The Outer Worlds im Test: Schickes Artdesign braucht noch Optimierung

Wolfgang Andermahr (+1)
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The Outer Worlds im Test: Schickes Artdesign braucht noch Optimierung

tl;dr: Vor einer Woche ist The Outer Worlds erschienen. Der Titel ist bei Fachpresse und Spielern beliebt. Höchste Zeit also, sich die Technik der PC-Version noch genauer anzusehen. Die ist selbst für einen „AA-Titel“ allerdings nur Durchschnitt. Die Optik stimmt zwar, aber es fehlt an Optimierung.

The Outer Worlds von Obsidian Entertainment ist vor einer Woche auf dem PC erschienen und kommt sowohl bei der Fachpresse als auch bei den Spielern richtig gut an. Die Meinungen sind eindeutig: The Outer Worlds ist das deutlich bessere Fallout. Das Spiel orientiert sich nahe am bekannten und beliebten Vorbild, wobei es sicherlich von Vorteil war, dass Obsidian Entertainment als Auftragsarbeit für Fallout: New Vegas zuständig gewesen ist, das damals ebenfalls sehr gute Kritiken erhielt.

Trotz „nur“ AA-Ressourcen stimmt der optische Gesamteindruck

Um das Spiel selbst geht es an dieser Stelle aber wie gehabt nur am Rande. ComputerBase wirft wie gewohnt vorrangig einen Blick auf die Technik der PC-Version. Und an der merkt man, dass es sich nicht um eine AAA-Produktion mit gefühlt unendlich vielen Ressourcen bei der Entwicklung handelt. Doch das ist auch nicht unbedingt ein Garant für Qualität. Im Vergleich zu Fallout 76 muss sich The Outer Worlds zum Beispiel gar nicht verstecken, weil der Titel trotz AAA-Ressourcen definitiv keine AAA-Technik bietet. Im Vergleich zu den letzten Blockbuster-Spielen wie zum Beispiel Call of Duty: Modern Warfare oder Ghost Recon Breakpoint merkt man hingegen sofort, dass The Outer Worlds technisch mindestens eine ganze Liga darunter spielt.

Das Artdesign ist trotzdem gelungen und die fremden Welten wirken mit der bunten Optik stimmig. Die vielen und oft schicken Techniktricks der großen Titel fehlen zwar und es gibt so einige Schwächen, doch das Gesamtbild passt. Das eigentliche Problem ist, dass Obsidian Entertainment offenbar die genutzte Unreal Engine 4 nicht so richtig im Griff hat. Denn anders scheint es kaum erklärbar, dass das Spiel auch auf High-End-Rechnern nicht sonderlich gut läuft.

Bei AMD im Bundle, aber ohne Radeon-Features

The Outer Worlds gibt es aktuell beim Kauf ausgewählter Ryzen-Prozessoren oder Radeon-Grafikkarten kostenlos dazu. Grafik-Features von AMD haben dagegen nicht den Weg ins Spiel gefunden. Auch der derzeit beliebte Schärfefilter FidelityFX fehlt. Da der Titel DirectX 11 nutzt, ist Nachschärfen auf einer Radeon ohne externe Tools aktuell nicht möglich.

Ein einfaches Grafikmenü mit wenig Möglichkeiten

Die PC-Version von The Outer Worlds bietet nur ein einfaches Grafikmenü der klassischen Art und verzichtet auf zahlreiche, mittlerweile oft angebotene Komfortfunktionen. Es gibt Grafik-Presets und fünf separate Optionen, das war es eigentlich schon. Immerhin ist spieleigenes Upsampling vorhanden, mit dem sich die eingestellte Auflösung auf bis zu 17 Prozent verringern lässt. Auf Downsampling für eine bessere Qualität wird dagegen verzichtet.

Fünf Presets und eine durchweg aktive Kantenglättung

The Outer Worlds bietet mit „Niedrig“, „Mittel“, „Hoch“, „Sehr hoch“ und „Ultra“ fünf verschiedene Grafik-Presets, wobei „Ultra“ zugleich die maximale Detailstufe darstellt. Die optischen Unterschiede zwischen „Ultra“ und „Sehr hoch“ sind gering, aber durchaus auffällig: Die Schattenqualität wird mit „Sehr hoch“ ein gutes Stück zurückgefahren. Sie zeigt weniger Details und fällt weicher aus. Darüber hinaus arbeitet die Umgebungsverdeckung weniger intensiv. Manche Objekte werden weniger, andere gar nicht mehr erfasst.

Der Unterschied zwischen „Sehr hoch“ und „Hoch“ ist je nach Szene sehr deutlich, denn es gibt keine Reflexionen mehr. Wer dann zum Beispiel in eine Pfütze schaut, sieht nur noch einen silbernen Schimmer. Das ist ziemlich irritierend und sieht „billig“ aus. Apropos Reflexionen: Es handelt sich um Screenspace-Varianten. Befindet sich das zu reflektierende Objekt nicht im Bild, wird es auch nicht reflektiert. Davon abgesehen werden mit „Hoch“ die Schattendetails weiter zurückgefahren.

Auf Screenshots müssen die Unterschiede zwischen „Hoch“ und „Mittel“ wiederum mit der Lupe gesucht werden. In Bewegung macht sich dagegen ein deutlich aggressiveres LOD bemerkbar, ziemlich viele Objekte tauchen jetzt wie aus dem Nichts auf. Mit dem Niedrig-Preset arbeitet das LOD noch auffälliger und die Schatten werden weiter zurückgefahren.

Das Spiel ändert also quasi nur die Schatten, die Reflexionen, die Umgebungsverdeckung und das LOD mit den Optionen, davon abgesehen wird kaum etwas reduziert.

Auf „Sehr hoch“ kann aus Sicht der Redaktion jederzeit ohne größere optische Einschränkungen reduziert werden. Mit „Hoch“ sind die fehlenden Reflexionen ärgerlich, ansonsten bleibt es aber noch ein brauchbarer Kompromiss. Auf „Mittel“ sollte dagegen nur im Notfall zurückgegriffen werden.

Grafik-Presets in The Outer Worlds
  • AMD Radeon RX 5700 XT:
    • Niedrig-Preset
      101,5
    • Mittel-Preset
      94,9
    • Hoch-Preset
      80,4
    • Sehr-Hoch-Preset
      56,6
    • Ultra-Preset
      54,7
  • Nvidia GeForce RTX 2070:
    • Niedrig-Preset
      106,7
    • Mittel-Preset
      98,2
    • Hoch-Preset
      86,1
    • Sehr-Hoch-Preset
      64,5
    • Ultra-Preset
      61,5
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Bei den Presets gibt es Unterschiede

Bei den Presets verhalten sich AMD- und Nvidia-Grafikkarten unterschiedlich. Die GeForce RTX 2070 gewinnt beim Wechsel von „Ultra“ auf „Sehr hoch“ nur 5 Prozent mehr FPS, die Radeon RX 5700 XT gar nur 3 Prozent. Der Schub beim Hoch-Preset ist dagegen deutlich größer: Weitere 33 Prozent FPS lassen sich auf der Nvidia-Grafikkarte messen, beim AMD-Beschleuniger sind es sogar 42 Prozent. Irgendetwas scheint RDNA bei der höheren Detailstufe nicht sonderlich zu schmecken. Bei den weiteren Presets verhalten sich die Grafikkarten dann wieder ähnlich. Die mittlere Einstellung bringt ein Plus von 14 Prozent auf der GeForce und 18 Prozent auf der Radeon, das Niedrig-Preset beschleunigt die Framerate dann noch mal um 9 beziehungsweise 7 Prozent. Es gibt in Summe also durchaus ordentlich Tuning-Potenzial.

Die Kantenglättung ist effektiv, unscharf und immer an

Die Kantenglättung von The Outer Worlds ist durchweg aktiv. Eine Option zum Abschalten gibt es nicht und selbst das Niedrig-Preset nutzt Antialiasing. Das arbeitet zwar nicht perfekt, aber durchaus gut. Es gibt offenbar eine temporale Komponente, denn das gesamte Bild wird geglättet. Das Bild flimmert auch in niedrigen Auflösungen wie 1.920 × 1.080 relativ wenig, der Bildeindruck ist damit ziemlich ruhig.

Allerdings legt die Kantenglättung eine ziemliche Unschärfe über das Bild, die vor allem in Full HD sehr ausgeprägt ist. In höheren Auflösungen nimmt der Effekt sichtbar ab, in Ultra HD ist das Bild dann scharf. Da das Spiel keine Möglichkeit zum Nachschärfen anbietet, muss auf externe Tools zurückgegriffen werden. Nvidias mittlerweile im Treiber integrierter Schärfefilter arbeitet effektiv gegen die Unschärfe und intensiviert das Flimmern nur gering. AMDs Konkurrenztechnologie RIS funktioniert derzeit nicht in DirectX 11 und damit auch nicht in The Outer Worlds. Da auch kein FidelityFX in den Obsidian-Titel integriert ist, bietet AMD aktuell keine Möglichkeit zum Nachschärfen des Spiels an.

Mittelmäßige Texturen mit mittelmäßigem Speicherbedarf

Die Texturen in The Outer Worlds sind allerhöchstens Durchschnitt. Allzu genau und vor allem allzu nahe sollte man sich die Oberflächen nicht anschauen, denn dann lässt sich schlicht das Fehlen echter Details erkennen. Dafür ist aber immerhin der Speicherverbrauch gering. 4 GB sind für Full HD und maximale Texturdetails ausreichend. Für 2.560 × 1.440 sowie 3.840 × 2.160 sollte die Grafikkarte dann am besten 6 GB haben. Mehr benötigt es nicht.