Facebook: E-Mail-Kontakte von 1,5 Millionen Nutzern gesammelt

Michael Günsch
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Facebook: E-Mail-Kontakte von 1,5 Millionen Nutzern gesammelt
Bild: FirmBee | CC0 1.0

Das soziale Netzwerk Facebook kommt aus den Schlagzeilen um Datenskandale kaum noch heraus. Jetzt wurde bekannt, dass Facebook jahrelang die E-Mail-Kontaktdaten von zahlreichen Nutzern ohne deren vorherige Einwilligung auf die eigenen Server geladen hat. Facebook hat bestätigt, dass 1,5 Millionen Nutzer betroffen sind.

Frage nach E-Mail-Passwort bei Facebook-Anmeldung

Die Daten sollen im Rahmen von Neuanmeldungen bei Facebook seit dem Mai 2016 erfasst worden sein. Erst vor einigen Wochen wurde aufgedeckt, dass manche Nutzer beim Anlegen eines Facebook-Kontos nach dem Passwort des eigenen E-Mail-Kontos gefragt werden. Für die Registrierung ist die Bestätigung der E-Mail-Adresse nötig, doch soll unterhalb des Formulars auch die Eingabe des eigenen E-Mail-Passworts verlangt worden sein, hatte The Daily Beast berichtet.

Auf das äußerst fragwürdige Vorgehen angesprochen hatten Sprecher von Facebook gegenüber Medien erklärt, dass „die Option zur Verifizierung via Passwort nicht der beste Weg ist“ und versprochen, dass diese Praxis eingestellt werde. Es wurde auch versichert, dass die auf diese Weise abgefischten E-Mail-Passwörter nicht gespeichert würden.

Facebook hat E-Mail-Kontakte ohne Einwilligung gespeichert

Der Verdacht, dass Facebook mit dem Vorgehen Zugriff auf die E-Mail-Kontakte von unbedarften Nutzern erlangen und diese sammeln wollte, hat sich nun bestätigt. Gegenüber Business Insider hat ein Sprecher von Facebook eingeräumt, dass die Kontakte von 1,5 Millionen Nutzern auf diese Weise gesammelt und auf den Servern des Unternehmens gespeichert wurden, um diese beispielsweise zur Anzeige der empfohlenen Bekanntschaften auf Facebook zu nutzen.

In der Stellungnahme von Facebook heißt es, „dass die E-Mail-Kontakte der Personen bei der Erstellung ihres Kontos ungewollt auf Facebook hochgeladen wurden“. Es wird versichert, dass die Kontakte nicht an Dritte weitergegeben wurden und nun gelöscht werden. Betroffene Nutzer will das Unternehmen über den Vorfall benachrichtigen.

Facebook geht schlampig mit Nutzerdaten um

Der neue Datenskandal bei Facebook ist nur einer von vielen. Anfang April wurde aufgedeckt, dass Daten zu 540 Millionen Facebook-Nutzern auf einem ungesicherten Cloud-Speicher von Amazon abgelegt wurden. Kurz zuvor bestätigte Facebook, dass Passwörter von hunderten Millionen Anwendern unverschlüsselt und damit im Klartext auf internen Servern gespeichert wurden und damit für Tausende von Mitarbeitern einsehbar waren.

Erst im März hatte Facebook-CEO Mark Zuckerberg große Versprechungen für künftig mehr Datenschutz bei dem sozialen Netzwerk gemacht. Den Stein ins Rollen brachte der Cambridge-Analytica-Skandal, der Daten von 87 Millionen Nutzern umfasste.