X (Twitter) nicht mehr kostenlos: Musk will Nutzer zur Spam-Bekämpfung zur Kasse bitten

Michael Schäfer
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X (Twitter) nicht mehr kostenlos: Musk will Nutzer zur Spam-Bekämpfung zur Kasse bitten
Bild: Twitter: Elon Musk

Elon Musk spielt erneut mit dem Gedanken, von neuen Nutzern eine „kleine Gebühr“ für das Posten von Inhalten auf X zu erheben. Vordergründig geht es dabei jedoch nicht um die Steigerung der Rentabilität des sozialen Netzwerks, sondern um die Bekämpfung der immer größer werdenden Flut von Spam-Nachrichten (durch Bots).

Künstliche Intelligenz macht es Kriminellen einfacher

Laut einer von Musk auf X geposteten Nachricht sieht der Besitzer des Kurznachrichtendienstes darin die einzige Möglichkeit, gegen die ständig wachsende Zahl an Bot-Accounts vorgehen zu können. Grund für die derzeitige Schwemme sollen auch die Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz sein, mit der entsprechende Angreifer alle Überprüfungsmechanismen mit Leichtigkeit umgehen können sollen und diese damit nutzlos machen.

Das Löschen von Accounts, die als Bots aufgefallen sind, erweist sich mittlerweile als Katz-und-Maus-Spiel: Mehr als eine Million solcher Zugänge wurden in letzter Zeit bereits gelöscht, weitere Millionen sollen in den nächsten Wochen folgen. Doch während die Verantwortlichen bei X an einem Ende entsprechende Accounts löschen, legen die Kriminellen an anderer Stelle gleich wieder neue an – zum Teil unter den zuvor verwendeten oder ähnlichen Namen.

Bots ein großes Problem

Dem Problem durch eine Nutzungsgebühr einen Riegel vorschieben zu wollen, ist keine neue Idee. Bereits im September des vergangenen Jahres äußerte Musk in einer Podiumsdiskussion mit dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu erstmals Überlegungen darüber, wie der Nachrichtendienst der „riesigen Armee“ an Bots Herr werden könne. Auch damals brachte er eine Gebühr ins Spiel.

So würden seiner Meinung nach bereits ein paar US-Dollar die Kosten für Bots soweit steigen lassen, dass diese für viele Betreiber nicht mehr rentabel wären. Nach der jetzt veröffentlichten Nachricht kann davon ausgegangen werden, dass die Ankündigen vom Musk seinerzeit nicht als Scherz zu verstehen waren. Im November 2022 kamen zudem Gerüchte auf, dass X komplett hinter einer Bezahlschranke verschwinden soll.

In Neuseeland und auf den Philippinen wird eine solche Idee bereits seit Oktober letzten Jahres getestet. Dort können Nutzer erst nach der Zahlung einer Gebühr in Höhe von umgerechnet einem US-Dollar pro Jahr aktiv am Austausch mit anderen Nutzern teilnehmen und dabei eigene Inhalte veröffentlichen sowie die Inhalte anderer Nutzer zitieren oder teilen. Ohne die Gebühr ist lediglich das Lesen der Inhalte und das Folgen der Accounts möglich.

Die jetzt von Musk ins Spiel gebrachte Gebühr soll jedoch nicht von Dauer sein, sondern nur für die ersten drei Monate gelten – danach sollen entsprechende Nutzer wie alle anderen kostenlos Inhalte veröffentlichen können.

X hat mit deutlichen Verlusten zu kämpfen

Ob die ins Spiel gebrachte Gebühr X auch finanziell nutzen würde, bleibt abzuwarten. Nach wie vor hat der Dienst sowohl mit sinkenden Nutzerzahlen wie auch mit einer Abkehr von Werbepartnern und damit Einnahmeverlusten zu kämpfen. Ende März wurde unter anderem bekannt, dass X allein in den USA seit November 2022, also kurz nach der Übernahme von Twitter durch Elon Musk, rund ein Viertel der App-Nutzer den Rücken gekehrt haben. Seit dem taumelt der Nachrichtendienst von einer Verlustmeldung zur nächsten.

Musk hatte Twitter im Jahr 2022 noch für 44 Milliarden US-Dollar gekauft, soll X aktuell „nur“ noch einen Wert von 8 Milliarden US-Dollar aufweisen.