Wearables: Fossil kauft Misfit für 260 Millionen US-Dollar

Christian Lohmüller
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Wearables: Fossil kauft Misfit für 260 Millionen US-Dollar
Bild: MrkJohn | CC BY 2.0

Der amerikanische Uhrenkonzern Fossil übernimmt den ebenfalls amerikanischen Wearables-Hersteller Misfit für 260 Millionen US-Dollar. Damit kauft sich Fossil fehlende Kompetenz – und eine fertig entwickelte Plattform dazu.

Misfit stellt sogenannte Wearables her, also Schrittzähler, Fitness-Tracker und Schlafsensoren. Wie die Konkurrenten Fitbit, Jawbone und Runtastic gehört zur Hardware eine entsprechende Software für Smartphones, mit der die Daten ausgelesen werden. Misfits Software- und Hardware-Entwickler arbeiten künftig für Fossil.

Fossil will die zugekaufte Technik ab 2016 in die Uhren seiner beiden Hauptmarken Fossil und Skagen sowie in manche Modelle der Lizenzmarken integrieren. Fossil fertigt beispielsweise Uhren unter den Markennamen Adidas Originals, Armani, Diesel und DKNY. Lizenzgeber Adidas selbst hat erst im August dieses Jahres den österreichischen App- und Wearables-Entwickler Runtastic gekauft.

Sonny Vu, Gründer und CEO von Misfit, wird bei Fossil für die Connected Devices zuständig sein. Er will die Technik von Misfit mit dem Design und den Marken von Fossil zusammenführen. Ähnlich äußert sich auch Greg McKelvey von Fossil: Kunden würden heute sowohl Technik als auch Design fordern. Eines von beidem genüge nicht mehr.

Komplettes Neuland betritt Fossil mit dem Zukauf von Misfit nicht: Im Oktober 2015 stellte der Hersteller seine erste Wearables-Serie namens Q vor. Sie besteht aus einer „klassischen“ Smartwatch mit Googles Android Wear, einer Uhr mit Fitness-Tracker-Funktion und traditionellen Zeigern sowie zwei Fitness-Trackern. Die Fossil Q Founder nutzt, anders als viele andere Uhren mit Android Wear, eine Intel-CPU. Damit ähnelt sie der Luxus-Smartwatch von TAG Heuer.

Möglich ist, dass Fossil mit der Übernahme von Misfit unabhängiger von Unternehmen wie Intel und Google werden will, die Hardware beziehungsweise Software bereitstellen. Es wäre nicht der erste Uhrenhersteller, dem eine zu große Abhängigkeit nicht schmeckt. So hatte Swatch-Chef Nick Hayek in einem Interview gesagt, dass er kein Verständnis für die Zusammenarbeit von TAG Heuer und Google hätte. Hayeks Abneigung gründet sich auf einer Zusammenarbeit mit Microsoft bei der SPOT-Plattform. Swatch war 2003 einer der Konzerne, der Uhren für SPOT fertigte – ein anderer war Fossil.

Für Misfit ist die Übernahme die Gelegenheit, die Schäfchen ins Trockene zu bringen. Das Unternehmen wird von allen Seiten in die Zange genommen: Von oben bedrängen es Smartwatch-Hersteller wie Apple, von unten droht zunehmende Konkurrenz von Billig-Trackern wie dem nur 15 Euro teuren Mi Band des chinesischen Herstellers Xiaomi.