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Snapdragon X Elite im Benchmark: Qualcomm steigt wie Phoenix aus der Asche

Nicolas La Rocco
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Snapdragon X Elite im Benchmark: Qualcomm steigt wie Phoenix aus der Asche

Die Ergebnisse eigens durchgeführter Benchmarks mit dem Snapdragon X Elite und dessen Oryon-CPU in zwei Testgeräten von Qualcomm liegen vor und untermauern die vom Hersteller gemachten Angaben zur Überlegenheit gegenüber AMD, Apple und Intel. Weitere technische Details zum Snapdragon X Elite können ebenfalls geteilt werden.

Große Versprechen von Qualcomm

Zum letzte Woche abgehaltenen Snapdragon Summit warb Qualcomm mit deutlicher Überlegenheit gegenüber AMD, Apple und Intel. Der Snapdragon X Elite mit neuer Oryon-CPU soll eine höhere Leistung und Effizienz als die Chips der Mitbewerber liefern. Die Kerne der CPU mit Arm-Befehlssatzarchitektur (ISA) basieren auf dem 2020 gezeigten Phoenix-Design des Anfang 2021 übernommenen Unternehmens Nuvia, wie die Redaktion zum Summit im Gespräch mit Qualcomm herausfinden konnte, das vom Server- hin zum Notebook-Segment optimiert wurde.

Gerard Williams III und Sriram Dixit von Nuvia
Gerard Williams III und Sriram Dixit von Nuvia

Von Nuvia hat sich Qualcomm die Gründer John Bruno, Manu Gulati und vor allem Gerard Williams III ins Boot geholt. Williams war zuvor Senior Director for Platform Architecture bei Apple und von 2009 bis 2019 für alle CPU-Entwicklungen verantwortlich, läutete mit dem Apple A7 im iPhone 5s die Ära der 64-Bit-Smartphones ein und leitete zuletzt die Entwicklung des Firestorm-Designs, des großen CPU-Kerns im M1, M1 Pro und M1 Max.

Oryon-CPU schneller als AMD, Apple und Intel

Die Leistung der Oryon-CPU soll bei selbem Verbrauch doppelt so hoch wie bei Intels 10- und 12-Kern-Prozessoren der Baureihe Raptor Lake-U und -P ausfallen oder dieselbe Leistung bei 68 Prozent weniger Verbrauch abgeliefert werden. Gegenüber Raptor Lake-H mit 14 Kernen sei der Snapdragon X Elite bei selbem Verbrauch 60 Prozent schneller oder verbrauche bei derselben Leistung 65 Prozent weniger. Im Vergleich zu Apple wirbt Qualcomm mit einer 50 Prozent höheren Multi-Thread-Leistung gegenüber dem M2, 14 Prozent mehr Single-Core-Leistung als der M2 Max oder 30 Prozent weniger Verbrauch als der M2 Max bei derselben Single-Core-Leistung.

Adreno-GPU schneller als AMD und Intel

Die integrierte GPU eines Core i7-13800H schlage die 4,6 TFLOPS starke Adreno-GPU von Qualcomm mit der doppelten Leistung bei demselben Verbrauch oder 74 Prozent weniger Verbrauch bei derselben Leistung. Qualcomms GPU sei bei demselben Verbrauch außerdem 80 Prozent schneller als die integrierte AMD Radeon 780M im Ryzen 9 7940HS oder verbrauche 80 Prozent weniger bei derselben Leistung.

Zwei Notebooks mit Snapdragon X Elite

Nachdem Qualcomm zur Hausmesse zunächst eigene Zahlen vorgelegt hat, durfte am letzten Tag der Veranstaltung auch die teilnehmende Presse Benchmarks auf dem Prozessor durchführen. Dabei kamen zwei von Qualcomm gestellte Beispielkonfigurationen mit unterschiedlicher „Device TDP“ und Kühlung zum Einsatz, auf denen vom Hersteller ausgewählte Benchmarks installiert waren. Eigene Apps oder Spiele durften auf den Notebook-Testsystemen nicht installiert werden.

Device TDP von 80 Watt und 23 Watt

Der Snapdragon X Elite mit Oryon-CPU wird von Qualcomm nicht mit einer TDP spezifiziert, stattdessen richtet sich die Leistung nach der „Device TDP“, die bei der „Demo Config. A“ bei 80 Watt und bei der „Demo Config. B“ bei 23 Watt lag. Entsprechend unterschiedlich großen waren die Notebooks: Konfiguration „A“ kam auf eine Höhe von 16,8 mm mit 15,6-Zoll-Bildschirm, Konfiguration „B“ hingegen auf 15 mm und 14,5 Zoll.

Notebooks mit Snapdragon X Elite
Notebooks mit Snapdragon X Elite

80 Watt „Device TDP“ stellen das derzeitige Maximum für den Snapdragon X Elite dar und müssen aktiv gekühlt abgeführt werden – die Lüfter der Prototypen waren deutlich zu hören. Auch das zweite Modell mit 23 Watt wurde von Qualcomm aktiv gekühlt. Eine passiv gekühlte Version des Chips sei Qualcomm zufolge bei einer „Device TDP“ von 12 Watt vorgesehen, für die Benchmarks stand diese Ausführung nicht zur Auswahl.

Unterschiedliche Taktraten

Im Gegensatz etwa zu Intel arbeitet Qualcomm nicht mit einem nach TDP-Klasse definierten PL1 (dauerhafte Leistungsaufnahme), PL2 (maximal erlaubte Leistungsaufnahme) und Tau (Zeit, die PL2 maximal anliegen darf), sondern lässt dem Chip wie in einem Smartphone freien Lauf, bis – je nach Kühlsystem des Notebooks – per Throttling der Takt nach unten geregelt wird, um die Temperatur zu reduzieren. Das wiederum hat direkten Einfluss auf die maximalen Taktraten, die bei den genutzten Beispiel-Notebooks unterschiedlich hoch ausfallen. Im Cinebench 2024 kommt Modell „A“ wie zur Vorstellung genannt auf einen Single-Core-Takt von 4,3 GHz und einen Multi-Core-Takt von 3,8 GHz. Das dünnere Modell „B“ schafft in diesem Benchmark hingegen nur 4,0 GHz und 3,4 GHz.

Snapdragon X Elite im Benchmark

Alle Benchmarks wurden unter Windows ausgeführt, bei dem es sich laut Qualcomm um ein Engineering Build handeln soll, ohne nähere Details dazu zu nennen. Im Cinebench 2024 wurde das Betriebssystem aber als Windows 11 Enterprise Edition Build 25947 erkannt – ein Release aus dem Canary Channel von Anfang September dieses Jahres. Die zwei Notebooks waren zudem mit jeweils 64 GB LPDDRX-8533 bestückt.

CPU-Benchmarks

Im Cinebench 2024 erreicht der Snapdragon X Elite in der 80-Watt-Konfiguration mit 132 Punkten den zweithöchsten Single-Core-Wert unter den Ergebnissen von der Redaktion und der ComputerBase-Community und landet damit auf Augenhöhe zum Core i9-13900K und hinter dem Core i9-14900K mit 138 Punkten. Der 23-Watt-Konfiguration fehlen nur 7 Prozent auf Qualcomms schnellere Konfiguration. In der Multi-Core-Messung sind AMDs, Intels und Apples große Desktop-Prozessoren aber schneller, der Snapdragon X Elite schlägt jedoch den M2 Max, Ryzen 7 7800X3D oder Core i7-13800H. Angaben mit „Qualcomm“ in Klammern stammen vom Hersteller selbst.

Diagramme
Cinebench 2024 – Single-Core
    • Core i9-14900K
      138
    • Snapdragon X Elite (80 W)
      132
    • Core i9-13900K
      132
    • Apple M2 Ultra
      130
    • Core i7-14700K
      130
    • Apple M2 Max
      124
    • Snapdragon X Elite (23 W)
      123
    • Apple M2 Pro
      123
    • Core i9-12900K
      123
    • Core i5-14600K
      122
    • Apple M2 (Qualcomm)
      121
    • Core i7-13700K
      121
    • Ryzen 9 7950X3D
      118
    • Core i5-13600K
      117
    • Core i7-12700K
      117
    • Core i9-13980HX
      116
    • Ryzen 7 7800X3D
      116
    • Core i7-13800H (Qualcomm)
      115
    • Ryzen 9 7945HX
      113
    • Core i7-13850HX
      111
    • Core i7-13700HX
      110
    • Ryzen 9 7940HS (Qualcomm)
      109
    • Core i9-13900HX
      109
    • Ryzen 7 7840HS
      102
    • Ryzen 5 7640HS
      99
    • Core i5-1240P
      97
    • Core i7-1355U
      92
    • Ryzen 7 Pro 7730U
      83
Einheit: Punkte

Im Geekbench 6 reicht es mit 2.959 Punkten nicht ganz für den ersten Platz, Qualcomm landet im Single-Core-Test jedoch lediglich 2 Prozent hinter dem Core i9-13900K. Kommen alle Kerne zum Einsatz, ist der Snapdragon X Elite schnell genug, um einen Core i5-13600K, jedoch nicht Intels stärkere Desktop-Modelle zu schlagen. Die Notebook-Mitbewerber und damit die eigentliche Konkurrenz hält der Chip jedoch erneut in Schach.

GPU-Benchmarks

Qualcomms Adreno-GPU liefert im 3DMark Wild Life Extreme und im GFXBench Aztec Ruins (1080p, Normal) eine durch die Bank höhere Leistung als die iGPUs von AMD und Intel aus dem Ryzen 9 7940HS und Core i7-13800H ab. Apples GPU aus dem M2 ist bei 23 Watt jedoch ähnlich schnell und fällt erst im Vergleich zur 80-Watt-Konfiguration deutlicher zurück.

Diagramme
GFXBench Aztec Ruins 1080p Normal
    • Snapdragon X Elite (80 W)
      356,0
    • Snapdragon X Elite (23 W)
      295,0
    • Apple M2 (Qualcomm)
      295,0
    • Core i7-13800H (Qualcomm)
      177,0
    • Ryzen 9 7940HS (Qualcomm)
      139,0
Einheit: Bilder pro Sekunde (FPS)

Ersteindruck zum Snapdragon X Elite

Bei der CPU- und GPU-Leistung des Snapdragon X Elite verspricht Qualcomm nicht zu viel, auf den Notebook-Prototypen des Herstellers zieht der Chip wie zur Präsentation beworben an der Konkurrenz von AMD, Apple und Intel vorbei. Gegenüber den größten Desktop-Chips der Mitbewerber reicht es in den ausgewählten Multi-Core-Messungen zwar nicht, die eigentlichen Mitbewerber im Notebook-Segment werden aber geschlagen. Dasselbe gilt für Qualcomms Adreno-GPU, die die iGPUs vor allem von AMD und Intel in Schach hält – Apple liegt fast gleichauf. In puncto Hardware steigt Qualcomm tatsächlich – in Anlehnung an den Namen des CPU-Designs – wie Phoenix aus der Asche und liefert eklatant bessere Ergebnisse als noch bei früheren Snapdragon-Chips für Notebooks ab.

Snapdragon X Elite
Snapdragon X Elite

Entscheidend für den Erfolg der Plattform ist aber nicht nur die Hardware, sondern vor allem auch die Software. Microsoft muss mit Windows 11 oder einem potenziellen Windows 12 weiterhin deutlich mehr für Arm statt x86 optimieren, eine bessere Emulation für die weiterhin vielen nicht-native Apps bieten und allgemein das Betriebssystem mehr in Richtung dieser Architektur ausrichten. Dass mit Acer, Asus, Dell, HP, Honor, Lenovo, Microsoft, Samsung und Xiaomi deutlich mehr OEMs aufseiten der Hardware an Bord sind, ist schon mal ein gutes Zeichen. Die Chancen standen nie besser für Qualcomm.

ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Qualcomm im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers auf Maui unter NDA erhalten. Die Kosten für Anreise, Abreise und vier Hotelübernachtungen wurden von dem Unternehmen getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.

Snapdragon Summit 2023 (24.–26. Oktober 2023): ComputerBase war vor Ort!
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