Google Nest Hub (2. Gen.) im Test: Display, Leistungsaufnahme, Klang, Videos und Fazit

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Frank Hüber
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Das Display unter dem Colorimeter

Das 7-Zoll-Display mit einer Auflösung von 1.024 × 600 Pixeln ist nur auf den ersten Blick unverändert zum Vorgänger. Denn auch abseits der rahmenlosen Glasfront zeigen sich bei den Messungen mit dem Colorimeter Unterschiede. Leuchtete das Display des Nest Hub noch maximal mit 431 cd/m², kommt der Nest Hub der zweiten Generation auf maximal 388 cd/m². Auch an der Homogenität hat sich etwas getan, allerdings nicht zum Positiven. Lag die maximale Helligkeitsabweichung beim Nest Hub (1. Gen.) bei 8 Prozent, sind es beim neuen Modell 13 Prozent, die die obere linke Ecke dunkler ist als die Mitte des Displays.

Im Alltag fällt diese Abweichung in aller Regel nicht auf, schon allein, weil sich bei Tageslicht die Umgebung auf dem Display spiegelt und derartige Unterschiede verdeckt.

Der Schwarzwert bei maximaler Helligkeit liegt bei 0,328 cd/m², was eine Verbesserung zu den 0,493 cd/m² des Vorgängers darstellt. Im Durchschnitt kommt das Display auf einen Kontrast von rund 1.100:1, was trotz niedrigerer Maximalhelligkeit deutlich über dem Kontrast von 930:1 des Vorgängers liegt. Bei niedrigster Helligkeitseinstellung leuchtet der neue Nest Hub bei der Darstellung von Weiß mit 1,69 cd/m² erneut sehr wenig und ebenfalls dunkler als der maximal 1,93 cd/m² helle Vorgänger. Der Bildschirm ist so bei niedriger Helligkeit tatsächlich fast aus und insbesondere bei der Nutzung auf dem Nachttisch geht vom neuen Nest Hub keine störende Lichtquelle aus.

Die Farbtemperatur des 7-Zoll-Bildschirms liegt bei manueller maximaler Helligkeit bei 6.780 Kelvin, was etwas wärmer als die 7.145 Kelvin des Nest Hub der ersten Generation ist.

Google Nest Hub (2. Gen.)
Google Nest Hub (2. Gen.)

An der automatischen Regelung der Display-Helligkeit in zehn Stufen hat sich per se mit dem neuen Modell nichts verändert. Sie funktioniert im Alltag gut und „Ambient EQ“ passt wie vorgesehen auch die Farbtemperatur des Bildschirms sichtbar an. Der im Rahmen platzierte Helligkeitssensor, der beim Testgerät sichtbar nicht ganz mittig hinter der Aussparung sitzt, darf hierfür nicht verdeckt werden.

Leistungsaufnahme des Nest Hub (2. Generation)

Für die Messung der Leistungsaufnahme des Nest Hub (2. Gen.) ist der Schlafsensor aktiviert. Die Helligkeit des Displays ist manuell auf die höchste Stufe gestellt.

Leistungsaufnahme der Smart-Displays im Vergleich
Google Nest Hub (2. Gen.) Google Nest Hub Lenovo Smart Display 10 Zoll Amazon Echo Show 8 Amazon Echo Show 5 Amazon Echo Show 10
Standby und Display an (100 %) 3,3 Watt 2,6 Watt 5,7 Watt 4,0–4,5 Watt 2,6–2,9 Watt 6–7 Watt
Standby und Display aus 2,2 Watt 1,5 Watt 2,7 Watt 1,4 Watt 1,1 Watt 2,5 Watt
Videowiedergabe via YouTube 3,6 bis 4,6 Watt 2,2 bis 3,0 Watt 6,5 bis 8,5 Watt
Musikwiedergabe via Spotify 3,6 bis 5,0 Watt 2,1 bis 3,5 Watt 6,0 bis 9,0 Watt 5,5–7,1 Watt 3,4–3,9 Watt 10 Watt

Die Leistungsaufnahme des Nest Hub der zweiten Generation fällt in allen Szenarien etwas höher aus als beim Vorgänger. Im Standby bei ausgeschaltetem Display werden nun 2,2 Watt verbraucht, was nicht nur über den 1,5 Watt des Vorgängers, sondern auch über der Konkurrenz in Form des Echo Show 8 und Show 5 liegt. Die höhere Leistungsaufnahme bei der Video- und Musikwiedergabe ist absolut betrachtet mit rund 1,5 Watt gering, prozentual aber deutlich. Da die Leistungsaufnahme je nach Musikinhalt schwankt, ist erneut ein Intervall angegeben.

Der Nest Hub (2. Gen.) als Lautsprecher und Streaming-Display

50 Prozent mehr Bass

Der Lautsprecher des neuen Nest Hub bietet laut Google 50 Prozent mehr Bass als der erste Nest Hub. Zudem soll dieselbe Audio-Technologie wie beim Nest Audio (Test) zum Zuge kommen, was sich allerdings nicht auf die Audio-Treiber bezieht. Denn während im Nest Hub (2. Gen.) ein 43,5-mm-Breitbandtreiber eingesetzt wird, stecken im Nest Audio ein 19-mm-Hochtöner und ein 75-mm-Woofer. Vielmehr bezieht sich Google auf die zur Abstimmung genutzte Simulations-Software und die adaptiven Soundtechniken wie „Ambient IQ“, „Bass Extension“ und „Media EQ“, womit der Klang in Abhängigkeit vom wiedergegebenen Inhalt angepasst wird.

Wird es laut, wird es dünn

In der Praxis bietet der Nest Hub (2. Gen.) im direkten Vergleich mit dem Nest Hub (1. Gen.) eine kräftigere Musikwiedergabe mit mehr Bass, allerdings dünnt das Klangbild bei einer Lautstärke von über 50 Prozent schnell spürbar aus und genau dann fehlt es auch dem neuen Nest Hub erneut an Bassfundament. Das neue Modell eignet sich so zwar ebenfalls sehr gut für die gemäßigte Musikwiedergabe etwa auf dem Schreibtisch, nicht jedoch für die raumfüllende Party. Der Nest Audio (Test) ist dem Nest Hub klanglich deutlich überlegen.

Netflix, Disney+ und YouTube auf dem Nest Hub

Neben der Musikwiedergabe kann der neue Nest Hub für die Wiedergabe von YouTube, Netflix und Disney+ genutzt werden, wobei die Accounts wie bereits erwähnt über die Home-App gekoppelt werden. Die Inhalte des jeweiligen Anbieters können auch per Sprache über den Google Assistant aufgerufen werden. Hierfür ist es aber notwendig, im Vorfeld den Titel sehr genau zu kennen und möglichst exakt in den Sprachbefehl einzubinden, um den richtigen Inhalt aufzurufen. Insbesondere bei YouTube erweist sich die Sprachsteuerung weiterhin als sehr schwierig, da es enorm viele Inhalte mit passendem Titel geben kann. Auf dem Homescreen des Nest Hub zeigt Google nur personalisierte YouTube-Empfehlungen an. Eine On-Screen-Tastatur, um Inhalte auf YouTube zu suchen, fehlt aber weiterhin. Die Empfehlungen sind abseits eines Sprachbefehls der einzige Einstieg in YouTube auf dem Nest Hub. In der Home-App können Musiktitel und Videos von YouTube mit potenziell unangemessenen Inhalten für den Nest Hub gesperrt werden.

Auch Netflix zeigt nur die Empfehlungen an, durch die manuell gewischt werden kann. Watch-Listen lassen sich aber ebenso wenig aufrufen wie Menüs, Filter oder eine Suchfunktion. Disney+ zeigt nicht mal diese an, sondern lässt sich nur aufrufen, indem man den Google Assistant konkret bittet, einen Film zu starten. „Ok Google, öffne Disney+“ oder „Ok Google, starte Disney+“ funktioniert nicht – es kommt sogar die Ansage, dass dieser Dienst, obwohl verknüpft, noch gar nicht unterstützt werde. „Ok Google, spiele [Film/Serie] von Disney+“ sorgt hingegen für eine Wiedergabe des gewünschten Inhalts.

Kurze Videos zwischendurch, die am besten per Cast vom Smartphone auf den Nest Hub gestreamt werden, lassen sich auf dem Display des Nest Hub somit zwar durchaus betrachten, für einen Film oder eine komfortable Bedienung gibt es mit Tablets und Fernsehern aber weitaus bessere Wiedergabegeräte.

Träge Oberfläche

Die Bedienung der Funktionen über den Touchscreen des Nest Hub (2. Gen.) erweist sich im Test als überraschend träge. Eingaben werden mitunter nur mit einer deutlichen und störenden Verzögerung umgesetzt. Auch Wischgesten werden verzögert umgesetzt und Inhalte sichtbar langsam nachgeladen, wenn der Bildschirminhalt gewechselt wird. Diese Verzögerungen und langsamen Wechsel der Inhalte schmälern die Nutzung über das Display deutlich und lassen im Alltag Frust statt Freude bei der Bedienung aufkommen. Von der zum Start des Nest Hub im Jahr 2019 gelobten schnellen Menüführung und Bedienung kann auf dem Nest Hub (2. Gen.) derzeit nicht gesprochen werden. Im folgenden Video ist zwar eine Extremsituation dargestellt, bei der die Schlafanzeige erst nach zweimaligem Drücken und genau beim Verlassen des Menüs tatsächlich aufgerufen wird, im Alltag sind die Hänger selbst beim Scrollen durch die Oberfläche jedoch immer wieder störend.

Bei der Oberfläche selbst fährt Google weiterhin zweigleisig, denn nicht alle Einstellungen sind direkt über den Nest Hub verfügbar, manche lassen sich nur über die Home-App konfigurieren. Je nach Tageszeit ist der angezeigte Inhalt auf dem Smart-Display dabei weiterhin unterschiedlich. Morgens begrüßt der Google Assistant den Nutzer so neben den Schlafdaten der letzten Nacht beispielsweise mit der Fahrzeit zur Arbeit, abends wird Entspannungsmusik vorgeschlagen.

Wenig Anpassungsmöglichkeiten der Inhalte

Die Oberfläche lässt sich dabei weiterhin vergleichsweise wenig konfigurieren und individualisieren. Beim Bildschirmschoner kann war zwischen der Anzeige einer Uhr in verschiedenen Design, Fotos aus der eigenen Google-Fotos-Mediathek oder einer Kunstgalerie mit ausgewählten Bildern und Kunstwerken gewählt werden, in anderen Bereichen ist aber gar keine Anpassung möglich. Auch wenn Google im Detail inzwischen zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten etwa beim Verhalten der Display-Helligkeit bietet, bleiben die Tabs des Bildschirms starr vorgegeben. Dies gilt aber auch für die Konkurrenz in Form der Echo Show von Amazon.

Was dem Nest Hub auch in der Neuauflage fehlt, aber an die Software und nicht die Hardware geknüpft ist, sind eine vollständige Google-Suche und ein Browser. Auch wenn es sich bei beidem um die Vorzeigebereiche von Google handelt, fehlen sie der Software-Plattform des Nest Hub.

Manches nur, anderes nicht per Sprache erreichbar

Darüber hinaus sind weiterhin nicht alle Optionen per Sprache erreichbar, andere hingegen etwa beim ersten Aufruf ausschließlich über Sprache. Netflix und Disney+ lassen sich auf dem Nest Hub nur per Sprache aufrufen. Richtige Apps fehlen aber, in denen Inhalte durchstöbert werden können. Dies löst Amazon mit Prime Video auf den Echo Show sehr viel besser. Bei Spotify sind nun immerhin die letzten Wiedergabelisten und personalisierten Mixtapes über den Bildschirm zugänglich. Wirklich zufriedenstellend ist die Bedienung in diesen Bereichen aber nicht. Andere Bereiche oder Optionen lassen sich hingegen gar nicht per Sprache steuern. Das Deaktivieren der automatischen Helligkeit quittiert der Google Assistant mit dem Hinweis, dass er dies nicht könne. Die Helligkeit per Sprache auf einen Wert zwischen 0 und 10 zu stellen, ist allerdings kein Problem – was übrigens auch die automatische Helligkeit deaktiviert. Es gibt zahlreiche dieser kleinen Stellen, an denen der Google Assistant noch scheitert, obwohl es einfache Lösungen oder Nachfragen gäbe.

Preis und Verfügbarkeit

Der Google Nest Hub der 2. Generation ist ab heute in Deutschland in den beiden Farben Kreide und Carbon für 99,99 Euro über Google und im Handel erhältlich. Die Zustellung der seit dem 16. März vorbestellten Geräte soll ebenfalls heute erfolgen. Der Nest Hub der 1. Generation kam 2019 noch für 129 Euro in den Handel. Preislich ist das neue Modell vor allem aufgrund des Schlafsensors somit durchaus attraktiv platziert.

Fazit

Beim neuen Schlafsensor liefert Google ab

Google Nest Hub ist angesichts des vergleichsweise günstigen Preises von 99,99 Euro vor allem dann eine interessante Option, wenn man das eigene Schlafverhalten aufzeichnen und verbessern möchte, ohne dafür eine Smartwatch oder ein anderes Wearable am Arm tragen zu müssen. Denn in dieser Disziplin liefert der Nest Hub (2. Gen.) ab und überzeugt. Der Soli-Sensor, der keine individuelle Personen- oder Gesichtserkennung ermöglicht, wahrt dabei den Datenschutz und agiert völlig störungsfrei ohne Geräusche oder zusätzliche LEDs, die ihrerseits die Nachtruhe beeinträchtigen könnten. Die Einblicke in die Schlafphasen sind dabei zwar weniger detailliert als über eine Smartwatch von Fitbit, die REM-, Leicht- und Tiefschlafphasen unterscheiden kann, für einen Eindruck der Nacht und der Schlafdauer ist der Nest Hub aber sehr gut geeignet.

Allerdings sind die aus dem Schlaf-Tracking gewonnenen Erkenntnisse je nach Person voraussichtlich sehr unterschiedlich. Dass der Autor in der Regel zu wenig schläft und schnarcht, war ihm bereits vorher bewusst, dafür brauchte es keinen Nest Hub mit Soli-Sensor. Schon eher, um ihn jeden Tag aufs Neue darauf aufmerksam zu machen. Ob dies etwas am Schlafverhalten ändert, ist jedoch erneut vom Nutzer abhängig.

Bei der Smart-Display-Plattform fehlen Neuerungen

Die Technik des neuen Nest Hub und seine Verarbeitung geben wie bei der ersten Generation keinen Grund zur Kritik, einzig die breiten Display-Ränder wirken nicht mehr zeitgemäß. Die träge Oberfläche und Bedienung über den Bildschirm sind dieses Mal hingegen ein deutliches Manko. Die Verzögerungen schon bei einfachen Wischgesten sind für ein brandneues Produkt kaum hinnehmbar. An einem aktivierten Schlafsensor liegt die verzögerte Ausführung und Reaktion der Menüs nicht, denn auch wenn diese Funktionen ausgeschaltet sind, ist der Nest Hub (2. Gen.) zu langsam.

Der Klang ist besser als bei der ersten Generation, aber weiterhin keine Offenbarung, wenn die Lautstärke angehoben wird. Wer überlegt, den Nest Hub einzig wegen der Musikwiedergabe zu kaufen, greift lieber zum Nest Audio. Für etwas Hintergrundmusik bei der Arbeit oder auch im Wohnzimmer bei maximal mittlerer Lautstärke kann jedoch auch auf den Nest Hub zurückgegriffen werden.

Weiterhin viel Potenzial lässt Google bei der Bedienung liegen. Das Ansinnen, zu jeder Tageszeit am besten zu wissen, worauf der Nutzer zugreifen möchte, und diese Inhalte anzuzeigen, führt nicht immer zum Erfolg. Es fehlt dem Nest Hub ebenso wie allen anderen Smart-Displays an den Optionen zur Individualisierung der Tabs und der Tiefe, mit der in Anwendungen wie YouTube, Netflix, Disney+ und Spotify eingestiegen werden kann. In diesen Inhalten kann über das Display nicht gestöbert werden, was man in der Regel aber möchte. Gerade bei YouTube verschenkt Google den Vorteil gegenüber der Konkurrenz, die auf diesen Dienst gar nicht zurückgreifen kann. Und trotz der kleinen Größe von 7 Zoll ist es weiterhin unverständlich, dass es keinen Chrome-Browser, keine Google-Suche und keine On-Screen-Tastatur auf dem Nest Hub gibt.

Wie in vielen anderen Bereichen muss Google eigene Dienste viel besser integrieren und sich klarer zu Projekten bekennen, um sie dann auch bereichsübergreifend zu entwickeln. So wirkt der Nest Hub der zweiten Generation ein wenig so, als hätte das Team einen neuen Schlafsensor entwickelt, der auf die alte Soft- und Hardware-Plattform setzen muss, die im großen Google-Konzern nur stiefmütterlich behandelt wird.

ComputerBase hat den Nest Hub (2. Gen.) leihweise unter NDA von Google zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

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