Satellitennavigationssystem: Galileo-Konstellation erfolgreich komplettiert

Nicolas La Rocco
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Satellitennavigationssystem: Galileo-Konstellation erfolgreich komplettiert
Bild: DLR

Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat heute vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou aus die vorerst letzten vier Galileo-Satelliten ins All geschossen, um das Navigationssystem ab Anfang 2019 erstmals exklusiv für die globale Navigation nutzen zu können. Vier weitere sollen frühestens Ende 2020 folgen.

Um 13:25 Uhr deutscher Zeit ist eine Ariane-5-Rakete vom Weltraumbahnhof Kourou aus mit den vier jeweils rund 715 Kilogramm schweren Galileo-Satelliten „Tara“, „Samuel“, „Anna“ und „Ellen“ erfolgreich gestartet, um diese etwa vier Stunden später in 23.222 Kilometern Höhe im mittleren Erdorbit auszusetzen. Unter anderem aufgrund der mit 580 km geringen Entfernung zum Äquator ist Kourou im Norden von Südamerika besonders gut für Raketenstarts geeignet. Die Erdrotation verleiht von dort aus startenden Raketen einen hohen horizontalen Geschwindigkeitsbeitrag.

Deutschland mit 20 Prozent finanziell beteiligt

Mit der Aussetzung vier weiterer Satelliten ist die globale Navigation mit dem Übergang in den Regelbetrieb Anfang 2019 erstmals ausschließlich mit Galileo-Signalen möglichen. Mit der bisherigen Konstellation aus 22 Satelliten war dies noch nicht möglich. Weitere Navigationssatellitensysteme sind das GPS der Vereinigten Staaten von Amerika, GLONASS der Russischen Föderation und Beidou der Volksrepublik China, die allesamt militärisch kontrolliert sind. Galileo ist ein EU-Programm mit etwa 20 Prozent finanzieller Beteiligung durch Deutschland.

Satelliten made in Germany

Für den Bau der bislang 26 Satelliten ist das Raumfahrtunternehmen OHB mit seinen zwei Standorten in Bremen und Oberpfaffenhofen verantwortlich. In Oberpfaffenhofen ist zudem das Kontrollzentrum des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) angesiedelt, das die komplette Satellitenflotte des Galileo-Programms kontrollieren und steuern wird, nachdem diese Aufgabe in den ersten Tagen nach der Aussetzung der Satelliten das französische Kontrollzentrum in Toulouse übernehmen wird.

Über das Navigationssystem Galileo werden verschiedene Dienste abgewickelt, darunter der offene Dienst, der sich auf Smartphones oder Navigationsgeräten verwenden lässt. Im Smartphone-Segment wird Galileo primär von mehreren aktuellen Qualcomm-SoCs unterstützt. Etwa 95 Prozent aller heutigen SoCs können prinzipiell jedoch Galileo-Signale verarbeiten. Darüber hinaus ist Galileo für Such- und Rettungsdienste sowie die hoheitliche Nutzung von Polizei, Feuerwehr oder Katastrophenschutz konzipiert worden, die mit PRS (Public Regulated Service) einen eigenen verschlüsselten Dienst über Galileo abwickeln. Die Dienste sind bereits seit 15. Dezember 2016 aktiv.

Die letzten Galileo-Satelliten der ersten Generation (27 bis 30) sollen frühestens Ende 2020 mit der noch nicht fertiggestellten Ariane-6-Trägerrakete ins All fliegen.