ASML-Quartalszahlen: Neubestellungen übertreffen Umsatz um das Doppelte

Volker Rißka
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ASML-Quartalszahlen: Neubestellungen übertreffen Umsatz um das Doppelte
Bild: ASML

Auf einen Umsatz von 3,5 Milliarden Euro entfallen bei ASML im gleichen Zeitraum neue Bestellungen in Höhe von 7 Milliarden Euro, davon sind 2,5 Milliarden Euro nur für EUV-Systeme sowohl in klassischer als auch High-NA-Variante verplant. Die Zukunft wird deshalb weiterhin keine schlechte sein.

High-NA-Bestellungen bereits von 5 Kunden

Multiple Bestellungen von High-NA-Systemen gab es zudem nicht nur im ersten Quartal, erklärt CFO Roger Dassen von ASML, sondern erst kürzlich in diesem Monat, welches zum zweiten Quartal zählt. Mittlerweile hat ASML Bestellungen für die nächste Generation EUV von drei Kunden aus dem Logic-Bereich – vermutlich Intel, TSMC und Samsung – als auch zwei Herstellern aus der Speichersparte eingesammelt. Hier bleiben dann fast nur noch Micron und SK Hynix übrig, dann wären quasi alle großen Namen auf der Einkaufsliste bei ASML vertreten. Bisher hat sich offiziell aber nur Intel zu High-NA bekannt, doch zumindest Planungen für Tests dürfte es bei jedem Hersteller geben, sodass sie auch mindestens eines dieser Geräte bestellen müssen. High-NA (High numerical aperture) verspricht laut den Beteiligten einen ähnlichen Gewinn wie der Sprung von Immersions- zu EUV-Lithografie.

Auf EUV folgt High-NA EUV
Auf EUV folgt High-NA EUV (Bild: Intel)

ASML ist über diese Entwicklung natürlich hocherfreut, muss sich nun aber noch mehr ins Zeug legen, diese Bestellungen auch in Produkte umzusetzen. Denn das Auftragsbuch soll binnen eines Jahres von 17 Milliarden Euro auf 29 Milliarden Euro Gesamtwert ansteigen, die höheren Preise für neuere NXE:3600D als klassische EUV-Systeme sowie zukünftigen NXE:5200 als erste High-NA-Variante inbegriffen.

55 EUV-Systeme will ASML 2022 fertigen, bis 2025 sollen es 70 pro Jahr sein. Doch die Planungen gehen aufgrund der hohen Anzahl an Bestellungen darüber hinaus: Kann es die Zulieferindustrie stemmen, bis zu 90 EUV-Systeme ab 2025 auszurüsten? Und später noch bis zu 20 High-NA-Systeme im Jahr?

Solides Quartal

3,5 Milliarden Euro Umsatz sieht auf den ersten Blick nach einer deutlichen Delle aus, schließlich standen vor einem Jahr 4,4 Milliarden Euro in den Geschäftsbüchern. ASML hatte zu Beginn des Jahres erklärt, die Buchungen für schneller gelieferte aber letztlich erst später in Rechnung gestellte Systeme zu ändern. Genau hier entstand nun erstmals diese Lücke, denn es wurden beispielsweise neun EUV-Systeme ausgeliefert, aber nur drei verbucht. Ab dem zweiten Quartal wird sich das dann normalisiert haben, der Umsatz soll dann wieder bei bis zu 5,3 Milliarden Euro liegen.

Die fehlenden EUV-Systeme in den Zahlen hinterließen aber eine viel deutlichere Spur beim Nettogewinn: Dieser beträgt mit 695 Millionen Euro nur noch etwas mehr als die Hälfte vom letzten Jahr. Die großen teuren Maschinen haben sich zur Cash Cow von ASML entwickelt, mindestens 170 Millionen Dollar kostet eines dieser Systeme, bei High-NA wird der Preis nach bisherigen Schätzungen in Etwa beim Doppelten liegen – wenn nicht gar noch mehr. Im Januar gaben ASML und Intel zu verstehen, dass die ersten Test-Systeme alias NXE:5000 rund 340 Millionen Dollar/300 Millionen Euro kosten würden, Produktionseinheiten mit höherem Ausstoß wie NXE:5200 und darauf folgende werden „signifikant teurer“ und dürften schnell die 400-Millionen-Marke reißen. Damit ist auch schnell erklärt, warum State-of-the-Art-Fabriken für die Jahre 2025 und darüber hinaus, noch teurer werden als bisher schon.

So, like Roger said at the press conference, this is the tool that will go for a price very significantly over €300 million.

ASML im Januar 2022