CES 2022

Shure Aonic 40 im Test: aptX HD und guten Ansätzen fehlt der Bass

Frank Hüber
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Shure Aonic 40 im Test: aptX HD und guten Ansätzen fehlt der Bass

Der kabellose Shure Aonic 40 mit ANC verspricht Klang in Studioqualität – hat dabei aber viel zu viel Bass vergessen. Trotz guter Ansätze wie konfigurierbares USB-Audio hat es der Kopfhörer für eine unverbindliche Preisempfehlung von 250 Euro gegen die Konkurrenz schwer, da auch das ANC nur durchschnittlich abschneidet.

Mit dem Shure Aonic 40 möchte die angesehene Audiomarke einen kabellosen ANC-Kopfhörer für Endkunden bieten, der unterwegs Klang in Studioqualität bieten soll, über eine App-Anbindung verfügt und dank Faltmechanismus auch auf Reisen mitgeführt werden kann. ComputerBase konnte sich den heute vorgestellten Kopfhörer in den letzten Wochen bereits genauer ansehen und klärt, ob der Shure Aonic 40 eine Alternative zu etablierten kabellosen Modellen von Sony, Apple oder Bose ist.

Dabei werden erstmals auch Messungen zum Frequenzgang durchgeführt, die in Zukunft neben der subjektiven Klangbeschreibung einen objektiven Anhaltspunkt über die Abstimmung eines Kopfhörers liefern sollen.

Der Aonic 40 von Shure, der als Nachfolger des Aonic 50 gilt, ist ab sofort in Weiß und Schwarz für 249 Euro erhältlich. Im Lieferumfang enthalten sind neben dem Kopfhörer ein Transportcase mit Reißverschluss, ein 3,5-mm-Audiokabel und ein USB-C-auf-USB-A-Kabel. Der Hersteller gewährt eine zweijährige Garantie.

Shure Aonic 40
Shure Aonic 40

Technik und Funktionen des Shure Aonic 40

Bluetooth 5.0, AAC, aptX HD, Multipoint

Für die kabellose Übertragung setzt Shure beim Aonic 40 Bluetooth 5.0 ein. Bei den Audiocodecs werden sowohl Android- als auch iOS-Nutzer zufriedengestellt, denn neben SBC werden aptX und aptX HD sowie AAC unterstützt. Auf LDAC und aptX LL des Aonic 50 muss das neue Modell jedoch verzichten.

Der Aonic 40 bietet wie der Aonic 50 Multipoint, kann also mit zwei Bluetooth-Endgeräten gleichzeitig verbunden sein, um die Wiedergabe zwischen diesen nahtlos wechseln zu können. So muss nicht erst eine Verbindung manuell in den Geräteeinstellungen des Smartphones oder Tablets deaktiviert werden, um das andere Gerät verbinden zu können.

Dynamische 40-mm-Treiber

Der Aonic 40 setzt auf einen 40 mm großen, dynamischen Treiber, was auch in seinem Namen verewigt wurde – der Aonic 50 wartet dementsprechend mit 50-mm-Treibern auf. Der Aonic 40 verfügt über einen normalen Frequenzgang von 20 bis 20.000 Hz, eine Impedanz von 31 Ohm und einen Schalldruck von 94,7 dB. Der Aonic 50 bietet hier 20 Hz bis 22 kHz, 39 Ohm und 97,5 dB.

Shure Aonic 40

Audio auch per Klinke und USB-C

Der Shure Aonic 40 kann aber nicht nur kabellos über Bluetooth betrieben werden, sondern auch per Kabel, wahlweise analog oder digital. Für analoge Audiosignale setzt Shure auf den kleinen 2,5-mm-Anschluss an der rechten Ohrmuschel, für den ein Kabel von 2,5- auf 3,5-mm-Klinke beigelegt wird. Der Aonic 40 kann dabei wahlweise aktiv oder passiv über Klinke genutzt werden. Andere Kabel oder fest verbundene Kabel anderer Geräte lassen sich so aber nicht ohne Weiteres nutzen, da es dann eines weiteren Adapters von 3,5 auf 2,5 mm bedarf.

Shure Aonic 40

Doch der Aonic 40 kann auch digitale Audiosignale über USB-C mit maximal 16 Bit und 48 kHz verarbeiten. Ob der Kopfhörer bei der Benutzung über USB auch geladen werden soll, lässt sich in der ShurePlus-Play-App konfigurieren. Die integrierten Mikrofone können parallel etwa für Videokonferenzen am PC genutzt werden, wenn eine USB-Verbindung eingesetzt wird, was zuvor in der App aktiviert werden muss. Hierdurch wird die Audioqualität reduziert – für optimalen Klang sollte sie somit deaktiviert bleiben, wenn man kein Mikrofon benötigt.

25 Stunden Akkulaufzeit mit ANC

Die Akkulaufzeit des Kopfhörers beträgt laut Shure bis zu 25 Stunden mit aktivierter Geräuschunterdrückung. Aufgeladen wird er über USB-C, das an der rechten Ohrmuschel verbaut ist. Eine Schnellladefunktion sorgt nach 15 Minuten Laden für bis zu 5 Stunden Musikwiedergabe.

Im Test erzielt der Shure 40 bei aktiviertem ANC, mittlerer Lautstärke und unter Einsatz von AAC als Audiocodec eine Akkulaufzeit von 23,5 Stunden. Ein guter Wert, der im Mittelfeld liegt. Konkurrenten erreichen teils mehr, teils weniger Akkulaufzeit. Während die Apple AirPods Max (Test) und der Sennheiser Momentum 3 Wireless darunter liegen, übertreffen Sony WH-1000XM4 (Test) und Yamaha YH-E700A die Shure Aonic 40.

Technische Daten des Shure Aonic 40 im Vergleich
Shure Aonic 40 JBL Tour One Yamaha YH-E700A Apple AirPods Max Sony WH-1000XM4 Montblanc MB 01 Sennheiser Momentum 3 Wireless beyerdynamic Amiron wireless copper
Wandlerprinzip dynamisch, 40 mm dynamisch, 42 mm Tesla, dynamisch
Bauform Geschlossen
Frequenzgang 20–20.000 Hz 10–40.000 Hz 8–40.000 Hz k. A. 4–40.000 Hz (Kabel), 20–40.000 Hz (Bluetooth, LDAC) 10–20.000 Hz 6–22.000 Hz 5–40.000 Hz (Kabelbetrieb)
Nennimpedanz 31 Ohm 32 Ohm k. A. 32 Ohm 100 Ohm passiv, 470 Ohm aktiv 32 Ohm
Kennschalldruck 94,7 dB 95 dB k. A. 101 dB (Kabel, passiv), 105 dB (Kabel, aktiv) 100 dB 99 dB 100 dB
Klirrfaktor k. A. < 1 % k. A. < 1 % < 0,3 % (1 kHz, 100 dB SPL) < 0,05 % bei 500 Hz
Kabel 2,5-auf-3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke Lightning auf AUX (optional) 3,5-mm-Klinke, 1,2 m 3,5-mm-Klinke auf USB-C 3,5-mm-Klinke 3,5-mm-Klinke, 4-polig, 1,2 m
Bluetooth 5.0 4.2
Unterstützte Codecs SBC, aptX, aptX HD, AAC SBC, AAC SBC, AAC, aptX Adaptive SBC, AAC SBC, AAC, LDAC SBC, aptX Adaptive, AAC SBC, aptX, aptX LL, AAC SBC, aptX, aptX HD, aptX LL, AAC
Akkulaufzeit 25 Stunden (mit ANC) 25 Stunden (mit ANC), 50 Stunden (ohne ANC) 35 Stunden (mit ANC) 20 Stunden (mit ANC) 30 Stunden (mit ANC) 20 Stunden (ohne ANC) 17 Stunden (mit ANC) 30 Stunden
Ladezeit 3 Stunden 2 Stunden 3,5 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden 3 Stunden 2 Stunden
Akkukapazität k. A. 730 mAh 330 mAh 1.050 mAh
Ladebuchse USB-C Lightning USB-C
Gewicht (ohne Kabel) 313 g 268 g 325 g 385 g 251 g 280 g 306 g 400 g
Preisvergleich ab 299 Euro ab 190 Euro ab 518 Euro ab 241 Euro Preisvergleich Preisvergleich ab 699 Euro
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Mit variablem ANC und Transparenzmodus

Der Shure Aonic 40 bietet eine anpassbare, hybride Geräuschunterdrückung, die auf Feedforward- und Feedback-Mikrofone setzt. Der Nutzer kann das ANC dabei nicht einfach nur aktivieren, sondern in der ShurePlus-Play-App auch zwischen den drei ANC-Pegeln "Hell“, „Normal“ und „Max.“ wählen. Beim Transparenzmodus, in der App „Umgebungsmodus“ genannt, kann der Pegel ebenfalls selbst eingestellt werden, um Einfluss darauf zu nehmen, wie laut die Umgebung an die Ohren des Trägers weitergeleitet werden soll. Auf die Qualität beider Modi wird im Folgenden noch näher eingegangen.

Fünf Tasten für die Bedienung an den Ohrmuscheln

Die Taste am linken Ohrhörer dient dem Ein- und Ausschalten sowie dem Koppeln des Kopfhörers per Bluetooth. Um den Kopplungsmodus zu aktivieren, muss die Taste beim Einschalten rund fünf Sekunden gedrückt gehalten werden. So lässt sich auch ein zweites Gerät problemlos verbinden, um von Multipoint Gebrauch zu machen. Möchte man den Akkustand abfragen, ohne die App nutzen zu müssen, kann die Taste zwei Mal gedrückt werden. Eine Ansage gibt dann den aktuellen Ladestand aus – nicht in Prozent, sondern beispielsweise mit „battery high“ oder „battery low“.

Shure Aonic 40
Shure Aonic 40

Vier Tasten an der rechten Ohrmuschel

An der rechten Ohrmuschel sind hingegen vier Tasten platziert. Die einzelne, leicht nach vorne orientierte Taste dient zur Steuerung der Umgebungsmodi. Ein einfaches Drücken schaltet zwischen ANC und Transparenzmodus um. Wird die Taste vier Sekunden gehalten, werden beide Modi deaktiviert. Zweifaches Drücken der Taste erlaubt das Stummschalten bzw. Aktivieren des Mikrofons bei Anrufen.

Die klassische Drei-Tasten-Konfiguration dient hingegen zur Anpassung der Lautstärke (äußere Tasten) und der Steuerung der Musik (mittlere Taste). Die Tasten sind alle gleich hoch und nicht separiert, einzig der erhabene Punkt auf der mittleren Taste dient als haptische Orientierung. Dieser mittleren Taste kommen viele Funktionen zuteil. Einmaliges Drücken startet und pausiert die Wiedergabe. Zweifaches Drücken springt einen Track weiter, dreifaches Drücken einen Track zurück. Um den digitalen Sprachassistenten des Smartphones zu aktivieren, muss die Taste zwei Sekunden gedrückt gehalten werden. Dies funktioniert auch bei aktiver Musikwiedergabe. Geht ein Anruf ein, kann er über diese Taste zudem angenommen oder abgelehnt werden.

Die Steuerung reagiert zwar zuverlässig, etwa beim Pausieren der Wiedergabe nimmt sich der Kopfhörer aber immer etwas über eine Sekunde Zeit, bis die Aktion ausgeführt wird, da auf weitere Eingaben gewartet wird.

Keine Trageerkennung

Eine Trageerkennung lässt der Shure Aonic 40 vermissen. Wird er angehoben oder abgenommen, läuft die Musik ungehindert weiter.

ShurePlus-Play-App für kleine Anpassungen und Updates

Auf einige Funktionen der ShurePlus-Play-App, die für Android und iOS angeboten wird, ist im Verlauf des Tests bereits eingegangen worden. Die wichtigsten Funktionen der App sind die Anpassung des ANCs, des Transparenzmodus und der Equalizer mit Presets sowie die Möglichkeit, Firmware-Updates einzuspielen. Eine Registrierung bei Shure ist für die Nutzung der App nicht erforderlich.

ShurePlus-Play-App mit Shure Aonic 40

Anpassung über Equalizer

Der Equalizer bietet viele Voreinstellungen, aus denen der Nutzer wählen kann, aber auch die Option, manuell die Frequenzen anzupassen, wofür ein parametrischer Vierband-Equalizer genutzt werden kann, bei dem sich die Breite der Bänder von voreingestellten zwei auf maximal vier Oktaven ändern lässt. Die vier Punkte, über die die Anpassung erfolgt, lassen sich in alle vier Richtungen verschieben. Der Equalizer wirkt sich auch auf Streamingdienste aus und kann nicht nur im App-eigenen Musik-Player genutzt werden, der unter dem Reiter „Musik“ zur Verfügung steht. Zudem wird das Profil auf den Kopfhörern gespeichert, so dass es auch auf anderen Geräten aktiv ist.

Auch wenn die Tastensteuerung unter dem Punkt „Personalisieren“ angezeigt wird, lassen sich derzeit – wie erwähnt wurde der Shure Aonic 40 vor der offiziellen Ankündigung getestet – die Tastenbelegungen nicht ändern.

Auf Wunsch kann die LED an der linken Ohrmuschel rot leuchten, wenn man telefoniert. Da sie aber schräg nach unten ausgerichtet ist, ist sie für Außenstehende kaum wahrzunehmen.

Im Alltag wird man nur selten zur App greifen, nachdem man einmal die bevorzugten Einstellungen vorgenommen hat.

Verarbeitung und Tragekomfort

313 g mit Aluminium und Nylon

Mit einem Gewicht von 313 g ist der Aonic 40 weder besonders leicht noch besonders schwer. An die nur rund 250 g des Sony WH-1000XM4 kommen sie keinesfalls heran, von den 385 g der Apple AirPods Max sind sie aber auch weit entfernt.

Äußerlich dominiert den Aonic 40 Kunststoff, im Inneren des Kopfbandes setzt Shure jedoch auf Aluminium. Die Gelenke der Ohrmuscheln verzichten mit Ausnahme der Stifte ebenfalls auf Metall und sind aus Kunststoff. Die Kabel sind innenliegend und stören den Nutzer nicht.

Die feste Tragetasche bietet dem Kopfhörer, dem USB-Kabel und dem Audiokabel Platz, setzt aber voraus, dass das Kopfband zum Verstauen immer wieder auf die kleinste Einstellung gestellt wird. Das Kopfband verfügt über eine sehr feste Rasterung, die sich nur mit Kraft überhaupt verstellen lässt. Dass sie sich ungewollt wieder verstellt, ist ausgeschlossen.

Faltbares Design

Die Ohrmuscheln lassen sich um 90 Grad nach vorne und wenige Grad nach hinten drehen. Flach um den Hals lässt sich der Aonic 40 so nur mit nach vorne geöffneten Ohrmuscheln tragen. Für das Verstauen in der Tasche können die Ohrmuscheln zudem nach innen gefaltet werden. Damit die Ohrmuscheln nicht klappern, kommen kleine Gummipads an den Stellen der Haltebügel zum Einsatz, an denen sich beide Teile berühren.

Shure Aonic 40

Auswechselbare Ohrpolster

Die Ohrpolster lassen sich bei Bedarf einfach austauschen, indem sie gegen den Uhrzeigersinn abgedreht werden. Mit fummeligen Clip-Halterungen muss sich der Nutzer hier nicht auseinandersetzen. Ein entferntes Ohrpolster gibt auch den Blick auf den Treiber und das nach innen gerichtete Mikrofon frei.

Der seitliche Anpressdruck ist nicht zu hoch, so dass sich der Aonic 40 angenehm trägt. Die Polsterung des Kopfbandes ist allerdings etwas zu dünn und der gepolsterte Bereich zu klein ausgefallen – ein lockerer Sitz muss einem drückenden Kopfband im Zweifel vorgezogen werden.

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