Core i7-6950X und i7-6800K im Test: 10 Kerne, 20 Threads und neuer Turbo für 1.600 Euro

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Volker Rißka
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Ein neues Feature: Turbo Boost 3.0

Eine Überraschung hat Intel für Broadwell-E im Gepäck: Einen neuen Turbo-Modus, den noch nicht einmal die eigentlich neuere Skylake-Architektur bietet. Automatisiert nutzen lässt sich der neue Turbo in der Praxis allerdings noch nicht, der Start verläuft holprig.

Intel Turbo Boost 3.0 verspricht über 15 Prozent mehr Leistung
Intel Turbo Boost 3.0 verspricht über 15 Prozent mehr Leistung (Bild: Intel)

Die Technik in der Theorie

Der neue Turbo Boost 3.0 (TB 3.0) ist lediglich für Anwendungen bestimmt, die einen Kern beziehungsweise einen Thread nutzen. TB 3.0 benötigt zwingend einen Treiber. Erst dieser ermöglicht es im Zusammenspiel mit den Informationen, die die CPU bereitstellt, Single-Thread-Anwendungen zu identifizieren und auf den laut Hersteller „schnellsten Kern“ zu legen – und dann zu beschleunigen.

Liegt der Turbo an, beträgt der zusätzlich freigeschaltete Taktspielraum auf diesem einen Kern beim 10-Kern-Modell 14 Prozent – der Core i7-6950X, dessen Turbo normalerweise bei 3,5 GHz maximalem Takt arbeitet, erreicht in dieser Anwendung dann 4,0 GHz. Offizielle maximale Turbo-Boost-3.0-Taktraten nennt Intel unverständlicher Weise jedoch für keine der vier Prozessoren.

Der Leistungsgewinn hängt vom Modell ab

Der von ComputerBase über den Handel bezogene Core i7-6800K bietet mit TB 3.0 beispielsweise maximal 3,8 GHz. Von den 15 Prozent Aufschlag auf der Intel-Präsentation bleibt er damit weit entfernt, denn der maximale Takt im Turbo Boost 2.0 liegt bereits bei 3,6 GHz. Mit einher geht bei der Erhöhung des Taktes auch eine Spannungsanpassung, im Turbo Boost 3.0 springt sie beim Core i7-6950X um nochmals mindestens 0,1 Volt, beim Core i7-6800K um 0,05 Volt. Die Garantie des Prozessors deckt diesen Betriebsmodus ab.

Maximaler Takt bei Last auf einem Thread
Turbo Boost 2.0 Turbo Boost 3,0 Zuwachs
Core i7-6950X 3,5 GHz 4,0 GHz 14 Prozent
Core i7-6800K 3,6 GHz 3,8 GHz 6 Prozent

Anwendungen werden noch per Software freigeschaltet

Zum Treiber gehört auch eine Software von Intel, die Boardpartner bieten angepasste Varianten. Mir ihr können Anwendungen für den Turbo Boost 3.0 manuell zugewiesen und eine entsprechende Reihenfolge festgelegt werden. Im Normalfall hat immer die Anwendung im Vordergrund die Priorität.

Der „schnellste Kern“ kann jeder im Prozessor sein, das Tool von Intel zeigt ihn an, HWiNFO64 bestätigt die Anzeige. Im ComputerBase-Test war beim Core i7-6950X stets der letzte Prozessorkern der schnellste, beim Core i7-6800K war es der vorletzte.

Die aktuell zur Verfügung stehende Version des Treibers für die Turbo Boost Max Technology (TBMT) 3.0 hört auf die Nummerierung 1.0.0.1025 und beinhaltet die Anwendung in Version 1.0.1.5. Das Komplettpaket funktioniert nur unter 64-Bit-Betriebssystemen, zum Start hat es Intel aber entgegen vorherigen eigenen Aussagen doch noch geschafft, nicht nur Windows 10 zu unterstützen, sondern auch Windows 7 (Update KB3033929 muss installiert sein) und Windows 8.1.

Auch das BIOS muss TB 3.0 beherrschen

Treiber, Software - fehlt noch das BIOS: Auch Mainboard-Hersteller müssen TB 3.0 unterstützen. Im Kontakt mit den Herstellern wurde schnell klar, dass dies noch nicht überall der Fall ist. Während Asus gegenüber ComputerBase betonte, dass die Technologie bei allen X99-Mainboards, die bereits offizielle BIOS-Updates für Broadwell-E bekommen habe, funktioniere, erklärte Gigabyte, dass für ältere Mainboards aktuell noch ein Beta-BIOS mit Unterstützung für diese Funktion in der internen Erprobung sei. Neuere Mainboards sollen es hingegen ebenfalls direkt unterstützen – dies dürfte bei allen Herstellern ähnlich verlaufen.

Ein passendes Mainboard, BIOS, Treiber und Software – einige Kunden dürften davon bereits abgeschreckt sein und dieses Feature kaum oder nie zu Gesicht bekommen. Dass es aber funktioniert und durchaus Vorteile bietet, hat ComputerBase mit dem Asus X99-Deluxe II, dem neuen und knapp 400 Euro teuren Flaggschiff der Signature-Serie, festgestellt. Asus bietet im Lieferumfang neben dem passenden Treiber für Turbo Boost 3.0 auch eine aktualisierte Software, mit der Anwendungen in die besagte Liste hinzugefügt werden können und dort je nach Wunsch Priorität bekommen.

Single-Threaded-Anwendungen zeigen im Test hohe Zugewinne

Im umfassenden Parcours von ComputerBase zeigen sich zwei Anwendungen, in denen das Feature zum Einsatz kommt. Cinebench R15 zeigt im Single-Thread-Test einen Zuwachs von elf Prozent und auch der 3DParticle Movement Benchmark geht mit einem Plus von neun Prozent in die gleiche Richtung. In den jeweiligen Multi-Thread-Tests der Benchmarks gibt es hingegen keine Unterschiede – hier greift weiterhin Turbo Boost 2.0. Früher hätte die Funktion in mehr Anwendungen einen Effekt gehabt.

Turbo Boost 3.0
  • Cinebench R15 (Single):
    • Intel Core i7-6950X (TB 3.0)
      165
    • Intel Core i7-6950X
      148
  • 3DParticle Movement Benchmark (Single):
    • Intel Core i7-6950X (TB 3.0)
      125,91
    • Intel Core i7-6950X
      115,62
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