Creative SXFI Air Gamer im Test: SXFI-Einrichtung und Klang

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Michael Schäfer
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SXFI-Einrichtung

An der Einrichtung zur optimalen Nutzung von Super-X-FI, kurz SXFI, hat sich indes nichts geändert. Diese soll anders als andere Raumklanglösungen, wie zum Beispiel von Dolby, funktionieren und den Zuhörer vergessen lassen, dass er einen Kopfhörer trägt. Dieser Effekt soll nicht nur bei Spielen entstehen, sondern ebenso bei Filmen und sogar bei Musik. Dabei bezieht Creative sowohl die Gestaltung der Ohren als auch die der Kopfform des Nutzers mit ein, da sich diese individuell auf die Wahrnehmung des Gehörten auswirken. Dazu muss über die für Android und iOS zur Verfügung gestellte Smartphone-App zunächst jeweils eine Aufnahme der beiden Ohren gemacht werden. Dazu ist jedoch zwingend ein Konto bei Creative vonnöten, in dem die berechneten Profile gespeichert werden. Darüber wird der Nutzer im Vorfeld leider nach wie vor nicht unterrichtet – dieser Umstand wurde schon in früheren Tests bemängelt. Zur späteren Authentifizierung stehen neben einer eigenen E-Mail-Adresse zusätzlich die Dienste von Google und Facebook zur Verfügung.

Der Massenspeichermodus funktionierte im Test nicht überzeugend
Der Massenspeichermodus funktionierte im Test nicht überzeugend

Das Erfassen der nötigen Informationen ist dabei recht einfach: Mit der Smartphone-Kamera muss jeweils ein Bild von jedem Ohr und vom Gesicht gemacht werden, die die Ausgangslage für die Klangprofile bilden. Wichtig ist dabei, dass vor allem die Ohren gut ausgeleuchtet sind – im Test haben bereits unterschiedliche Schattierungen für eine andere Ausgabe gesorgt. Es ist zudem empfehlenswert, mehrere Klangprofile anzulegen und daraus das auszusuchen, was am angenehmsten erscheint.

Die so erstellten Profile werden im Anschluss zu Creative übertragen und dort mit dem eigenen Account verknüpft. So können diese über die SXFI-App für mobile Geräte oder SXFI-Control für PC oder Mac jederzeit gleichermaßen genutzt werden. In einem früheren Test bestätigte Creative gegenüber ComputerBase, dass nur die errechneten Profile transferiert werden – kein Bild soll das Mobilgerät des Nutzers verlassen.

Software immer noch spartanisch

Die Möglichkeit, die SXFI-Control-Software, wenn schon nicht mit neuen Funktionen, dann zumindest mit einem zeitgemäßen Erscheinungsbild zu versehen, hat Creative verstreichen lassen. Nach wie vor präsentiert sich die Anwendung wie eine Software aus den 1990er-Jahren. Dass der Hersteller es anders kann, zeigt er an nicht wenigen Beispielen, darunter der Creative-App, wie sie auch bei der SoundBlaster GC7 zum Einsatz kommt, die später noch Erwähnung finden wird. Hier hat es Creative auch geschafft, der Software ein luftiges und modernes Äußeres zu verpassen. Zumindest beherrscht das Tool seit einigen Versionen einen dunklen Modus.

Der Funktionsumfang der Software ist nach wie vor gering. So beherbergt diese einen Equalizer, mit dem erstellte Klangeinstellungen auch in eigenen Presets gespeichert werden können. Des Weiteren kann die Farbe der Beleuchtung gewählt werden – mehr aber auch nicht. Je nach Unterstützung findet sich ebenso die GamerChat-Funktion, mit der während des Spiels per Bluetooth mit anderen Teilnehmern gesprochen werden kann. Unter dieser lässt sich seltsamerweise die SXFI-Funktion nicht deaktivieren.

Der ebenfalls vorhandene Mixer hat seinen Namen im Grunde kaum verdient, kann hier doch lediglich die Lautstärke des Headsets und die des Mikrofons justiert werden. Funktionen zur Optimierung des Mikrofonsignals wie Rauschunterdrückung oder einen Equalizer sucht der Nutzer vergebens.

Zumindest etwas moderner präsentiert sich die mobile App, die zudem einen, wenn auch eher rudimentären, Audio-Player mit sich bringt. Im Gegensatz zur Desktop-Variante besitzt diese eine Fülle von Kopfhörerprofilen verschiedenster Hersteller, die für ein besseres klangliches Ergebnis sorgen sollen. Zusammen mit dem Equalizer war es das dann aber auch schon.

Creative zeitg bei der GC7, dass es auch modern geht
Creative zeitg bei der GC7, dass es auch modern geht

Klang

Wie seine Vorgänger stattet Creative das Air Gamer mit 50 mm großen Neodymium-Treibern aus, auch der mögliche Frequenzgang bleibt mit 20 Hz bis 20 kHz gleich. Klanglich hat der Hersteller aber einige Änderungen vorgenommen: So zeigt das Air Gamer ein deutlich ausgewogeneres Klangbild als seine Vorgänger, bei denen vor allem der Mitteltonbereich noch dominierte. Dennoch könnten manchem Nutzer die Höhen zu spitz erscheinen, diese lassen sich über den Equalizer aber leicht zähmen.

Gute Ausgangslage

Beim Bassfundament hat der Hersteller hörbar zugelegt, bereits im Auslieferungszustand ist es deutlich präsenter, auch wenn das neutrale Klangbild davon unberührt bleibt. Damit bietet das Headset einen guten Ausgangspunkt für eigene Anpassungen. Zu einer „Bassmaschine“ wird das Air Game dennoch nicht werden, denn übertreibt es der Nutzer mit den tiefen Frequenzen, fangen die Treiber schnell an zu „pumpen“ und die Dynamik lässt nach.

Die gute Grundeinstellung zeigt sich ebenso bei Spielen. Bei Titeln mit großer Klangkulisse kann das Headset auch mal für den einen oder anderen „Rummser“ sorgen, auch wenn es sich hier unter anderem dem Xbox Wireless Headset von Microsoft (Test) geschlagen geben muss, das zwar nicht mit SXFI, dafür aber mit Dolby Atmos for Headphones aufwartet. Auf der anderen Seite kann die gute Höhendarstellung bei leiseren Titeln wie CS:GO hilfreich sein.

Bei SXFI werden sich die Geister jedoch weiterhin und bis auf ewig scheiden, denn Creative generiert damit keinen Raumklang im gewöhnlichen Sinne. Es soll lediglich dafür gesorgt werden, dass der Nutzer vergisst, einen Kopfhörer zu tragen. Das bedeutet: Während der Nutzer ein Spiel spielt oder einen Film sieht, sorgen herkömmliche Systeme dafür, dass dieser sich so fühlen soll, als würde er mitten im Geschehen sein. Bei SXFI soll der Kopfhörer aber genau den Klang übermitteln, den der Anwender ohne Kopfhörer vor dem Monitor sitzend hätte.

Der Kopfbügel könnte etwas besser gepolstert sein
Der Kopfbügel könnte etwas besser gepolstert sein

Das hat den Vorteil, dass gerade das Bassfundament noch einmal etwas zunimmt, die Räumlichkeit aber für manch einen Nutzer unpassend erscheinen kann, denn eine genauere Ortung der Gegner ist oftmals nur schwer möglich. Zwar soll der Battle-Mode hier helfen, in dem die Kulisse ein wenig in den Hintergrund gedrückt wird und die mittleren Frequenzen mehr betont werden, viele Spieler dürften jedoch weiterhin dafür die normale Stereo-Ausgabe bevorzugen.

Bei Musik und Filmen hat sich das Blatt aufgrund der größeren klanglichen Möglichkeiten zudem etwas gewendet. Konnte im Test zum Vorgänger der Musik- und Filmwiedergabe aufgrund der besseren Darstellung von tieferen Frequenzen bei SXFI etwas abgewonnen werden, schwindet der Vorteil deutlich. Auch hier bleibt es somit am Ende Geschmackssache, welche Ausgabe bevorzugt wird.

Vorteile spielt die Technologie aber nach wie vor bei Mono-Material aus: Hörbücher klingen immer noch, als hätte der Nutzer seinen eigenen privaten Vorleser vor sich sitzen, und auch alten Filmen in Mono kann die Technologie neues Leben einhauchen. Mit der Nutzung von SXFI geht beim Air Gamer aber immer eine deutlich hörbare Minderung der Lautstärke einher – egal bei welcher Quelle.

Externe Alternative mit mehr Möglichkeiten

Wer etwas mehr und dennoch nicht auf SXFI verzichten will, kommt um eine externe Lösung nicht herum – zumindest solange das Headset auch wie das Air Gamer analog genutzt werden kann. Das hat allerdings seinen Preis. So verlangt Creative für das Audio-Interface Sound Blaster GC7, das ebenso die Raumklangfunktion unterstützt, rund 150 Euro. Es bietet aber die Vorteile, durch Regler am Gerät selbst jederzeit auf alle Parameter zugreifen zu können, ohne ein Spiel verlassen zu müssen. Einstellungen können zudem vier Tasten für den Sofortzugriff zugeordnet werden.

Die GC7 bietet SXFI auch für analoge Kopfhörer – mit deutlich mehr Anpassungsmöglichkeiten
Die GC7 bietet SXFI auch für analoge Kopfhörer – mit deutlich mehr Anpassungsmöglichkeiten

Wird das Air Gamer analog an das GC7 angeschlossen, werden die zusätzlichen Klangeinstellungen schnell deutlich – vor allem bei der Nutzung von SXFI. So wird die Lautstärke hörbar angehoben, darüber hinaus ist die Ausgabe für eine Fülle von Spielen bereits optimiert, darunter Titel wie Apex Legends, Battle Royale, Cyberpunk 2077, CS:GO oder solche aus der Call-of-Duty-Reihe. Nachteilig ist dagegen, dass die Einstellungen für SXFI nach wie vor in der eigenen Desktop-App gemacht werden müssen und nicht in der Creative-App des GC7, womit also weiterhin zwei Apps genutzt werden müssen.

Darüber hinaus bietet die externe Soundkarte viele Möglichkeiten zur Anpassung der Aus-, aber auch Eingabe. So ist es über die „Acoustic Engine“ und den „Crystalizer“ möglich, vor allem die Klarheit der Ausgabe zu erhöhen, während mit „Dialog+“ die Stimmausgabe in den Fokus gehoben werden kann, was gerade bei Voicechats während eines Spiels Vorteile mit sich bringen könnte. Das System bietet zusätzlich einen 10-Band-Equalizer samt Vorverstärker, mit dem sich vorgewählte Frequenzen einstellen lassen. Zu viel Bass sollte bei diesem aber ebenso wenig gewählt werden, da sonst das vorher angemerkte Pumpen auftreten kann.

Die GC7 bietet viele Einstellungsmöglichkeiten direkt am Gerät
Die GC7 bietet viele Einstellungsmöglichkeiten direkt am Gerät

Der „Scout Mode“ soll dabei helfen, bei bestimmten Spielen leise Geräusche wie Schritte, Nachladen oder Waffenwechsel besser hörbar zu machen und dem Spieler dadurch einen Vorteil zu verschaffen. Diese Hilfe kann auch per Tastaturkürzel im Spiel aufgerufen werden.

Bei der Mikrofoneingabe kann die Rauschunterdrückung für die Filterung von Störgeräuschen sorgen – wenn auch nur in einem begrenzten Rahmen, ohne dass sich der Eingriff auf die generelle Klangqualität auswirkt. Auf Wunsch steht zudem ein Kompressor für das Eingangssignal zur Verfügung, der für eine gleichbleibende Lautstärke der Stimme sorgen soll. Zu guter Letzt ist es möglich, die Stimme über den Mikrofon-Equalizer weiter anzupassen, wenn auch nicht über eine grafische Frequenzwahl, sondern nur über vorgefertigte Presets.

Generell verarbeitet das Interface sowohl ankommende wie auch ausgehende Signale mit bis zu 24 Bit bei einer Abtastrate von 192 kHz.

Klanglich gesehen bietet das Interface neben der besseren Handhabung eine lautere Ausgabe mit hörbar mehr Druck. Hierbei wird deutlich, wie sich das Air Gamer bei der rein digitalen Nutzung merkbar unter Wert verkauft. Ob der Zuwachs aber die zusätzlichen Kosten wert ist oder ob ein günstigerer analoger Kopfhörer plus Interface die bessere Lösung wäre, muss der Nutzer am Ende für sich selbst entscheiden.