Linux-Wissen: Die Desktop-Umgebung GNOME

Ferdinand Thommes
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Linux-Wissen: Die Desktop-Umgebung GNOME

GNOME ist die zweite große Desktop-Umgebung für Linux und unixoide Systeme neben KDE. Es wurde 1997 als Gegenentwurf dazu konzipiert. Angeregt wurde es von Miguel de Icaza und Federico Mena. Sie beschlossen, auf dem für das Grafikbearbeitungsprogramm GIMP erstellten GIMP-Toolkit (GTK+) aufzubauen.

Anlass und Zielsetzung

GNOME steht für „GNU Network Object Model Environment“, was bereits darauf hinweist, dass es ein Teil des GNU-Projekts ist. Der Anlass zur Erstellung einer weiteren Desktop-Umgebung neben dem K Desktop Environment war hauptsächlich die Tatsache, dass das bei KDE zugrundeliegende Toolkit Qt bis Ende 1998 unter einer proprietären Lizenz stand. Die Firma Trolltech, die Qt entwickelte, stellte die Bibliothek erst Ende 1998 im Rahmen einer dualen Lizenz zusätzlich unter die Q Public License (QPL). Erst im Jahr 2000 folgte die Freigabe unter der GPL und 2009 zusätzlich unter der LGPL.

Die Zielsetzung des GNOME-Projekts fokussierte um die Begriffe Einfachheit und Benutzerfreundlichkeit sowie ein durchgehend kongruentes Oberflächendesign. Im Jahr 2002 legte das Projekt die GNOME Human Interface Guidelines (HIG) auf, um für außenstehende Entwickler einen Leitfaden zur Gestaltung des Designs von GNOME-Applikationen zu haben. GTK+ verwendet die Programmiersprache C, während Qt vorwiegend auf C++ aufbaut.

GNOME 1.x
GNOME 1.x (Bild: Dodo)
GNOME 3.18
GNOME 3.18

GNOME wurde zwar für Linux konzipiert, läuft aber ebenso bei den BSD-Varianten, auf AIX, IRIX, HP-UX und als Standard-Desktop für Solaris. GNOME ist zudem der Standard-Desktop der Distributionen Fedora und Debian. Darüber hinaus ist GNOME gefühlt in den USA weiter verbreitet als in Europa.

Die Anfänge

Mitte 1999 erschien GNOME 1.0, im gleichen Jahr gefolgt von 1.0.55, das hauptsächlich Fehlerkorrekturen enthielt. Im Jahr 2000 wurde die GNOME-Foundation gegründet, um dem Projekt einen rechtlichen und organisatorischen Rahmen zu geben. GNOME 1.2, im Frühjahr 2000 erschienen, enthielt erstmals das Komponenten-Framework Bonobo. Das an Microsofts OLE angelehnte Bonobo diente der Erstellung von wiederverwendbaren Software-Komponenten und Verbunddokumenten.

In dieser frühen Phase wurden im GNOME-Umfeld zwei Firmen gegründet, die sich mit der Entwicklung des Dateimanagers Nautilus und der Groupware Evolution beschäftigten. Die Firma Eazel, die Nautilus entwickelte und von Angestellten von Apple Computer, Netscape und Sun Microsystems gegründet wurde, musste 2001 Konkurs anmelden. Nautilus wird seitdem von der Community gepflegt.

Die von GNOME-Initiator de Icaza gegründete Firma Ximian, die die Arbeit an Evolution übernahm, wurde 2003 von Novell aufgekauft und Evolution gänzlich unter die GPL gestellt. Evolution ist auch heute noch die hauptsächliche PIM-Anwendung in GNOME.