Champions of Anteria: Helden und viel Action ersetzen die Siedler

Sasan Abdi
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Champions of Anteria: Helden und viel Action ersetzen die Siedler

Kein echtes Siedler mehr

Das Jahr 2014 neigte sich dem Ende zu, als eine große Spielreihe zumindest in Teilen zu Grabe getragen wurde. Nach einem vernichtenden Feedback zur Betaversion von Die Siedler: Königreiche von Anteria war für die Entwickler von Blue Byte klar, dass sich etwas fundamental ändern muss. Und so wurde aus dem, was im Prinzip ein gebührenfrei spielbares Siedler 8 werden sollte, etwas ganz anderes.

Action-, statt Aufbaustrategie, verrückte Helden, statt komplexe Warenkreisläufe: das ist Champions of Anteria. Ein Spiel, in dem der altehrwürdige Name „Siedler“ erst gar nicht mehr vorkommt. Wir haben uns den Titel, der am 30. August erscheinen soll, schon mal angesehen.

Systemanforderungen

Champions of Anteria setzt offiziell kein besonders aktuelles System voraus. Auch auf älteren Konfigurationen sollte der Titel daher grundsätzlich flüssig laufen. Bisher sind allerdings nur die vorläufigen Mindestanforderungen bekannt. Das schnelle Testsystem hatte mit dem Spiel in hohen Details unter Full HD in der Regel kein Problem, es gab aber vereinzelt Framedrops zu verzeichnen.

Testsystem und vorläufige Mindestanforderungen
Komponente Testsystem Herstellerempfehlung
Betriebssystem Windows 8.1 (64 Bit) ab Windows 7 (64 Bit)
Prozessor Core i7-4790 Core i3 2120, 3,3 GHz / Phenom II X4 955, 3,2 GHz
Arbeitsspeicher 8 GByte 4 GByte
Grafik Radeon R9 290X GeForce GTX 460, Radeon HD 5770
Festplattenspeicher ca. 8 GByte
Internetanbindung Für Uplay-Aktivierung

Rette die Heimat!

Die inhaltlichen Grundlagen von Champions of Anteria fallen klassisch aus. Drei Helden waren lange auf Reisen und müssen bei ihrer Rückkehr in die Heimat Anteria feststellen, dass mittlerweile Banditen und drei andere Stämme das Sagen haben. Klar, dass es in der Folge darum geht, diesen Zustand umzukehren und Anteria zu alter Stärke zu verhelfen.

Bei der Erzählung dieses Standard-Plots weichen die Entwickler aber von den Konventionen ab. Ernst ist hier nicht gefragt: Ständig bemüht um ein Augenzwinkern, wird die Handlung vom Erzähler Bryan vorgetragen, der in der deutschen Sprachausgabe wunderbar eingesprochen worden ist. An den manchmal etwas seichten Humor dieses Hauptcharakters, der wegen schlechten Benehmens aus einer Zauberuni geflogen ist und nach einem Zusammentreffen mit dem Oberbösewicht in einem magischen Pranger feststeckt, muss man sich aber erst einmal gewöhnen. Ein Schmunzler ist ab und an zwar drin, an den bitterbösen Humor eines Borderlands reichen die Champions aber nicht heran.

Champions of Anteria in der Vorschau
Champions of Anteria in der Vorschau

Weltkarte und Stadtentwicklung

Die Rettung von Anteria läuft in zwei Modi ab. Da ist zum einen die Weltkarte, auf der wir zunächst nur unsere Kernprovinz sehen. Von hier aus lassen sich mit Hilfe der Helden weitere Gebiete einnehmen, die in der Folge Geld einbringen. Auf dieser Ebene funktioniert Champions of Anteria rundenbasiert: Pro Tag (Zug) lassen sich die Helden in eine Mission schicken.

Dabei trifft man nicht nur auf Banditen, sondern auch auf andere Stämme. Diese sind, Bosskämpfe inklusive, fordernder und können auch Gegenangriffe starten, sodass mancher Zug auf die Verteidigung der eigenen Provinzen verwendet werden muss. Die Kampagne ist also nonlinear, wie man es von anderen rundenbasierten Strategiespielen gewöhnt ist.

Champions of Anteria in der Vorschau
Champions of Anteria in der Vorschau

Anteria ist unverkennbar Siedler

Mit einem Klick lässt sich von der Weltkarte aus zudem die Kernprovinz von Anteria aufrufen. Dieser Ansicht merkt man an, dass der Titel aus dem Siedler-Universum stammt. Die Mechaniken sind allerdings drastisch vereinfacht. In erster Linie gilt es hier, die zentral gelegene Burg auszubauen. Dadurch wird neues Equipment für die Helden freigeschaltet. Außerdem können wir die Fähigkeiten unserer Recken über einen vergleichsweise einfach gehaltenen Skill-Baum erweitern.

Darüber hinaus muss das Dorf zu einer kleinen Stadt entwickelt werden, die Rohstoffe erwirtschaftet, welche wiederum den Missionen der Helden zugutekommen. Nun frohlockende Strategiespielerherzen können sich aber wieder beruhigen: Blue Byte wählt hier leider den beinahe einfachsten Ansatz, sodass sich dieser Teil des Spiels leider nur als nettes Gimmick, aber nicht als fordernder Bereich erweist.

Für den Ausbau braucht es zunächst neue Gebiete. Diese werden Stück für Stück im Verhältnis zum Ausbaugrad der Burg freigeschaltet und weisen unterschiedliche Schwerpunkte auf: In manchen Bereichen lässt sich besonders gut Wasser gewinnen, in anderen Baumaterialien oder Essen. Zudem bedingen sich bestimmte Gebäudekombinationen positiv oder negativ. Platziert der Spieler beispielsweise einen Steinmetz neben Bergwerken, werden letztere in ihrer Produktivität leiden.

Champions of Anteria in der Vorschau
Champions of Anteria in der Vorschau

Dadurch erhält die Planung immerhin etwas strategische Tiefe. Ansonsten ist die Sache aber einfach gehalten: Die Rohstoffe werden nicht etwa für die Bevölkerung oder für die Errichtung des Königreichs verwendet, sondern gehen in erster Linie für die Ausrüstung der Helden drauf. In der Apotheke lassen wir beispielsweise gegen Wasser und Gold Heiltränke brauen, in der Schmiede neue Waffen und Rüstungen anfertigen. Außerdem können praktische Helfer wie Heilgrale und Feuerspucker in Auftrag gegeben werden.

Mehr Strategie hätte gutgetan

Damit beschränkt sich die Stadtentwicklung darauf, ein Hauptquartier für die Recken zu schaffen, in dem sie sich neu eindecken können. Das funktioniert gut, mehr wäre aber schön gewesen: Auch abseits der Helden könnte die Kernprovinz eine Rolle spielen. Dadurch würde der Strategieanteil gestärkt werden, was unserem Eindruck nach guttun würde.