Pixel 4 XL im Test: Googles Radar-Phone mit Top-Kamera und Update-Garantie

Nicolas La Rocco
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Pixel 4 XL im Test: Googles Radar-Phone mit Top-Kamera und Update-Garantie

tl;dr: Das Pixel 4 XL ist in vielerlei Punkten ein gelungenes Android-Smartphone, in anderen Bereichen kommt allerdings wieder die typische Google-Denkweise durch, die nicht immer nachvollziehbar ist. Unterm Strich gefallen vor allem Kamera, Update-Garantie, Face Unlock und das 90-Hz-Display. Mehrere Kritikpunkte gibt es auch.

Pixel 4 starten 100 Euro günstiger

Googles neue Smartphones Pixel 4 und das hier getestete Pixel 4 XL kommen am 24. Oktober in Deutschland zu Preisen ab 749 Euro auf den Markt, Vorbestellungen nimmt Google bereits seit der Ankündigung entgegen. Das sind 100 Euro weniger, als noch für das Pixel 3 vor einem Jahr aufgerufen wurden. Beim Pixel 4 XL liegt die Preisdifferenz bei 50 Euro im Vergleich zum Pixel 3 XL (Test). Preis-Leistungs-Kracher wie einst die Nexus-Smartphones sind die Pixel 4 damit zwar noch nicht, sie rücken aber immerhin etwas näher an einen vernünftig Preisrahmen. Wer mehr als 64 GB Speicher verlangt, erhält beide Varianten für 100 Euro Aufpreis mit 128 GB – mehr gibt es nicht.

64 GB 128 GB
Pixel 4 749,00 € 849,00 €
Pixel 4 XL 899,00 € 999,00 €
Pixel 3 849,00 € 949,00 €
Pixel 3 XL 949,00 € 1.049,00 €
Pixel 3a 399,00 €
Pixel 3a XL 479,00 €

Technische Daten von Pixel 4 und Pixel 4 XL im Überblick

Google Pixel 4
Google Pixel 3
Google Pixel 4 XL
Google Pixel 3 XL
Software:
(bei Erscheinen)
Android 10.0 Android 9.0 Android 10.0 Android 9.0
Display: 5,70 Zoll, 1.080 × 2.280
443 ppi, 90 Hz
OLED, HDR, Gorilla Glass 5
5,50 Zoll, 1.080 × 2.160
439 ppi
OLED, HDR, Gorilla Glass 5
6,30 Zoll, 1.440 × 3.040
534 ppi, 90 Hz
OLED, HDR, Gorilla Glass 5
6,30 Zoll, 1.440 × 2.960
522 ppi
OLED, HDR, Gorilla Glass 5
Bedienung: Touch, Gesichtsscanner Touch, Fingerabdrucksensor Touch, Gesichtsscanner Touch, Fingerabdrucksensor
SoC: Qualcomm Snapdragon 855
1 × Kryo 485, 2,84 GHz
3 × Kryo 485, 2,42 GHz
4 × Kryo 485, 1,80 GHz
7 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 845
4 × Kryo 385, 2,80 GHz
4 × Kryo 385, 1,80 GHz
10 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 855
1 × Kryo 485, 2,84 GHz
3 × Kryo 485, 2,42 GHz
4 × Kryo 485, 1,80 GHz
7 nm, 64-Bit
Qualcomm Snapdragon 845
4 × Kryo 385, 2,80 GHz
4 × Kryo 385, 1,80 GHz
10 nm, 64-Bit
GPU: Adreno 640
585 MHz
Adreno 630
710 MHz
Adreno 640
585 MHz
Adreno 630
710 MHz
RAM: 6.144 MB
LPDDR4X
4.096 MB
LPDDR4X
6.144 MB
LPDDR4X
4.096 MB
LPDDR4X
Speicher: 64 / 128 GB
1. Kamera: 12,2 MP, 2160p
Dual-LED, f/1,70, AF, OIS
12,2 MP, 2160p
Dual-LED, f/1,80, AF, OIS
12,2 MP, 2160p
Dual-LED, f/1,70, AF, OIS
12,2 MP, 2160p
Dual-LED, f/1,80, AF, OIS
2. Kamera: 16,0 MP, f/2,40, AF, OIS Nein 16,0 MP, f/2,40, AF, OIS Nein
3. Kamera: Nein
4. Kamera: Nein
5. Kamera: Nein
1. Frontkamera: 8,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,0
8,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/1,8
8,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/2,0
8,0 MP, 1080p
Display-Blitz, f/1,8
2. Frontkamera: Nein 8,0 MP, f/2,2 Nein 8,0 MP, f/2,2
GSM: GPRS + EDGE
UMTS: HSPA+
↓42,2 ↑5,76 Mbit/s
LTE: Advanced Pro
↓1.200 ↑150 Mbit/s
Advanced Pro
↓1.000 ↑75 Mbit/s
Advanced Pro
↓1.200 ↑150 Mbit/s
Advanced Pro
↓1.000 ↑75 Mbit/s
5G: Nein
WLAN: 802.11 a/b/g/n/ac
Wi-Fi Direct
802.11 a/b/g/n/ac
Wi-Fi Direct, Miracast
Bluetooth: 5.0 LE
Ortung: A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo
Weitere Standards: USB-C 3.0, NFC
SIM-Karte: Nano-SIM, Dual-SIM
Akku: 2.800 mAh
fest verbaut, kabelloses Laden
2.915 mAh (11,20 Wh)
fest verbaut, kabelloses Laden
3.700 mAh
fest verbaut, kabelloses Laden
3.430 mAh (13,20 Wh)
fest verbaut, kabelloses Laden
Größe (B×H×T): 68,8 × 147,1 × 8,20 mm 68,2 × 145,6 × 7,90 mm 75,1 × 160,4 × 8,20 mm 76,7 × 158,0 × 7,90 mm
Schutzart: IP68
Gewicht: 162 g 148 g 193 g 184 g
Preis: ab 210 € / 849 € 849 € / 949 € 899 € / 999 € 949 € / 1.049 €

Stormtrooper- oder doch Panda-Design?

Google bietet seine neuen Smartphones in insgesamt drei Farben an, wobei nur beim 64-GB-Modell des kleinen Pixel 4 zwischen allen drei Farben gewählt werden kann. Dort stehen „Just Black“, „Clearly White“ und „Oh So Orange“ zur Auswahl. Mit 128 GB und allgemein gültig beim Pixel 4 XL lässt sich nur zwischen Schwarz und Weiß wählen.

Die vom Käufer ausgewählte Farbe hat Einfluss auf die Oberflächenbeschaffenheit der Rückseite. Orange und Weiß nutzen mattes Glas für die Rückseite, die schwarze Variante hingegen kommt mit glänzendem Glas. Die beiden matten Ausführungen haben in puncto Fingerabdrücke einen klaren Vorteil gegenüber dem schwarzen Modell. Auf dem weißen Testgerät sind auch nach mehreren Tagen Nutzung keinerlei Fettschlieren oder sonstige Abdrücke zu erkennen.

Mit seinem stets matten Rahmen aus Aluminium, der weißen Rückseite, der schwarzen Kamera und der logofreien, schwarzen Vorderseite wirkt das Pixel 4 wie das Smartphones eines Stormtroopers oder ein zum Telefon mutierter Panda. Nicht ganz ins Bild will der orangene Power-Button passen. Beim schwarzen Pixel 4 ist er weiß, beim orangenen Modell rosa. Zurückhaltend bleibt das Design dennoch, für den ein oder anderen, der das Design von Huawei oder Samsung vorzieht, vielleicht sogar zu zurückhaltend.

In puncto Verarbeitung lässt sich das Pixel 4 XL nur loben, sehr gut gefällt die Integration von Tasten, Kamera, Display und anderen Bauteilen. Wo Spaltmaße vorhanden sind, fallen sie gleichmäßig aus. Das Smartphone wirkt mit hochwertigen Materialien passgenau verarbeitet. Staubabweisend und wasserbeständig nach IP68 sind die Smartphones ebenfalls. In der Fußnote dazu heißt es: „Wasserbeständigkeit ist kein dauerhafter Zustand, denn sie kann durch normale Abnutzungserscheinungen, Verschleiß und Schäden, Reparatur oder Auseinanderbauen beeinträchtigt werden.

Flaches OLED-Display mit bis zu 90 Hz

Google verweigert sich dem Trend vieler Smartphone-Hersteller und setzt auf flache Displays ohne Krümmung in den Rahmen. Abgerundete Displayecken mit großen Radien bieten aber auch die Pixel 4. In den Kommentaren zur Berichterstattung zum Pixel 4 standen vor allem die breiten Displayränder im Fokus und in der Kritik. Warum insbesondere oberhalb des Displays viel Fläche benötigt wird, erklärt ComputerBase im Abschnitt zum neuen Face Unlock und zur Radar-Bedienung Motion Sense.

Das Display ist beim Pixel 4 XL mit 6,3 Zoll auf den ersten Blick nicht größer als beim Pixel 3 XL. Durch die Anpassung des Seitenverhältnisses von 18,5:9 auf 19;9 fällt es aber länger aus. Deshalb musste die Auflösung von 1.440 × 2.960 Bildpunkten auf 1.440 × 3.040 Bildpunkte steigen. Trotz der OLED-typischen Diamond-Subpixelmatrix mit unterschiedlich hoher Subpixelanzahl bietet das Pixel 4 XL ein gestochen scharfes Schriftbild und eine insgesamt erstklassige Darstellung. Wer Panel-Lieferant der neuen Generation ist, lässt sich noch nicht sagen, bisher hat Google bei LG und Samsung eingekauft.

In den Android-Einstellungen lässt sich im Bereich Bildschirm zwischen drei Farbprofilen wechseln, die mit „Natürlich“ den sRGB- und mit „Intensiv“ den DCI-P3-Farbraum abdecken. Ab Werk voreingestellt ist der Modus „Adaptiv“, der basierend auf dem Inhalt die Farbdarstellung dynamisch vornimmt. Google hat sich für eine angenehm natürliche Abstimmung entschieden, ohne übertriebene Farbsättigung.

Bildschirmhelligkeit am unteren Ende der Skala

Auf die Darstellungsqualität bezogen, gibt es an dem OLED-Bildschirm nichts zu meckern. Einziger Kritikpunkt ist erneut die Helligkeit. Wieder dümpelt ein Google-Smartphone mit diesmal 428 cd/m² ganz am unteren Ende der Skala. Eine höhere maximale Helligkeit lässt sich auch dann nicht abrufen, wenn der Weißanteil von 100 Prozent auf 20 Prozent reduziert wird, auch einen High-Brightness-Automatikmodus gibt es nicht. Bei einfallendem Sonnenlicht kommt es so durchaus zu Problemen mit der Ablesbarkeit. Schade, dass Google im vierten Jahr in diesem Punkt erneut eine unterdurchschnittliche Leistung abliefert, die den ansonsten guten Eindruck schmälert.

Diagramme
Display-Helligkeit max.
    • Apple iPhone 11 Pro Max
      797
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • Apple iPhone Xr
      686
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Apple iPhone 8 Plus
      680
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Cat S61
      672
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • OnePlus 7T
      672
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • Sony Xperia XZ1
      663
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • Apple iPhone 11
      661
      Weißpunkt: ca. 6.800
    • Apple iPhone Xs Max
      644
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • Samsung Galaxy Note 9
      637
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Sony Xperia XZ1 Compact
      631
      Weißpunkt: ca. 7.900
    • Apple iPhone X
      629
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • LG G6
      624
      Weißpunkt: ca. 8.200
    • Samsung Galaxy S9+
      624
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Samsung Galaxy S9
      622
      Weißpunkt: ca. 7.700
    • Huawei Mate 20 Pro
      616
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • Samsung Galaxy Note 10+
      616
      Weißpunkt: ca. 7.200
    • OnePlus 6
      607
      Weißpunkt: ca. 7.900
    • Motorola Moto G6
      589
      Weißpunkt: ca. 8.800
    • OnePlus 7 Pro
      585
      Weißpunkt: ca. 7.300
    • Sony Xperia XZ3
      569
      Weißpunkt: ca. 7.900
    • Samsung Galaxy S10e
      562
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Samsung Galaxy S8
      558
      Weißpunkt: ca. 7.700
    • Cat S41
      552
      Weißpunkt: ca. 6.600
    • LG G7 ThinQ
      546
      Weißpunkt: ca. 9.300
    • Samsung Galaxy S8+
      533
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Samsung Galaxy Note 8
      532
      Weißpunkt: ca. 7.700
    • Huawei P30 Pro
      531
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Huawei P20 Pro
      527
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • HTC U11
      526
      Weißpunkt: ca. 7.200
    • Asus ZenFone 6
      525
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • Samsung Galaxy S10+
      524
      Weißpunkt: ca. 7.200
    • Samsung Galaxy S10
      519
      Weißpunkt: ca. 7.200
    • Motorola Moto G7 Plus
      518
      Weißpunkt: ca. 8.200
    • Samsung Galaxy A50
      515
      Weißpunkt: ca. 7.100
    • Lenovo Moto Z2 Play
      513
      Weißpunkt: ca. 8.000
    • Huawei Mate 10 Pro
      513
      Weißpunkt: ca. 6.700
    • Motorola One Vision
      510
      Weißpunkt: ca. 8.000
    • Sony Xperia XZ2 Compact
      506
      Weißpunkt: ca. 7.900
    • Motorola Moto G7 Power
      506
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • BlackBerry KeyOne
      486
      Weißpunkt: ca. 8.100
    • Sony Xperia XZ Premium
      484
      Weißpunkt: ca. 7.100
    • Huawei Nova 2
      483
      Weißpunkt: ca. 8.300
    • Google Pixel 2 XL
      476
      Weißpunkt: ca. 7.400
    • BlackBerry Motion
      475
      Weißpunkt: ca. 8.400
    • Nokia 7 Plus
      473
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Motorola Moto G7
      473
      Weißpunkt: ca. 7.900
    • Xiaomi Mi Mix 2S
      472
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Motorola Moto X4
      470
      Weißpunkt: ca. 8.400
    • Motorola One
      470
      Weißpunkt: ca. 7.700
    • Samsung Galaxy A6
      463
      Weißpunkt: ca. 8.100
    • LG G8s
      455
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • Nokia 6.1
      452
      Weißpunkt: ca. 9.500
    • Honor 8 Pro
      450
      Weißpunkt: ca. 7.100
    • Motorola Moto Z3 Play
      444
      Weißpunkt: ca. 7.500
    • OnePlus 6T
      431
      Weißpunkt: ca. 8.100
    • Google Pixel 4 XL
      428
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • Google Pixel 2
      424
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • BlackBerry Key2
      420
      Weißpunkt: ca. 7.800
    • LG V30
      410
      Weißpunkt: ca. 7.000
    • Google Pixel 3a
      406
      Weißpunkt: ca. 6.900
    • Google Pixel 3 XL
      400
      Weißpunkt: ca. 7.200
    • HTC U12+
      399
      Weißpunkt: ca. 7.500
    • Sony Xperia 1
      381
      Weißpunkt: ca. 7.600

Auch bei der Regelung der Helligkeit beweist Google kein glückliches Händchen. Denn der Regler in den Einstellungen deckt auf den ersten 85 Prozent 2 bis 200 cd/m² ab, bevor dann auf den letzten 15 Prozent das Display plötzlich deutlich heller wird. Im manuellen Modus die richtige Helligkeit zu finden, wird dadurch zur Geduldsprobe.

Smooth Display ist wahlweise immer aktiv

Dass Google beim Thema Helligkeit wieder einmal deutlich hinter die Konkurrenz fällt, überschattet zwei weitere Eigenschaften, die den Bildschirm deutlich aufwerten. Zum einen bietet der Bildschirm mit „Ambient EQ“ eine dynamische Anpassung des Weißpunkts, die vergleichbar wie das True-Tone-Display von Apple arbeitet, indem das Umgebungslicht ausgewertet wird, und zum anderen wird mit „Smooth Display“ eine auf 90 Hz beschleunigte Bildwiederholfrequenz geboten, wie sie zuletzt vor allem bei Asus und OnePlus anzutreffen war. Bei Google arbeitet der Bildschirm dynamisch und wechselt erst bei der Bedienung zu 90 Hz, ansonsten sind es 60 Hz. In den Entwicklereinstellung lässt sich definieren, dass der Bildschirm immer mit 90 Hz angesprochen werden soll.

Entwickleroption für dauerhafte 90 Hz
Entwickleroption für dauerhafte 90 Hz

Das Bediengefühl des Pixel 4 profitiert enorm von dieser Veränderung. Auch wenn die eigentlichen Ladezeiten von Anwendungen oder beim Wechsel durch die verschiedenen Menüebenen nicht beschleunigt werden, haben 90 Hz die subjektive Wirkung, dass dies der Fall ist. Wischgesten, das Scrollen durch Menüs, Websites oder Apps, Multitasking oder der einfache Vorgang des Öffnens der Schnelleinstellungen wirken mit 90 Hz deutlich angenehmer, als es etwa ein schneller Prozessor beeinflussen würde. Gut, dass Google diesen Trend vergleichsweise früh erkannt hat und nicht erst mit dem „Pixel 5“ nachzieht. Hier hat Google einen Vorteil gegenüber Apple, Huawei oder Samsung.