Marktcheck: SSD-Preise im freien Fall und doch bleibt die HDD günstiger

Michael Günsch
198 Kommentare
Marktcheck: SSD-Preise im freien Fall und doch bleibt die HDD günstiger

SSDs sind so günstig wie nie. Hatten bereits einige SATA-Modelle die Marke von 5 Cent pro Gigabyte geknackt, gesellen sich nun auch die ersten NVMe-SSDs hinzu. Somit gibt es 1-TB-SSDs für weniger als 50 Euro zu kaufen. Doch beim Preis pro Gigabyte bleiben die langsameren HDDs ungeschlagen.

Überversorgung mit Speicherchips

Die weltweit gesunkene Nachfrage nach Elektronik in Kombination mit hohen Lagerbeständen lässt die Preise für NAND-Flash-Speicher seit Monaten sinken. Darauf basierende Produkte wie SSDs und USB-Sticks werden entsprechend immer günstiger.

Nach SATA nun auch NVMe für unter 5 Cent/GB

Schon Ende 2022 haben die ersten SSDs die Marke von 5 Cent pro Gigabyte beziehungsweise 50 Euro pro Terabyte unterschritten. Dabei handelte es sich um Einstiegsmodelle mit SATA-Schnittstelle im seltener werdenden 2,5-Zoll-Format. Inzwischen gibt es Modelle wie die Patriot P210 (Test) sogar ab 48 Euro pro Terabyte. Die 2-TB-Variante kostet keine 90 Euro mehr.

SSDs für unter 50 Euro pro Terabyte
SSDs für unter 50 Euro pro Terabyte
Preisentwicklung bei Patriot P210 mit SATA
Preisentwicklung bei Patriot P210 mit SATA

Im Januar 2023 knacken auch die ersten SSDs mit PCIe-Schnittstelle und NVMe-Protokoll diese Marke, wenngleich nur knapp. Günstige M.2-Modelle wie die Kingston NV2 (Test), die Kioxia Exceria G2 oder die PNY CS1030 gibt es aktuell ab 49,90 Euro in der Version mit 1 TB Speichervolumen.

Preisentwicklung bei Kioxia Exceria G2 mit NVMe
Preisentwicklung bei Kioxia Exceria G2 mit NVMe
Auch NVMe-SSDs knacken die Marke von 50 Euro pro TB
Auch NVMe-SSDs knacken die Marke von 50 Euro pro TB
Preisentwicklung bei Kingston NV2 mit NVMe
Preisentwicklung bei Kingston NV2 mit NVMe

Günstig heißt oft eher billig

Aber Vorsicht ist geboten: Die günstigsten Modelle sind natürlich nicht die besten und keinesfalls die schnellsten. Gerade die aktuellen Kassenschlager Patriot P210 und Kingston NV2 zeigten im Test ihre Schwächen. Unschön ist vor allem eins: Der Kunde kauft die Katze im Sack, denn beide Hersteller behalten sich jederzeit Änderungen an den eingesetzten Komponenten vor, die dementsprechend im Datenblatt nicht genannt und somit auch nicht festgelegt sind.

Im Falle der Kingston NV2 kann dies zum Beispiel bedeuten, dass statt TLC-Speicher der langsamere und weniger haltbare QLC-NAND eingesetzt wird. Laut einer Umfrage von ComputerBase sind die Varianten mit QLC zwar deutlich seltener im Handel vertreten. Dennoch muss dann mit äußerst geringen Schreibraten nach dem SLC-Cache gerechnet werden.

Rasanter Preisverfall bei SSDs über die Jahre

Vor rund acht Jahren lagen die niedrigsten SSD-Preise bei 33 Cent pro Gigabyte oder umgerechnet 330 Euro pro Terabyte. Das verdeutlicht den raschen Preisverfall der seinerzeit noch relativ jungen, inzwischen aber weit verbreiteten Technik.

SSD-Preise im November 2014
Zeitpunkt Preis pro Gigabyte
in Cent
Preisverfall
ggü. Vorjahr
Dezember 2011 124
Dezember 2012 77 -38 Prozent
Dezember 2013 45 -42 Prozent
November 2014 33 -27 Prozent

HDDs bleiben günstiger

Dennoch bleiben die rein elektronisch arbeitenden SSDs weitaus teurer als die mechanischen Magnetspeicher-Festplatten (HDDs). Diese spielen im Verbrauchersegment trotz Preisen von unter 2 Cent pro Gigabyte oder 20 Euro pro Terabyte praktisch keine Rolle mehr, da sie im Vergleich zu SSDs das System zum einen spürbar ausbremsen und zum anderen laut arbeiten sowie mehr Platz benötigen. In NAS-Systemen oder Storage-Servern (Cloud) spielen diese Faktoren eine untergeordnete Rolle. Hier sind HDDs aufgrund der deutlich geringeren Kosten pro Speichervolumen noch lange nicht wegzudenken.

HDDs bleiben pro GB deutlich günstiger als SSDs
HDDs bleiben pro GB deutlich günstiger als SSDs