Amazon Fire HD 8 (Plus) 2022 im Test: Fazit

 5/5
Michael Schäfer
107 Kommentare

Das neue Fire HD 8 kann auch in seiner 2022er-Ausgabe eine interessante Alternative zu kostspieligeren Tablets darstellen. Auf der Software-Seite wird die Luft allerdings immer dünner, denn Amazon schränkt den Nutzer immer stärker ein. Doch zuerst zur Hardware.

Hardware: Eine solide Basis

Dass zu dem geforderten Preis von 115 Euro in der kleinsten Version mit Werbung in Sachen Hardware nicht viel erwartet werden kann, sollte auch preisbewussten Käufern klar sein. Nichtsdestoweniger ist die technische Basis zumindest für die meisten alltäglichen Aufgaben gut gerüstet. Das betrifft sowohl einfache Spiele wie auch die Wiedergabe von Medien. Durch die kompakten Ausmaße eignet sich das Tablet zudem auch für die mobile Nutzung in Bus und Bahn. Wenn jedoch etwas mehr Rechenleistung gefragt ist, kommt das Tablet schnell an seine Grenzen.

Das Fire HD 8 (2022) samt Kids-Varianten
Das Fire HD 8 (2022) samt Kids-Varianten

Wie bereits im Test des 2020er Fire HD 8 stößt die Plus-Variante auf Unverständnis. Der auf 3 GB erweiterte Arbeitsspeicher bringt hinsichtlich der Nutzung gegenüber den 2 GB des normalen HD 8 im Alltag kaum einen Vorteil und über das werbewirksame Erwähnen der nun etwas höher auflösenden Kamera sollte der Mantel des Schweigens gehüllt werden. Einen wirklichen Vorteil hätte dagegen ein höher auflösendes Display dargestellt. Zusammen mit der Möglichkeit, das Tablet kabellos zu laden, wäre die „Plus“-Benennung in solch einem Fall eher gerechtfertigt. In ihrer jetzigen Form ist sie jedoch weit davon entfernt.

Gibt es Tablets in deinem Haushalt?
  • Ja, mit iPadOS/iOS
    34,6 %
  • Ja, mit Android
    42,0 %
  • Ja, mit FireOS
    20,9 %
  • Ja, mit einem anderen OS
    6,2 %
  • Nein
    16,6 %

Software: Immer mehr Einschränkungen

Das wirkliche Manko liegt aber im System verborgen, bei dem Amazon den Nutzer immer weiter einschränkt. Die einzige Möglichkeit des Nutzers, das Tablet an seine Vorstellungen anzupassen, besteht darin, den Hintergrund auswählen und die App-Icons in Ordner organisieren zu können. Das Aufrufen der Applikationen über einen App-Drawer, damit der Homescreen frei bleibt und unter anderem für Widgets genutzt werden kann, ist nicht vorhanden. Dagegen schränkt Amazon den vorhandenen Platz auf dem ohnehin schon kleinen Display mit der neuen Head-Leiste ein, die für den Anwender im Grunde nicht einmal annähernd einen Mehrwert bietet – zumal die zuletzt aufgerufenen Programme auf der Nebenseite aufgeführt werden und auf der in früheren OS-Versionen auch die damals schon meist völlig danebenliegenden Vorschläge unterbreitet wurden. Solch ein Vorgehen konnte in den vergangenen Jahren vielleicht noch toleriert werden, hat jedoch im Jahr 2022 einfach keine Berechtigung mehr.

Die Nutzung eines Tablets ist eng mit der dafür zur Verfügung stehenden Software verbunden – und hier bietet der App-Store von Amazon nach wie vor ein regelrechtes Trauerspiel. Immer noch sind viele von Nutzern erwartete Applikationen nicht vorhanden – darunter nicht nur Software von Google wie der Chrome-Browser oder YouTube, sondern auch viele alternative Browser wie Firefox, Opera oder Vivaldi und die vom Autor dieses Tests gerne genutzten Anwendungen von Synology. Dieser Umstand konnte in der Vergangenheit durch das nachträgliche Aufspielen des Google Play Store ausgeglichen werden, der gleichzeitig das für viele Dienste aus eigenem Hause genutzte Framework installierte. Die Nutzung ist beim neuen Fire HD 8 zwar immer noch möglich, jedoch nicht mehr so einfach umzusetzen. Aber erst damit bieten Fire-Tablets einen von anderen Geräten gewohnten vernünftigen Nutzungskomfort, der mit dem App-Store von Amazon alleinig massiv eingebüßt wird.

Natürlich sollte jedem klar sein, dass der günstige Preis der Fire-Tablets vor allem durch den Verkauf von Inhalten erreicht wird und die Geräte dadurch subventioniert werden. Dagegen ist auch generell nichts einzuwenden. Nur übertreibt es Amazon beim Offerieren seiner Inhalte mittlerweile an vielen Stellen dermaßen, dass der Onlinehändler Gefahr läuft, nicht wenige Nutzer damit abzuschrecken. Auch der angesprochene fehlende Play Store wäre leicht zu kompensieren – wenn Amazon über seinen eigenen App-Store das gleiche Angebot bieten würde. Der einzige Nachteil für Anwender wäre dann, dass das eine oder andere Programm noch einmal erworben werden müsste. Von einem solchen Zustand ist der Onlinehändler allerdings nach wie vor weit entfernt.

Aber eben das Aufspielen des Google Play Store ließ zusammen mit dem günstigen Preis in der Vergangenheit über die Einschränkungen seitens Amazon in der Nutzung hinwegblicken. Erst durch diese Kombination stellten die Fire-Modelle in den letzten Jahren einen kostengünstigen und gerne empfohlenen Einstieg in die Welt der Tablets dar. Durch die weiteren Einschränkungen würde die Zielgruppe jedoch deutlich abnehmen und sich vor allem auf die Nutzer beschränken, die sich nur im Amazon-Universum bewegen und keine oder kaum Ausflüge in die Welt außerhalb unternehmen wollen. Sollten die Möglichkeiten, alternative Bezugsquellen von Applikationen nutzen zu können, weiter erschwert werden, könnte in diesem Fall vom Kauf eines Fire-Tablets nur noch abgeraten werden. Bleibt am Ende des Tests die Frage, wie viele verkaufte Inhalte Amazon durch solch ein Verhalten und dem Umstand, dass sich Käufer eventuell für andere Hersteller entscheiden, einbüßen würde. Ob die Verkäufe, die nun durch den fehlenden Play Store vielleicht zusätzlich im App-Store generiert werden, sie auffangen würden, dürfte fraglich sein.

Amazon Fire HD 8 (2022)
Produktgruppe Tablets, 24.11.2022
  • Display
    O
  • Leistung Produktiv
    O
  • Leistung Unterhaltung
    O
  • Laufzeit
    ++
  • Verarbeitung
    O
  • kompaktes Tablet für Medienwiedergabe
  • günstiger Preis
  • helles Display
  • lange Laufzeit
  • geringe Auflösung
  • nur 2 MP-Kamera
  • mit Fire OS zu eingeschränkt
  • wenig gefüllter App Store, viele oft genutzte Applikationen fehlen
Amazon Fire HD 8 Plus (2022)
Produktgruppe Tablets, 24.11.2022
  • Display
    O
  • Leistung Produktiv
    O
  • Leistung Unterhaltung
    O
  • Laufzeit
    ++
  • Verarbeitung
    O
  • kompaktes Tablet für Medienwiedergabe
  • günstiger Preis
  • helles Display
  • lange Laufzeit
  • kabelloses Laden
  • geringe Auflösung
  • mit Fire OS zu eingeschränkt
  • wenig gefüllter App Store, viele oft genutzte Applikationen fehlen
  • Plus-Variante nur mit wenigen Vorteilen

ComputerBase wurde das Fire HD 8 leihweise von Amazon für den Test zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.

ISC High Performance 2024 (12.–16. Mai 2024): Alle News auf der Themenseite!