Battlefleet Gothic: Armada im Test: Detailverliebte Weltraum-Baustelle

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Max Doll
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Die Armada steckt nur im Namen

Battlefleet Gothic: Armada ist keines derjenigen Echtzeit-Strategiespiele, die eine größere Anzahl Einheiten oder gar Kanonenfutter in die Schlacht schicken lassen. Stattdessen dürfen Spieler ausschließlich waschechte Kriegsschiffe befehligen. Das Erste, was Hobbyadmiräle deshalb lernen, ist Geduld. Selbst die kleinste richtige Gattung ist bereits ein leichter Kreuzer, der kaum zu schnellem Vortrieb in der Lage ist.

Die Schiffe sehen auch aus der Nähe prächtig aus
Die Schiffe sehen auch aus der Nähe prächtig aus

Die grundsätzliche Gemächlichkeit hat Methode. Zum einen befleißigt sich Armada eines gewissen Raum-Realismus. Der sorgt dafür, dass Schiffe nicht nur langsam fliegen, sondern auch ihre Richtung nur behäbig zu verändern vermögen. Zum anderen werden Schlachten zwischen echten Kolossen inszeniert, die sich schon einmal minutenlang bekriegen können, bevor ein Sieger feststeht – kilometerlange, waffenstarrende und schildbewehrte Schiffe des Warhammer-Universums sind von anderem Kaliber als fragile Panzer und Fußsoldaten anderer Titel und ästhetisch aufgrund der detaillierten Abbildung von Geschossen bis hin zu automatisiert erwachenden Flak-Türmen ein Gewinn.

Langsam, aber nicht einfach

Diese Ausrichtung bedeutet jedoch keinesfalls, dass Battlefleet Gothic ein einfaches Spiel ist. Obwohl in der Regel keine Armada, sondern nur eine Flottille von drei bis fünf Schiffen pro Seite kommandiert wird, werden Gefechte erstaunlich hektisch. Zu tun gibt es immer etwas. Verantwortlich dafür sind die zahlreichen taktischen Optionen. Je nach Ausrüstung des jeweiligen Schiffes können unter anderem Bomben gelegt, Torpedos abgefeuert, Enterkommandos losgeschickt oder verschiedene Arten Angriffsflieger aus Hangars gestartet werden.

Der „Cogitator Modus“ hilft, den Überblick zu bewahren
Der „Cogitator Modus“ hilft, den Überblick zu bewahren

Damit ist das Spektrum möglicher Kommandos noch nicht erschöpft. Über Nachbrenner lassen sich in begrenztem Umfang schnelle Wendungen oder kurze Sprints ausführen, um etwa Torpedos auszuweichen. Vier verschiedene Kommandos ermöglichen als eine Art Buff schließlich, schnell auf taktische Situationen zu reagieren. Wie die Schiffstypen, die sich alle mit den selben Upgrades versehen lassen, bleibt das System aber flach.

Vorteile durch Schiffskenntnis

Jedes gegnerische Ziel kann zudem wiederum eine Priorität erhalten; dabei besteht die Möglichkeit, gezielt einzelne Systeme zu beschießen und bevorzugt zerstören. Steht der eigenen Flotte die schnellen Eldar-Piraten gegenüber, lohnt es sich etwa, zunächst die Antriebe der schnellen, aber fragilen Korsarenschiffe aufs Korn zu nehmen. Dabei hilft es, Schiffe im Detail zu kennen: Während das Imperium Breitseiten auf kurze Distanz abfeuert, befindet sich die Bewaffnung der Eldarschiffe ausschließlich in der Nase. Sie sind deshalb bereits bei seitlichem Kontakt vergleichsweise wehrlos, entsprechende Zirkelmanöver zumindest theoretisch höchst vorteilhaft.

Visuell überzeugt Battlefleet Gothic: Armada
Visuell überzeugt Battlefleet Gothic: Armada

In Anbetracht der unzähligen Möglichkeiten und des rudimentären Tutorials verläuft trotz der Möglichkeit, das Geschehen im „Cogitator Modus“ zu verlangsamen, die Lernkurve steil. Taktiken und Gegentaktiken zu entwickeln erfordert die Investition einiger Mühen. Ähnlich verhält es sich mit dem sinnvollen Einsatz der taktischen Möglichkeiten und Waffen.

Das Schiff steht im Mittelpunkt

Besondere Bedeutung haben für Armada deshalb die einzelnen Schiffe, die nicht zu Wegwerf-Gütern, sondern zu einer Art Begleiter erhoben werden. Pro Fraktion lassen sich verschiedene Flotten aus insgesamt maximal acht Schiffen anlegen und zusammenstellen, die jedoch erst freigeschaltet und gegen knappe Ressourcen gekauft werden müssen. Der Auswahl verschiedener Schiffstypen in Abhängigkeit von der Erfahrung des Admirals dürfen die Schiffe selbst mit zunehmendem Levelaufstieg ausgestattet und konfiguriert werden, was sowohl Zusatzfertigkeiten als auch Upgrades für einzelne Bereiche und Fähigkeiten der Crew betrifft.

Das Upgrade-System könnte stärker in die Tiefe gehen
Das Upgrade-System könnte stärker in die Tiefe gehen

Damit lässt sich etwa gezielt ein „Tank“ zusammenschrauben, vorausgesetzt die gewählte Rasse baut entsprechende Schiffe: Die Limitierungen ihrer Designs bestimmen auch hier die Optionen. Weil eine Flotte aber nur aus einer begrenzten Anzahl Schiffe jeder Klasse bestehen darf, ist es schwer, wirkliche Allrounder zusammenzustellen, die in jeder Situation oder mit jeder Mission gut zurechtkommen. Im Gefecht müssen sich Hobby-Admiräle ihrer Stärken und Schwächen also bewusst sein. Das bedeutet auch: Nicht jedes Gefecht ist zu gewinnen.