Nach Verkaufsrausch: Embracer nimmt sich vor, „bessere Spiele“ zu produzieren

Fabian Vecellio del Monego
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Nach Verkaufsrausch: Embracer nimmt sich vor, „bessere Spiele“ zu produzieren
Bild: Embracer

Nach einigen turbulenten Monaten will die schwedische Embracer Group, die 2019 aus THQ Nordic hervorging, die Restrukturierung der eigenen Firmenstruktur und damit einhergehend die fortlaufende Veräußerung immer weiterer Entwickler und Marken beenden. Das Ziel sei es jetzt, profitabler zu werden und bessere Spiele zu entwickeln.

Embracer will in neuer Form bessere Spiele schaffen

Das stellte der CEO des Unternehmens, Lars Wingefors, gegenüber Investoren Embracers in einer Telefonkonferenz klar, wie zunächst Rock Paper Shotgun berichtet hat. Zwar werde das Publisher-Konglomerat inzwischen „beinahe wöchentlich“ von anderen Publishern und Investoren kontaktiert, die bestimmte Entwickler oder Marken aus Embracer herauskaufen wollten; diesen Anfragen erteile er aber ausschließlich Absagen, so Wingefors. Alles, was nach Monaten des Ausverkaufs noch Teil Embracers sei, sei „ein sehr wichtiger Teil“ der Zukunft des Unternehmens.

We are ending the restructuring programme now, end of March. [...] We are getting approached, I would say not quite daily, but on a weekly basis, by companies that would like to acquire certain assets within the group. And I’ve been very clear that they’re not for sale, because they’re a very important part for the group and for the shareholders of the group going forward.

Lars Wingefors, CEO der Embracer Group

Entwickler, Publisher und andere Teilbereiche, die Embracer im Rahmen der Umstrukturierungen veräußert hat, hätten einen negativen Cashflow vorgewiesen, erklärt Wingefors weiter. Der Frage, ob mit dem Ende der Verkäufe wieder die Zeit des offensiven Einkaufs angebrochen sei, erteilt er jedoch eine Absage.

I think it’s way too early to start [...] the [Mergers and Acquisitions] again. Now we are in the late phases of the consideration into the future of the group, and that’s our highest focus and priority – how we set up ourselves and structure ourselves, and utilise our assets we have within the group, and have them work together, and how we leverage them better working together [...] to increase profitability and cashflow generation, by simply making better products and games.

Lars Wingefors, CEO der Embracer Group

Stattdessen liege der Fokus der zusammen­geschrumpften Embracer Group nun darauf, Synergien zu heben, um Einnahmen und Profitabilität zu steigern. Zu diesem Zweck formuliert Wingefors ein hehres Ziel: Embracer wolle in Zukunft schlicht und ergreifend bessere Spiele entwickeln.

Embracer steht symptomatisch für die Gaming-Branche

Der erst vorgestern bekanntgewordene Verkauf von großen Teilen von Gearbox Entertainment an Take Two Interactive lässt sich insofern als letzte Etappe drastischer Einsparungen begreifen, die Embracer über den Verlauf der letzten Monate sowie weite Teile des Jahres 2023 vorgenommen hat. Erst vor wenigen Wochen verkaufte Embracer bereits Saber Interactive für 247 Millionen US-Dollar und entließ im Jahr 2023 rund 1.400 Angestellte. Des Weiteren wurden das Saints-Row-Studio Volition und Square Enix Montreal geschlossen, den TimeSplitters-Entwickler Free Radical traf dasselbe Schicksal. Darüber hinaus wurden bei Eidos Montreal fast 100 Stellen gestrichen; im gleichen Zuge wurde Berichten zufolge ein neues Deus Ex gestrichen.

All das steht im Kontrast zu den Jahren 2021 und 2022, in denen Embracer beinahe im Monatstakt Entwickler, Publisher und damit Marken schluckte; von der Herr-der-Ringe-Lizenz bis zu einigen ehemaligen Schlüsselstudios von Square Enix, wozu zuhauf Investoren benötigt wurden. Doch nach dem Scheitern eines 2 Milliarden US-Dollar schweren Deals im Jahr 2023, der eine strategische Zäsur Embracers zur Folge hatte, litten viele der unter das eigene Dach gebrachten Studios: Auf den Kaufrausch folgte die Verwertung, wie Wingefors offen kommentierte. Diese Entwicklung steht symptomatisch für die gesamte Branche, die über die vergangenen zwölf Monate über 16.000 Entlassungen verkraften musste, wie PCGamer aufbereitet hat.