NUC9 Extreme Ghost Canyon im Test: Intels Mini-Gaming-PC ist ein teurer Spaß

Volker Rißka
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NUC9 Extreme Ghost Canyon im Test: Intels Mini-Gaming-PC ist ein teurer Spaß

tl;dr: Der Intel NUC9 Extreme, Codename Ghost Canyon, ist ein interessanter, weil winziger Spiele-PC, der sehr viel Leistung in einem nur 5 Liter fassenden Gehäuse ermöglicht. Sein Problem ist vornehmlich der hohe Preis: Das blanke Barebone ohne GPU und Speicher kostet bereits 1.600 Euro, das Testmodell 2.800 Euro.

Klein, schnell, teuer

Mit vielen Vorschusslorbeeren, letztlich aber deutlich verspätet gestartet, ist Intels neuer Extreme-NUC mittlerweile offiziell, wenn auch im Handel noch nicht ab Lager verfügbar. Basierend auf dem mobilen Achtkern-Prozessor Core i9-9980HK noch aus der neunten, nicht der neuen zehnten Generation kann er in einem 5-Liter-Gehäuse mit einer High-End-Grafikkarte bestückt werden, die eigentlich nur durch ihre Abmessungen und Leistungsaufnahme limitiert wird.

Mit 5,0 Litern Gehäusevolumen ist das Resultat dann noch einmal deutlich kleiner als ein DAN Cases A4-SFX mit seinen 7,25 Litern. ComputerBase wirft einen Blick auf die Quasi-Vollausstattung, die mit kompakter GeForce RTX 2070 nicht nur sehr schnell, sondern auch extrem teuer ist: 2.800 Euro beträgt der Preis.

Intel NUC9 Extreme
Intel NUC9 Extreme

Compute Element ist nicht gleich Compute Element

Aushängeschild des Intel NUC9 Extreme ist der übertaktbare Core i9-9980HK mit acht Kernen, alternativ gibt es den Core i7-9750H mit sechs oder den Core i5-9300H mit sogar nur vier Kernen. Die BGA-Prozessoren lötet Intel auf ein sogenanntes „Compute Element“, das aussieht wie eine PCIe-Steckkarte, im Endeffekt aber nur ein kleines Mainboard mit allen verbauten Komponenten ist. Im Kern handelt es sich um klassische Notebook-Hardware in einem neuen Formfaktor – ein Weg, den Intel auch bei Notebooks immer mal wieder geht.

Doch Vorsicht ist hier geboten, denn unter dem Namen „Compute Element“ fungiert bei Intel auch noch mehr. So gibt es viel kleinere Lösungen, die eher einer 2,5-Zoll-SSD gleichen, die bereits in NUC8 zugegen sind und auf eine Whiskey-Lake-CPU setzen (Intel-Support-Dokument (PDF)). Das neue Konstrukt ist viel größer.

Intel Compute Element Ghost Canyon
Intel Compute Element Ghost Canyon (Bild: Intel)

Auf dem neuen, 202 × 131 × 39 mm großen „Compute Element“ für Ghost Canyon sind dann auch zwei Speicherbänke vertreten. Auch M.2-Slots für Massenspeicher finden sich darauf, diverse USB- und Thunderbolt-Ports sowie LAN und WLAN runden das Paket ab.

Ohne Partnerplatine funktioniert kein Compute Element

Das „Compute Element“ funktioniert nicht ohne passendes „Mainboard“. Bei Intel „West Cove“ getauft, ist dies lediglich zu den speziellen „Compute Elementen“ aus dem Consumer-Segment, Codename „Ghost Canyon“, sowie für den Profibereich („Quartz Canyon“) kompatibel. Es nimmt neben dem besagten Modul eine PCIe-Lösung auf, in der Regel eine Grafikkarte. Auch Platz für eine weitere SSD wird auf der 181 × 89 mm² kleinen Platine bereitgestellt.

Intel West Cove
Intel West Cove (Bild: Intel)

Erst mit diesen beiden Bauteilen ist die technische Basis des NUC komplett. Ein Netzteil gehört natürlich auch noch dazu, in dem Fall wird es sogar vollständig im Gehäuse integriert. Mit 500 Watt kann es problemlos alle passenden diskreten Grafiklösungen versorgen. Die Support-Liste nennt eine RTX 2070 als Maximum, wobei hier eher das Format, nicht der Verbrauch entscheidend ist Das Handbuch erklärt, dass maximal 225 Watt für die Grafikkarte bereitgestellt werden können.

Die Ausstattung des Basismodells mit Core i9
Intel NUC 9 Extreme Kit NUC9i9QNX – Ghost Canyon (BXNUC9I9QNX)
Preis: ab 1.600 Euro
CPU:

Integrierte GPU:
Chipsatz:
Intel Core i9-9980HK, 2,4–5,0 GHz, 16 MByte L3-Cache
8 Kerne/16 Threads
Intel UHD 630, 1,25 GHz
Intel CM246
Arbeitsspeicher: nicht enthalten,
2 × DDR4-2666, SODIMM,
max. 1,2 Volt, max. 64 GByte
Massenspeicher: nicht enthalten,
3 × M.2 2280
Interne Anschlüsse: 1 × PCIe x16 Gen 3
1 × PCIe x4 Gen 3
3 × SATA 6 Gbit/s
3 × M.2 2280 (PCIe 3.0 x4)
1 × M.2 2230 (mit Intel Wi-Fi 6 AX200 + Bluetooth 5.0 belegt)
Externe Anschlüsse: 2 × Thunderbolt 3 Typ C
6 × USB 3.1 Typ A
2 × Gigabit-LAN (Intel 219-LM + 210-AT)
1 × DisplayPort 1.2
1 × HDMI 1.4
1 × Kopfhörer
1 × Infrarot
1 × Kartenleser
1 × Kensington-Lock
Abmessungen: 238 × 216 × 96 mm
Lieferumfang: integriertes Netzteil 500 W + Stromkabel, Quick-Start-Guide, Handbuch
Intel NUC9 Extreme
Intel NUC9 Extreme

An die Hardware zu gelangen, ist im NUC9 Extreme gar nicht so einfach. Der Platz im 5-Liter-Gehäuse ist wirklich extrem knapp bemessen. Schnell etwas aufzurüsten ist nahezu unmöglich, bereits die Entfernung der Grafikkarte ist nur mit entsprechendem Fingerspitzengefühl möglich. Alle weiteren Bauteile liegen noch tiefer – daran Veränderungen vorzunehmen ist Bastelei und primär etwas für Anwender, die sich mit der Materie auskennen. Aber bei 1.500 bis fast 3.000 Euro in der Preisgestaltung ist das ohnehin die anvisierte Zielgruppe.

Wie klein oder groß 5 Liter sind, lässt sich beim Blick auf etwaige Konkurrenten zeigen: Corsair One bewirbt seine PC-Serie mit 12 l Volumen, dort findet wie im DAN Cases A4-SFX mit 7,25 Litern dann jedoch Standard-ITX-Desktop-Hardware ihren Platz. Eine Zbox Magnus, die einen Core i7 und eine RTX 2080 aufbieten kann, bewirbt der Hersteller mit nur 2,65 l; hier wird wiederum komplett auf Notebook-Hardware vertraut – inklusive verlöteter GPU. Der NUC steht mit 5 Litern in der Mitte und vermischt beide Systeme.

Das Testmodell: „Vollausbau“ mit GeForce RTX 2070

Ghost Canyon ist teuer. Der NUC mit Compute Element, Mainboard und Netzteil ist in namhaften deutschen Shops mit rund 1.600 Euro bepreist. Zwingend notwendig sind RAM und Massenspeicher. Optional der Einsatz einer GPU. 16 GByte DDR4-3200 wie im Testmodell gibt es für rund 100 Euro. Die von Intel eingesetzt SSD vom Typ SSDPEL1D380GA ist eine schnelle Optane-SSD, bietet jedoch nur 380 GByte Platz für Kosten in Höhe von 550 Euro. Das ist keine gute Wahl, zumal die zweite SSD im System von Kingston mit 1 TByte nur 190 Euro kostet. Eine schnelle 2-TB-SSD wäre günstiger und für die meisten Anwender die bessere Wahl.

Der NUC kann auch ohne dedizierte Grafikkarte betrieben werden, denn die CPU hat bekanntlich eine integrierte UHD 630. Sinnvoll erscheint das nicht. Die Kosten für ein Komplettsystem steigen damit weiter. Im Fall der im Testmuster eingesetzten Asus Dual GeForce RTX 2070 Mini OC liegt der Preis bei über 450 Euro. Die Grafikkarte ist 19,7 cm lang, günstigere und mindestens ebenso schnelle Alternativen gibt es Markt derzeit nicht.

Summa summarum landen Interessenten schnell bei einem Preis von bis zu 2.800 Euro. Für ein lauffähiges Grundkonstrukt sind mindestens 1.800 Euro zu berappen, dann ist der NUC aber nur fürs Office zu gebrauchen.