MPEG Audio Layer 3: Das Dateiformat MP3 feiert seinen 25. Geburtstag

Sven Bauduin
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MPEG Audio Layer 3: Das Dateiformat MP3 feiert seinen 25. Geburtstag

Heute vor genau 25 Jahren wurde das MP3-Dateiformat am Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS) geboren und veränderte die globale Musikindustrie für immer. Am 14. Juli 1995 konnte sich die Dateinamenserweiterung .mp3 in einer internen Umfrage am Institut durchsetzen und löste die provisorische Dateiendung .bit ab.

Die MP3 revolutionierte die Musikindustrie nachhaltig

Das Dateiformat MP3 für die verlustbehaftete Kompression digital gespeicherter Audiodaten im MPEG-1 Audio Layer III oder auch MPEG-2 Audio Layer III revolutionierte eine gesamte Branche und ebnete den Weg für MP3-Player und P2P-Filesharing sowie die darauf aufbauenden Tauschbörsen wie beispielsweise Napster, Kazaa und eMule.

Der Codec MP3 sollte die Musikindustrie nachhaltig beeinflussen und legte den Grundstein für das heute nicht mehr wegzudenkende Musik- und Videostreaming, das den physischen Verkäufen mittlerweile in fast allen Bereichen den Rang abgelaufen hat.

MP3 komprimiert Audiodateien um den Faktor 10

Das zwischen 1982 und 1992 unter der Führung des deutschen Mathematikers Karlheinz Brandenburg am IIS entwickelte und seit 1992 als internationaler Standard (ISO) zertifizierte MP3-Format bedient sich dabei der psychologischen Akustik mit dem Ziel, nur die für den Menschen wahrnehmbaren Signalanteile zu speichern. Dadurch wird, bei nicht verringert wahrnehmbarer Audioqualität, eine Audiodatenkompression unkomprimierter Audiodateien um den Faktor 10 erreicht.

Durch die starke, aber in der Regel nicht hörbare Kompression von MP3 wurde erstmals der Austausch von Musikdateien auch über die vergleichsweise geringen Bandbreiten von ISDN, DSL und den analogen Internetanschlüssen der 1990er und frühen 2000er möglich. Auch MP3-Player wie der sündhaft teure i.Beat organix Gold, den TrekStor im März 2006 in Hannover zur CeBIT zeigte, erhielten erst durch die MP3 ihre Daseinsberechtigung.

Fraunhofer-Institut beerdigt MP3-Format

Heute haben andere Audio-Codecs der MP3 den Rang abgelaufen und so verwundert es nicht, dass das Fraunhofer-Institut das MP3-Dateiformat rund zwei Jahre nach dessen 20. Geburtstag beerdigt hat, nachdem zeitgleich einige MP3-Patente ausliefen.

Am 23. April 2017 beendete das Institut das MP3-Lizenzprogramm mit Technicolor und machte den Weg frei für das Kompressionsverfahren Advanced Audio Coding (AAC), das dem MP3-Format in Sachen Audioqualität bei viel geringeren Bitraten inzwischen weit überlegen ist. So schrieb das Fraunhofer IIS im April 2017:

Auch wenn es heute effizientere Audiocodecs gibt, ist mp3 nach wie vor sehr beliebt bei Endanwendern. Heutige Medien wie Streaming, Fernsehen oder Radio nutzen jedoch modernere ISO MPEG-Verfahren der AAC-Familie oder in Zukunft auch MPEG-H Audio. Diese vom Fraunhofer IIS maßgeblich mitentwickelten Technologien bieten erweiterte Einstellungsmöglichkeiten und eine bessere Audioqualität bei viel geringeren Bitraten im Vergleich zum mp3-Format.

Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (IIS)

In einer rund 5-minütigen Dokumentation ließ der deutsche Auslandsrundfunk Deutsche Welle bereits 2009 zahlreiche Zeitzeugen und Entwickler vom Fraunhofer IIS sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg zu Wort kommen und zeigte, wie das MP3-Format die Musikwelt für immer revolutioniert hat.

Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) zeigte schon 2001 in der Reihe „Einfach genial“ eine sehenswerte und rund 4-minütige Reportage zur „Erfindung der MP3“.