IFA 2019

HiSilicon Kirin 990: Octa-Core-CPU mit bekannten ARM-Kernen

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Nicolas La Rocco
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Dass Huawei den Kirin 990 heute zur IFA in Berlin ohne Einschränkungen durch die Vereinigten Staaten vorstellen und später im September auf den Markt bringen kann, obwohl die genutzten ARM-Kerne zum Teil in den USA entwickelte Technologien verwenden, liegt daran, dass sich in Sachen CPU abseits von den Taktraten nichts verändert hat. Es kommt weiterhin eine von ARM, das zum japanischen Softbank-Konzern gehört, entwickelte IP unter Verwendung des Cortex-A76 und Cortex-A55 zum Einsatz. Für bereits vor dem Exportbann auf den Markt gebrachte Produkte gilt Trumps sogenannte Entity List nicht, bei neuen Produkten wie dem Cortex-A77 hat Huawei derzeit hingegen ein Problem. Hier müsste Huawei auf eine Einzelfreigabe hoffen.

Kirin 990 taktet unterschiedlich hoch

Huawei arbeitet erneut mit Big-, Middle- sowie Little-Kernen und setzt dabei auf zwei Cortex-A76 mit bis zu 2,86 GHz, zwei Cortex-A76 mit bis zu 2,36 GHz und vier Cortex-A55 mit bis zu 1,95 GHz. Beim Kirin 990 ohne 5G fallen die Taktraten auf den Middle- sowie Little-Kernen mit bis zu 2,09 GHz respektive bis zu 1,86 GHz etwas niedriger aus. In beiden Fällen kann man aber von einem Kirin 980 auf Steroiden und keiner Neuentwicklung sprechen, denn der genannte Leistungsvorsprung von 10 Prozent auf die Single-Core-Leistung des Snapdragon 855 sowie 9 Prozent bei Multi-Core-Messungen resultiert nur aus den leicht höheren Taktraten im Vergleich zum Kirin 980.

Kirin 990 5G Kirin 990 Kirin 980
Big Cores 2 × Cortex-A76 @ 2,86 GHz 2 × Cortex-A76 @ 2,60 GHz
Middle Cores 2 × Cortex-A76 @ 2,36 GHz 2 × Cortex-A76 @ 2,09 GHz 2 × Cortex-A76 @ 1,92 GHz
Little Cores 4 × Cortex-A55 @ 1,95 GHz 4 × Cortex-A55 @ 1,86 GHz 4 × Cortex-A55 @ 1,80 GHz

Mali-G76 mit 60 Prozent mehr Ausführungseinheiten

Da fallen die Anpassungen im Bereich der GPU umfangreicher aus und dürften neben dem neuen Modem mit dafür verantwortlich sein, dass die Anzahl der Transistoren derart dramatisch angestiegen ist. Das GPU-Modell an sich hat sich mit ARMs Mali-G76 nicht verändert, doch die Anzahl der Recheneinheiten wächst im Modell Mali-G76 MP16 um 60 Prozent im Vergleich zur Mali-G76 MP10 des Kirin 980. Wie hoch Huawei die GPU taktet, ist noch nicht bekannt, deshalb sind 60 Prozent mehr Ausführungseinheiten nicht gleichbedeutend mit 60 Prozent mehr Leistung. Da Huawei auch an der Effizienz des Chips gearbeitet hat, ist sogar eher von einer Taktreduzierung im Vergleich zum letzten Jahr auszugehen. Dafür spricht, dass Huawei die eigene Umsetzung der Mali-G76 MP16 nur 9 Prozent vor der Adreno 640 des Snapdragon 855 sieht. Die Effizienz soll allerdings 20 Prozent besser als bei Qualcomm ausfallen. Ein „smarter Cache“, wie Huawei ihn nennt, der eigentlich der CPU zugewiesen ist, soll bei intensivem Gaming auch von der GPU genutzt werden können. Genau Details zur Umsetzung fehlen allerdings noch.

ISP mit besserer Rauschunterdrückung

Das gilt auch für spezifische Anpassungen im Bereich des Image Signal Processors (ISP), der beim Schießen von Fotos und Aufnehmen von Videos zum Einsatz kommt. Den Datendurchsatz habe Huawei um 15 Prozent im Vergleich zum ISP des Kirin 980 steigern können, die Effizienz soll dabei um 15 Prozent verbessert worden sein. Für die Rauschunterdrückung von Fotos und Videos gibt Huawei Verbesserungen von 30 Prozent respektive 20 Prozent an. Die Methode des Block-Matchings und der 3D-Filterung soll abseits von DSLR-Kameras erstmals für Fotos mit dem Smartphone angeboten werden, für Videos das Dual-Domain-Denoising-Verfahren.

Kirin A1 ist HiSilicons erster Bluetooth-Chip

Neben einem neuen System-on-a-Chip, der in zwei Varianten mit 5G und ohne angeboten wird, hat Huawei zur IFA 2019 den ersten eigenen Bluetooth-Chip mit der Bezeichnung Kirin A1 vorgestellt und dabei Parallelen zu Apples H1 der AirPods gezogen. Bei Huawei kommt der Kirin A1 in den ebenfalls heute vorgestellten FreeBuds 3 zum Einsatz. Ein passender Gegenspieler fehlt aber noch.

Der Kirin A1 unterstützt Bluetooth 5.1 (LE) und soll eine niedrigere Latenz zwischen abspielendem Gerät und vollständig drahtlosen Kopfhören als bei allen Konkurrenzlösungen gewährleisten, sagte ein Sprecher. Huawei könne als erster Anbieter eine sogenannte Isochronous-Dual-Channel-Bluetooth-Verbindung aufbauen, um den linken und rechten Kopfhörer unabhängig mit einem direkten Signal anzusprechen. Bei der Konkurrenz werde entweder der zweite über den ersten Ohrstecker angesprochen oder die Daten für den linken und rechten Kanal an beide Ohrstecker gesendet, bevor dort die Selektierung stattfindet. Über das UHD-Bluetooth-Protokoll schafft der Kirin A1 bis zu 6,5 Mbit/s in der Spitze, sodass laut Huawei FLAC-Dateien ohne zusätzliches Encoding kabellos wiedergegeben werden können.

FreeBuds 3 mit aktivem Noise Cancelling

Huaweis FreeBuds 3, die Mitte November zum Preis von 199 Euro auf den Markt kommen sollen, sind mit einer aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) ausgestattet, welche die wahrgenommene Lautstärke individuell pro Ohr um bis zu 15 dBA absenken können soll. Wie zuletzt bei den Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Test) arbeitet das Noise Cancelling auch beim Telefonieren. Durch das Abtasten von Knochenvibrationen über den Ohrstecker soll vom Kirin A1 unterschieden werden können, was Sprache ist und was Störgeräusche sind. Windgeräusche sollen beim Telefonieren bis zu einer Geschwindigkeit von 20 km/h ausgeblendet werden können.

Kirin 990 startet im Mate 30 Pro

Die Vorstellung der FreeBuds 3 soll im Rahmen einer für den 19. September angesetzten Pressekonferenz erfolgen, die primär der Ankündigung des Mate 30 Pro dienen wird, in dem der Kirin 990 in beiden Varianten seine Premiere feiern wird.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Huawei unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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