. Denn der Parallelbetrieb von VDSL über den Hauptverteiler und VDSL-Vectoring über den Kabelverteiler ist technisch nicht möglich. Daher müssten auch bereits bestehende VDSL-Leitungen der Wettbewerber abgeschaltet werden. Stattdessen sollen die Vorleistungsprodukte der Telekom nutzen, sofern der Antrag von der Bundesnetzagentur genehmigt werden sollte.

Dementsprechend klar ist auch, was die Konkurrenten von dem Vectoring-II-Antrag der Telekom halten: Überhaupt nichts. Der Vorwurf von Provider-Verbänden wie dem VATM lautet: Von den 5,9 Millionen Haushalten, die die Telekom mit VDSL2-Vectoring-Anschlüssen versorgen will, würden etwa nur zehn Prozent tatsächlich profitieren. Die übrigen könnten ohnehin schon Tarife buchen, die bereits vergleichbare Geschwindigkeiten bieten – etwa bei den Kabelnetzbetreibern. Das Ziel der Telekom sei vielmehr, sich mit dem Vorstoß eine Monopolstellung in den besonders lukrativen Gebieten zu sichern und damit die Rosinen aus dem Breitbandkuchen zu picken. Leidtragende bei diesen Plänen sind laut VATM-Präsident Martin Witt daher die Wettbewerber, da sowohl der Glasfaserausbau mittels FTTH als auch die Investitionen außerhalb der lukrativen Gebiete erschwert werden – und das Bremse den Breitbandausbau insgesamt aus. Deswegen bestehe die Gefahr, dass es sich beim Vectoring nicht um eine Brückentechnologie, sondern letztlich um eine Sackgasse für den Breitbandausbau handelt.

Neben den Vectoring-Plänen kritisieren die Wettbewerber auch die Preispolitik der Telekom. So kritisierte der Verband Breitbandkommunikation (Breko) in der letzten Woche, dass die Telekom mit den niedrigen Preisen für die MagentaZuhause-Tarife in Ballungsräumen den Wettbewerb verzerre. Denn die Kosten für die Vorleistungsprodukte, mit denen Wettbewerber Anschlüsse über die Telekom-Infrastruktur schalten können, würden höher ausfallen als die Preise, die die Telekom den Endkunden berechnet. So wird der Tarif „MagentaZuhause M“, der eine Internet- und Telefon-Flatrate mit bis zu 50 Mbit/s im Downstream beinhaltet, in einigen Städten für 29,99 Euro in den ersten zwölf Monaten und in Köln zeitweise sogar für 24,99 Euro angeboten. Da die Konkurrenten – abhängig vom Kontingent – zwischen knapp 20 Euro und rund 30 Euro für die Vorleistungsprodukte zahlen müssen, sei ein Wettbewerb auf Augenhöhe nicht möglich.