Rückzug aus der VR: Microsoft stellt Windows Mixed Reality ein

Update Dennis Krause
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Rückzug aus der VR: Microsoft stellt Windows Mixed Reality ein
Bild: Microsoft

Während Apple den nächsten Milliarden-Markt wittert und Meta mit Milliarden-Verlusten in den Markt investiert, zieht sich Microsoft dagegen nun beinahe vollends aus der Mixed-Reality zurück: Das zu Windows 10 & 11 dazugehörige Feature ist demnächst veraltet und wandert damit auf den Friedhof zahlreicher Windows-Funktionen.

Ende von Windows Mixed Reality

Microsoft kündigt das Aus in der „veraltete Funktionen“-Übersicht im Entwickler-Portal leise an. Neben Windows Mixed Reality (WMR) stehen darüber hinaus auch folgende weitere Windows 10 und 11 Funktionen vor dem Aus:

  • WMR für Steam VR
  • WMR-App für Windows 10 & 11
  • Microsoft Defender Application Guard for Edge
  • Legacy console mode
  • Windows speech recognition

Die Funktionen werden in einer „zukünftigen Version von Windows“ entfernt, schreibt der Konzern. Ein Datum nennt Microsoft nicht, der Rückzug könnte also auch erst mit Windows 12 nächstes Jahr erfolgen.

Funktionieren alte Geräte noch?

Die Zusatzfunktion dient bisher für eine ganze Reihe an modernen Head-Mounted-Displays (HMD) als Plattform. Neben Microsofts HoloLens 1 und 2, haben sich auch eine ganze Reihe an Drittanbietern dem Ökosystem angeschlossen.

Sollte Microsoft tatsächlich notwendige Treiber aus Windows entfernen, sowie die für den Betrieb notwendige App aus dem Microsoft Store tilgen, könnte es für Nutzer von Headsets wie der HP Reverb G2 (Test) eng werden. Noch ist unklar, ob die Treiber und das Mixed Reality Portal weiterhin separat heruntergeladen werden können, sollte Microsoft diese beiden Elemente ersatzlos streichen, ist ein Weiterbetrieb der gekauften HMDs nicht mehr ohne Weiteres möglich.

Die Konkurrenz sieht einen Milliarden-Markt...

Eigentlich scheint dieser Schritt paradox: Während Apple mit der Vision Pro bereits im kommenden Jahr in den Markt eintritt und Meta dieses Jahr mit der Quest 3 (Test) endlich dem Massenmarkt näher kommen möchte, verlässt Microsoft zuerst mit der gestrichenen HoloLens 3 den Hardware-Markt und nun mit dem Ende von Windows MR auch den Software-Markt.

Apple als auch Meta scheinen sich hier einig zu sein: Mixed-Reality ist die Zukunft und wird zu einem gigantischen Markt heranwachsen. Apple hofft auf die nächste umsatzstarke Cashcow, nachdem iPhone-Verkäufe stagnieren und iPad sowie Mac rückläufige Verkäufe zeichnen. Meta will mit dem Metaverse hingegen ein soziales Netzwerk der Zukunft heranzüchten.

...der bisher ein Milliarden-Grab ist

Doch das kostet. Für Meta ist der Mix aus Software-Angeboten und Hardware-Geräten bisher ein gigantisches Verlustgeschäft: Zwar schreibt der Gesamtkonzern noch schwarze Zahlen, aber die MR-Abteilung fuhr die letzten Jahre mit 50 Milliarden US-Dollar an Verlusten tiefrote Zahlen ein.

Auch Apple hat die letzten Jahre Milliarden investiert, offizielle Zahlen gibt es nicht, aber allein die Entwicklung der Vision Pro soll über 15 Milliarden US-Dollar verschluckt haben, die sich erst in Zukunft amortisieren könnten.

Kein kompletter Ausstieg

Ganz ausgestiegen ist Microsoft dann aber auch wieder nicht: Erst vor wenigen Tagen hat der Konzern Word, Powerpoint und Excel als Progressive-Web-App auf die Quest-Serie von Meta gebracht. Da es sich hierbei allerdings nur um eine minimale Umsetzung handelt, zeigt sich dennoch: Eine primäre Rolle möchte Microsoft in der virtuellen Realität aktuell nicht mehr spielen.

Update

Microsoft gibt Details bekannt

Die Seite UploadVR hat von Microsoft nähere Details zum Ende von Windows Mixed-Reality mitgeteilt bekommen. Zuerst soll das gesamte Zusatzfeature mit einem Update gegen Ende des kommenden Jahres aus dem Betriebssystem entfernt werden. Nutzer haben dann allerdings noch die Ausweichmöglichkeit, SteamVR-Treiber und die Mixed Reality Portal App bis zum 1. November 2026 extern herunterzuladen.

As of Nov. 1, 2026 for consumers and Nov. 1, 2027 for commercial customers, Windows Mixed Reality will no longer be available for download via the Mixed Reality Portal app, Windows Mixed Reality for SteamVR, and Steam VR beta, and we will discontinue support.

Microsoft

Befürchtungen werden bestätigt

Damit ist klar, dass Windows Mixed-Reality spätestens im November 2026 auslaufen wird. Bis dahin können neue Headsets noch eingerichtet werden und bereits gekaufte HMDs bleiben weiterhin nutzbar. In weniger als drei Jahren ist dann für viele dennoch final Schluss, denn die Software ist für den Betrieb von rund zehn MR-Headsets zwingend notwendig.

Betroffene Headsets
  • Acer AH101
  • Acer OJO 500
  • Asus HC102
  • Dell Visor
  • HP VR1000
  • HP Reverb
  • HP Reverb G2
  • Lenovo Explorer
  • Samsung Odyssey
  • Samsung Odyssey+

Allerdings: Wie Microsoft ebenfalls betont, werden bestehende Headsets weiterhin mit Steam funktionieren, solange der Nutzer auf einer Version von Windows verweilt, die, die notwendigen Treiber bereitstellt. Möglich also, dass sich Headsets auch über den November 2026 hinaus noch nutzen lassen, insofern die Zusatzsoftware zuvor installiert wurde – vorausgesetzt Microsoft schaltet diese nicht aus der Ferne ab.

Existing Windows Mixed Reality devices will continue to work with Steam until users upgrade to a version of Windows that does not include Windows Mixed Reality.

Microsoft