Lian Li O11 Air Mini im Test: ATX-Würfel mit viel Platz und hoher Kühlleistung

Jan Wichmann
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Lian Li O11 Air Mini im Test: ATX-Würfel mit viel Platz und hoher Kühlleistung

Das Lian Li O11 Air Mini setzt auf eine beinahe vollständig löchrige Front- und Deckelpartie und richtet sich damit sowie mit dem Verzicht auf Staubfilter an potente, luftgekühlte Systeme. Beinahe gleich groß und würfelförmig, nimmt es gegenüber dem Lian Li O11 Dynamic Mini sogar ATX-Netzteile auf.

Mit dem PC-O11 Dynamic Mini (Test) hat Lian Li einen Publikumsliebling geschaffen, der vor allem wegen seiner zwei Glaselemente und des ungestörten Blicks ins Innere des Computers für Aussehen sorgt. Das O11 Dynamic Mini richtet sich jedoch vorrangig an Nutzer von (AiO-)Wasserkühlungen, sodass Luftkühlungen zunächst das Nachsehen hatten. Dieses „Problems“ und der Wünsche der Käuferschaft nahm sich Lian Li mit dem O11 Air Mini an, das ebenso im kompakten ATX-Format daherkommt und anstelle einer Glasfront auf eine Lochgitterfront setzt.

Außen: Unauffälliger ATX-Knirps

Äußerlich kann das Lian Li O11 Air Mini seine Wurzeln nicht leugnen. Wenn auch mit leicht abweichenden Abmessungen gegenüber dem O11 Dynamic Mini, setzt das O11 Air Mini auf die gleiche Außenkonstruktion. Das linke Seitenfenster verfügt ebenfalls über einen schwarzen Rahmen und ist 4 mm stark. Die Halterung erfolgt weiterhin über kleine Führungsschrauben am Seitenteil und entsprechende Nuten am Gehäuse. Erneut schön zu sehen ist, dass Lian Li auf der gesamten Höhe der Glaswand auf eine Schaumstoffdämpfung setzt. Die Glasfront weicht einem Lochgitter, hinter dem nun auch Lüfter montiert werden können. Besonders kurios ist der Fakt, dass Lian Li in der Front keinen Staubfilter montiert. Dies soll zwar einen positiven Einfluss auf den Airflow und in den meisten Fällen auch bessere Gehäusetemperaturen zur Folge haben, jedoch sollen Staub, Haare und andere Schmutzpartikel leichter ins Gehäuse gelangen, sodass jenes öfter gesäubert werden muss. Das gleiche Bild zeigt sich im Deckel. Im Vergleich zum O11 Dynamic Mini wurden die Lochgröße mit 1,5 mm und der Lochabstand mit 2,25 mm deutlich minimiert, sodass das Gitter zumindest gröberen Schmutz abhalten soll.

Der rechte Zierstreifen besteht in Front- und Deckelpartie aus gebürstetem Aluminium und beheimatet an der Stirnseite das I/O-Panel. Hier werden ein USB-C-3.1-Port (10 Gbit/s, 20-Pin-Key-A-Header), zwei USB-A-3.0-Steckplätze (5 Gbit/s) und ein kombinierter Kopfhörer-Mikrofon-Anschluss geboten. Die rechte Seitenwand besteht größtenteils ebenfalls aus Lochgitter. Auch hier wird auf Staubfilter verzichtet. Die Heckpartie ist auf den ersten Blick unscheinbar – hierzu später mehr. Eine vertikale Montage der Grafikkarte wird ab Werk nicht geboten. Das Lian Li O11 Air Mini setzt jedoch auf dasselbe Erweiterungs-Bracket, wie es beim O11 Dynamic Mini verwendet wird. In der PCIe-3.0-Ausführung kostet dies ab rund 36 Euro und in der PCIe-4.0-Ausführung ab rund 80 Euro, jeweils inklusive 20 cm langem Riser-Kabel.

Innen: Geräumig und nun auch mit ATX-Netzteil

Dadurch, dass die zur rechten Gehäusewand liegenden Lüfterplätze nur optionaler Natur sind, gestaltet sich der gesamte Innenaufbau des Gehäuses anders als beim O11 Dynamic Mini. Bereits ohne zusätzliches Halterblech nimmt das O11 Air Mini ATX-Mainboards auf. Auch bei der übrigen Hardware bietet die vordere Kammer beinahe allen aktuellen Komponenten ausreichend Platz. Mit einer maximalen CPU-Kühlerhöhe von 170 mm hat sogar der wuchtige Noctua NH-D15 (Test) noch 5 mm Spielraum. Die Grafikkarte darf maximal 365 mm in Anspruch nehmen, was bis auf wenige Ausnahmen auch allen aktuellen Modellen genügt.

Eine Überraschung wartet indes auf der Rückseite. Neben Kabeln und Festplatten wird hier auch das Netzteil verstaut und im Gegensatz zum gläsernen Bruder nimmt das Lian Li O11 Air Mini sogar ATX-Netzteile bis zu einer Länge von 200 mm auf. Grade die Beschränkung auf SFX-L-Netzteile und der Fakt, dass es hier nur wenige Modelle über 600 Watt gibt, lasteten dem O11 Dynamic Mini an.

Auch sonst wirkt die Rückseite überaus durchdacht. Die mittige Blende mit Lian-Li- und Der8auer-Logo dient abermals zur Anbringung von zwei 2,5"-Laufwerken. Jeweils zwei 3,5"- oder 2,5"-Laufwerke können im oberen Festplattenkäfig und an den optionalen rechten Lüfterplätzen verbaut werden. Benötigte Entkopplungen liegen dem Lieferumfang bei. Zur vorderen Gehäusekammer führen zwei übereck gelegte Kabeldurchführungen. Am Mainboard-Träger sind zum besseren Verlegen der Kabel Klettkabelbinder angebracht.

Die Verarbeitungsqualität des O11 Air Mini ist innen wie außen ex­zel­lent. Wie typisch für Lian Li, ist das Gehäuse makellos gefertigt, sodass es keine ungewöhnlichen Spaltmaße, scharfen Kanten oder hervorstehenden Nieten gibt. Die Verwindungssteifigkeit ist hoch und das sogar am modularen Heck – nichts biegt sich beim Einbau der Hardware durch.

Umbauoption auf kleineres Mainboard-Format

Wie schon beim Glasbruder ist auch das Lian Li O11 Air Mini mit einer Umbauoption ausgestattet. Mit der Entnahme von zwei Erweiterungsschächten am Heck und dem Einsetzen eines Brackets kann das Lian Li O11 Air Mini von einem 7-Slots-ATX- zu einem 5-Slots-µATX-Design umgebaut werden. Beim O11 Dynamic Mini konnten sogar zwei weitere Slots entfernt werden, sodass lediglich drei Slots für mITX nutzbar waren. Der gewonnene Platz kann beim Lian Li O11 Air Mini zur Unterbringung einer Wasserkühlung im Deckel genutzt werden.

Lian Li O11 Air Mini im Test: 7- und 5-Slot-Design
Lian Li O11 Air Mini im Test: 7- und 5-Slot-Design (Bild: Lian Li)
Lian Li O11 Air Mini im Test: Umbau von 7- zu 5-Slot-Modus
Lian Li O11 Air Mini im Test: Umbau von 7- zu 5-Slot-Modus
Lian Li O11 Air Mini im Test: Umbau von 7- zu 5-Slot-Modus
Lian Li O11 Air Mini im Test: Umbau von 7- zu 5-Slot-Modus
Lian Li O11 Air Mini im Test: Umbau von 7- zu 5-Slot-Modus
Lian Li O11 Air Mini im Test: Umbau von 7- zu 5-Slot-Modus

Auch Belüftung bietet mehrere Optionen

Bei der möglichen Bestückung mit Lüftern gibt es hinsichtlich der verschiedenen Umbauvarianten ebenfalls unterschiedliche Optionen. In Summe können maximal zehn 120-mm-Lüfter verbaut werden. Die Einschränkungen beim Einbau der Ventilatoren sind ähnlich wie die, die es schon beim O11 Dynamic Mini gab. Seitens des Herstellers wird im 7-Slots-Design zu den 140-mm-Bodenlüftern eine maximale Bautiefe von 20 mm beschrieben. Die herkömmliche Rahmentiefe der meisten Gehäuselüfter liegt jedoch bei 25 mm. Der Einbau stellt allerdings kein Problem dar, da die Lüfter sodann lediglich die unteren internen Anschlüsse überdecken. Sofern sie vorher angeschlossen werden, bestehen keine Probleme beim Einbau. Wie schon beim O11 Dynamic Mini kommt es jedoch im Deckel zu Komplikationen. Im 7-Slots-Modus stehen den oberen Lüftern exakt 25 mm Platz zur Verfügung. Ausladende Spannungskühler, Kabel und überstehende Gummidämpfer am Lüfter können hier zu Problemen führen.

Bei der Kühlung mittels Wasser ist zumindest im 7-Slots-Modus auf einige Einschränkungen zu achten. Am Boden ist einzig der Einsatz eines 240-mm-Radiators möglich. An den übrigen Einbauplätzen ist auf maximale Einbautiefen von 59 und 40 mm zu achten. Im 5-Slots-Design stehen mehr Einbauoptionen zur Wahl. Ein 280-mm-Radiator kann im Boden jedoch erst bei Verwendung eines mITX-Mainboards verbaut werden. Die nachfolgenden Herstellerbilder geben Aufschluss über die Einbauoptionen von Lüftern und (AiO-)Wasserkühlungen.

Lian Li O11 Air Mini im Test: Übersicht zur Kühlung (Bild: Lian Li)

Einbau und Alltagserfahrungen

Zumindest in der vorderen Hardware-Kammer geht der Einbau der Komponenten äußerst leicht von der Hand. Alles passt auf Anhieb und auch die Kabel des I/O-Panels sind ausreichend lang. Wie zuvor erwähnt, muss beim Einbau weiterer Lüfter im Boden- und Deckelbereich auf die Kabelführung und den Platz geachtet werden.

Demgegenüber steht eine durchdachte, aber sehr gedrängte Rückseite. Die hintere Kammer nimmt nun zwar ATX-Netzteile auf, bietet jedoch nach wie vor wenig Stauraum. Das im Test verwendete Netzteil (Seasonic Platinum Series 1200W) reizt mit seiner Tiefe von 190 mm das Limit nahezu aus. Die Schar von Kabeln sauber zu verstecken, gestaltet sich überaus schwierig, zumal die Kabel eines ATX-Netzteils in den meisten Fällen auch länger ausfallen als die eines SFX-Netzteils. Das ATX-Netzteil ist hier also Fluch und Segen zugleich. Zusätzliche Kabel wie die von Lüftern oder Kabelverlängerungen verschärfen das Problem. Mehr Befestigungsmöglichkeiten für Kabelbinder wären hier wünschenswert. Auch die Entnahmemöglichkeit des Festplattenkäfigs wäre sehr zu begrüßen. Neben Stauraum würde so insbesondere die rückwärtige Erreichbarkeit des CPU-Sockels geschaffen. Beim O11 Dynamic Mini war dies besser gelöst. Zumindest durch die Entnahme des Netzteils gelangt man hier an die Sockelrückseite.

Lian Li O11 Air Mini
Lian Li PC-O11 Dynamic Mini
Lian Li PC-O11 Dynamic
Lian Li PC-O11 Air
Mainboard-Format: ATX, Micro-ATX, Mini-ITX E-ATX, ATX, Micro-ATX E-ATX, ATX
Chassis (L × B × H): 400 × 288 × 384 mm (44,24 Liter)
Seitenfenster
420 × 270 × 380 mm (43,09 Liter)
Seitenfenster
445 × 272 × 446 mm (53,98 Liter)
Seitenfenster
476 × 270 × 465 mm (59,76 Liter)
Seitenfenster
Material: Stahl, Aluminium, Glas Kunststoff, Stahl, Glas
Nettogewicht: 8,50 kg 10,10 kg 9,50 kg
I/O-Ports / Sonstiges: 1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Variante
1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Beleuchtung (RGB)
1 × USB 3.1 (USB 3.2 Gen 2) Type C, 2 × USB 3.0 (USB 3.2 Gen 1), HD-Audio
Einschübe: 4 × 3,5"/2,5" (intern)
2 × 2,5" (intern)
2 × 3,5"/2,5" (intern)
2 × 2,5" (intern)
2 × 3,5" (intern)
4 × 2,5" (intern)
vollmodulare Laufwerkskäfige
Variante
2 × 3,5" (intern)
6 × 2,5" (intern)
vollmodulare Laufwerkskäfige
3 × 3,5" (intern)
6 × 2,5" (intern)
Erweiterungsslots: 7 8
Lüfter: Front: 2 × 140/120 mm (2 × 140 mm inklusive)
Heck: 1 × 120 mm (1 × 120 mm inklusive)
Deckel: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Seitenteil rechts: 2 × 120 mm (optional)
Boden: 2 × 140/120 mm (optional)
Heck: 1 × 120 mm (optional)
Deckel: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Seitenteil rechts: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Boden: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Deckel: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Seitenteil rechts: 3 × 120 mm (optional)
Boden: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Front: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (2 × 120 mm inklusive)
Heck: 2 × 80 mm (optional)
Deckel: 3 × 120 mm (optional)
Seitenteil rechts: 3 × 120 mm (optional)
Boden: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Variante
Front: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Heck: 2 × 80 mm (optional)
Deckel: 3 × 120 mm (optional)
Seitenteil rechts: 3 × 120 mm (optional) (3 × 120 mm inklusive)
Boden: 2 × 140 mm oder 3 × 120 mm (optional)
Staubfilter: Boden Deckel, Netzteil, Boden, Seitenteil Front, Netzteil, Seitenteil Deckel, Front, Netzteil, Boden, Seitenteil
Kompatibilität: CPU-Kühler: 170 mm
GPU: 365 mm
Netzteil: 200 mm
CPU-Kühler: 170 mm
GPU: 370 mm
Netzteil: 165 mm
SFX-Formfaktor
CPU-Kühler: 155 mm
GPU: 420 mm
Netzteil: 255 mm
Preis: ab 117 € ab 120 € ab 126 € / – / 170 €