Die Bundeswehr heute - über den Sinn einer Armee im 21. Jahrhundert

Lübke schrieb:
so ne patrone für sich ist ohne das passende gewehr nutzlos...kann man auch ne tonne patronen im rucksack offen mitgehen lassen, das kratzt keinen weil der potentielle täter die seinem opfer bestenfalls von hand an den kopf werfen kann. und in dem fall liegt das gefahrenpotential einer 7,62 mm patrone weit unterhalb dessen eines ordinären pflastersteins. ;)

Kreative Spinner können damit ganz großen Mist anstellen.
Ohne passendes Gewehr!

http://www.n24.de/n24/Nachrichten/P...chen-findet-patronen-bombe-im-osterfeuer.html
 
Es hat schon seinen Grund, warum man Munition nicht einfach so erwerben darf. Die Leute kommen immer wieder auf die abenteuerlichsten Ideen, wenn explosives Zeug im Spiel ist (mit einem Hammer drauf hauen und ähnliche Scherze bspw.).

Insofern gehe ich mit der obigen Forderung nach mehr Praxisübungen d'accord.
 
Auch nicht uninteressant finde ich den Aspekt, dass man als Hobby-Schütze eine Waffenbesitzkarte benötigt - bei dieser wird auch die persönliche Eignung der Person geprüft. Beim Bund bekommt einfach jeder erstmal so ein "Schießgewehr" ;) in die Hand gedrückt. Gerade zu Zeiten der Grundwehrpflicht gab es keine psychologischen Tests der Rekruten.
 
Als FWDler auch nicht - bzw. ist das Gespräch mit dem Psychologen nur die Nennung der Ergebnisse des computergestützen Tests. Ggf. (wenn es als nötig erachtet wird) hier und da nochmal bei Punkt X (sei es gesundheitlicher/eigenschaftlicher/... Natur) ein zwei Dinger nachgefragt. Alles in allem wohl eine Sache von 2-3Minuten.

Bei der Bewerbung als SaZ ist der psychologische Test natürlich "ausgeprägter/spezieller" - auch logisch imo.

PS: Mag vllt. hier und da Ausnahmen geben, das will ich nicht bestreiten ;)
 
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Kein Kommentar zur Ausrüstung: Maschine defekt - Abflug von Bundeswehrsoldaten in den Nordirak verzögert ...

Ansonsten müssten sich unsere Politiker auch mal mit den Gedanken anfreunden, dass mittlerweile zwei Kriege zu führen sind. Einer durch die Truppe vor Ort und ein zweiter zuhause. Der mediale Fokus von Einsätzen hat stark zugenommen. Nur reicht wie früher kein einfacher "Bericht" mehr aus. Nein, das Volk - oder meist eher einige Spinner - wollen immer Live-Videos/Bilder sehen, sonst glauben sie einen gar nichts mehr. Auch aus diesem Grund wäre ich für ein vermehrten/intensiveren Einsatz von Aufklärungs- und Kampfdrohnen. Diese nützen zum einen der Truppe vor Ort als Aufklärung und können nachher auch Bilder liefern, was tatsächlich passiert ist.

Im Gaza Konflikt und auch aktuell in der Ukraine-Krise verlangt doch jeder immer den Bild-Beweis damit er es glaubt. Ansonsten sind es gleich immer "Lügen" der Regierung, der bösen Konzerne oder wurden sogar von Kang und Kodos persönlich initiiert. ;)
 
Offizieller Berichterstattung über Kriege zu misstrauen hat in meinen Augen gar nichts mit Spinnerei zu tun.
Gerade wenn du Gaza ansprichst, Israel ist die einzige Demokratie, die offen Zensur betreibt.
Auch im Ukraine-Konflikt werden Informationen der Nato und Ukraine von seriösem Personal, welches sicher nicht in die Spinner oder Putin-Troll Schublade passt, bezweifelt oder zumindest mit "Vorsicht" genossen.
Die Bundeswehr hat auch ihre blinden Flecken. Die USA nicht erst seit Irak 2003 sowieso. Russland muss man gar nicht erst erwähnen.
Wenn dann noch weiteres Geld in die mediale Kriegsführung gesteckt wird, hilft das nichts, wenn schlicht die Glaubwürdigkeit fehlt.
Aufklärungsdrohnen helfen hier auch nicht weiter, da nur die Aufnahmen gezeigt werden würden, die man zeigen will.

Diese Skepsis hat nichts mit der Anfälligkeit für Verschwörungstheorien zu tun, sondern damit, dass das Militär in einem Konflikt in der Regel das Monopol über die Informationen hat, gleichzeitig aber nicht objektive Intressen verfolgt.
 
Im Gaza Konflikt wurden aber ganz schnell aus militärischen Opfern zivile Opfer gemacht. Die Kämpfer der Hamas tragen keine Uniform ... wer da kein Live Bild hat, dass der Typ vorher noch mit einer AK47 rumfummelte, der bekommt am Ende nur das Bild des toten unbewaffneten Zivilisten zu sehen.

Es sind nicht alles Spinner - aber bei manchen fragt man sich wirklich, ob die wirklich an die Weltordnung glauben, welche sie sich ausmalen. Kang und Kodos lassen deshalb grüßen. ;)
 
Lübke schrieb:
so ne patrone für sich ist ohne das passende gewehr nutzlos.
Die Patrone (die Kugel) töten schließlich, wie oder was die Explosion auslöst ist dabei nicht von Belang.
Ich würde meinem Kind (wenn ich eins hätte) lieber ne Pistole ohne Magazin zum spielen geben als eine echte Gewehrkugel wenn du verstehst was ich meine...
 
Betreffend des Informationskriegsaspektes: Ich stimme prinzipiell einmal Woods inhaltlich voll zu und möchte ich ihm für diesen mE treffenden Beitrag danken. Das von _killy_ eingewandte stimmt situativ natürlich ebenfalls, sicherlich gibt es zudem Zweifler, die mit ihrer Skepsis gefühlt stark über die Stränge schlagen. Das ändert aber dennoch nichts an dem Umstand, dass die bereits erwähnte Problematik mit dem (de facto)Informationsmonopol einer Armee einerseits und ihren Interessenslagen andererseits besteht.

Dass zuweilen bspw. der israelischen Armee viel zu viel an Missetaten vorgeworfen wird, stimmt sicherlich. Allerdings kann daraus nicht ableiten, dass ihre Weste so blütenrein ist, wie es medial oft (direkt oder indirekt) gezeichnet wird. Nicht umsonst gab es erst unlängst einen Brief von Offizieren einer Spezialeinheit, der sich ua. mit diesem Thema befasst hat.

Letztlich kommmt es wohl immer auf die richtige Dosis Skepsis an.
 
Mit dem Einsatz von Drohnen gibt es dann aber auch "unabhängige/neutraler" Beobachter. Natürlich werden diese Drohnen primär vom Millitär genutzt, aber man kann die Filmaufnahmen später auch von nicht Millitärs einsehen lassen.
Ich erinnere mich noch an den fehlgeschlagenden Luftangriff seitens der Bundeswehr auf an angeblichen Millitärtransport. Mit den Drohnen hätte man entweder den Millitärschlag abgewendet - da Freund/Feindaufklärung besser möglich wäre - oder man könnte zumindest auch mit Hilfe des Filmmaterials versuchen die gemachten Fehler zu erkennen und diese für die Zukunft abzustellen. Warum also ein ziviler Transport als Millitärtransport "aufgeklärt" wurde. Oder auch ob die "Rules of Engagement" eingehalten wurden.

Aktueller Artikel zur Ausrüstung beim Bund: Hubschreiberflotte: Risse am Heck legt Teile der Bundesmarine lahm
 
Das mit den nicht einsatzbereiten Flugzeugen und Hubschraubern ist doch nur die Spitze des Eisbergs.
Viel schlimmer sieht es da bei der persönlichen Ausrüstung der Soldaten aus, wer nicht in einem EGB-Zug, als Fernspäher in der Fernspählehrkompanie usw. eingesetzt ist der läuft rum wie der Opa im WW2...
(ich sag nur Koppeltragegestell zum selber zusammenbasteln)
In vielen (Kampf- !)Kompanien rennt jeder mit einer anderen (farblich unpassenden) Chest-Rig/Kampfmittelweste rum, dazu natürlich noch der leuchtende Mil-Tec billig Smock und der MultiCam Rucksack von amazon...Hauptsache nicht dienstlich geliefert.
Kann man den Leuten aber auch keinen Vorwurf machen bei dem unpraktischen uralt Schrott den die BW teilweise ausgibt.
Wobei sich da in den letzten 2 Jahren ein bisschen was getan hat (gute Wintermütze, guter Schlafsack, Sommer T-Shirts, KSK-Überschuhe, Schieß- Splitterschutzbrille)...

_killy_ schrieb:
Ich erinnere mich noch an den fehlgeschlagenden Luftangriff seitens der Bundeswehr auf an angeblichen Millitärtransport. Mit den Drohnen hätte man entweder den Millitärschlag abgewendet - da Freund/Feindaufklärung besser möglich wäre - oder man könnte zumindest auch mit Hilfe des Filmmaterials versuchen die gemachten Fehler zu erkennen und diese für die Zukunft abzustellen. Warum also ein ziviler Transport als Millitärtransport "aufgeklärt" wurde. Oder auch ob die "Rules of Engagement" eingehalten wurden.

??
Welcher fehlgeschlagende Luftangriff seitens der Bundeswehr auf an angeblichen Millitärtransport ?
 
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Ich glaube, er meint den Vorfall in Afghanistan, wo ein steckengebliebener Tanklastzug als von Taliban gekapert aufgeklärt und in weiterer Folge beschossen und zerstört wurde. Dabei kamen dann aber viele Zivilisten um, die sich dort Benzin besorgen wollten.
 
Naja, dieser Angriff war ja nicht "fehlgeschlagen". Tatsächlich kamen da wohl über 100 Zivilisten ums Leben, weil die Aufklärung so mies war, daran kann ich mich auch noch erinnern.
 
Ich hab mal einen alten Artikel herausgesucht - es wird von 125 Toten davon mindestens 24 Zivilisten gesprochen.

Genau diesen Angriff meine ich. Wenn die Truppe Zugriff auf Aufklärungsdrohnen gehabt hätte, wäre der Angriff meiner Meinung nach nicht mittels Luftschlag erfolgt. So erfolgte der Angriff nur auf Informanten und "anderen" Informationsquellen.
Eine Drohne kann nunmal Bilder/Videoaufnahmen zur Verfügung stellen, mittels derer man besser entscheiden kann, ob und wie ein Angriff erfolgen sollte. Eine denkbare Alternative wäre gewesen, den Transport einfach mittels Drohne weiterzuverfolgen bis die Zivilisten wieder entlassen worden wären wenn sich die Al Qaida Kämpfer in Sicherheit wiegen.

Aus meiner Sicht haben die Politiker noch nicht wirklich verstanden, dass die neuen Konflikte nicht alleinig mit den bisherigen konventionellen Waffen schlagen lassen. Nutzt der Gegner Zivilisten als lebende Schutzschilde - muss man dies zumindest auch erkennen.

Auch Kampfdrohnen sind eine sinnvolle Ergänzung - neben der Aufklärung stellen sie der Truppe auf über einen längeren Zeitraum einen Luftschlag zur Verfügung. Beispielsweise als Backup für eine Patroullie am Boden. Ein Tornado oder Eurofighter gehen da zu schnell der Sprit aus und müssen meist aus weiter Entfernung geholt werden. (Drohnen brauchen meines Wissens nach nicht sooo lange Start & Landepisten)
 
Die Tanklastzüge (zwei) wurden von den Aufständischen gekapert, wohl um sie als VBIED einzusetzen.
Letztendlich sind sie dann aber steckengeblieben und die Aufständischen haben der lokalen Bevölkerung erlaubt sich am Benzin zu bedienen.
Man ging davon aus das es sich bei den Personen die sich dort aufhielten ausschließlich um Aufständische handelte, letztendlich wurde ein Luftschlag durch Oberst Klein angeordnet und die Ziele durch zwei amerikanische F-15E's bombardiert.

Später stellte sich dann heraus das durch den Fliegerleitoffizier troops in contact gemeldet wurde obwohl dies nicht der ganz der Wahrheit entsprach, auch wurde ein durch die amerikanischen Piloten vorgeschlagener show of force vor der Bombardierung durch die Deutschen abgelehnt.

Die F-15 haben außerdem Luftbilder (live) in das Deutsche Feldlager übertragen:

The grainy live video transmitted from an American F-15E fighter jet circling overhead, which was projected on a screen in a German tactical operations center four miles north of here, showed numerous black dots around the trucks -- each of them a thermal image of a human but without enough detail to confirm whether they were carrying weapons. An Afghan informant was on the phone with an intelligence officer at the center, however, insisting that everybody at the site was an insurgent, according to an account that German officers here provided to NATO officials.
Quelle: http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2009/09/05/AR2009090502832.html?hpid=topnews
 
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Sie hatten Zugriff auf Drohnen, diese wurden, wenn auch zeitlich begrenzt, über den Lastern eingesetzt. Zusätzlich gab es Live-Luftbilder amerikanischer Bomber / Jagdflugzeuge. Trotzdem stand am Ende eine menschliche Fehlentscheidung, die zu den über 100 Toten geführt hat.

Auch Drohnen werden aus der per se schmutzigen Sache Krieg keine klinisch saubere Angelegenheit mit chirurgischer Präzision machen, auch wenn die regelmäßige Verwendung dieser Vokabeln das zu vermitteln versucht. Der Drohnenkrieg der Amerikaner ist ja auch weit davon entfernt, ohne Kollateralschäden aus zu kommen (von weiteren ethischen Fragen abgesehen).
 
Ein klinisch / chirogisch Präzisen Krieg wird es natürlich auch nicht durch den Einsatz von Drohnen geben. Aber der Einsatz wird verbessert und die zivilen Verluste werden minimiert.

Im vorherigen Jahrhundert war es noch völlig legitim die Bevölkerung "mürbe zu bomben". Da waren Wohngebiete völlig legitime Ziele. Die Einstellung hierzu hat sich zum Glück geändert - nun muss aber auch Ausrüstung und Taktik angepasst werden. Präzision kann aber auch ein Ausbildungsziel sein.

Und nein - ich glaube an keinen Krieg ohne zivile Oper. Jede Form von Gewahlt führt zu Opfer.
 
Im vorherigen Jahrhundert war es noch völlig legitim die Bevölkerung "mürbe zu bomben".

Ich denke, falls es zu einem Krieg in diesem Ausmaß jemals wieder kommen sollte, wird es auch da nicht anders sein.
 
Zumindest Afghanistan, Irak, Gaza-Konflikt sowie in dem Ukraine Konflikt wird versucht die Zivilbevölkerung nicht aktiv anzugreifen. Natürlich kann ich keine Prognose abgeben, ob nicht Nordkorea doch gerne mal auf Südkorea einen Atomschlag riskiert ... da kann man nur hoffen, dass irgendwo noch jemand mit Verstand sitzt und eine solche Entscheidung abwendet.
 
_killy_ schrieb:
Im vorherigen Jahrhundert war es noch völlig legitim die Bevölkerung "mürbe zu bomben".

es gab schon damals skepsis darüber, ob die theorie von giulio douhet wirklich funktioniert. der 2. wk hat sie deutlich widerlegt. das zerbomben der bevölkerung hing auch mit den technischen grenzen zusammen. es war damals unmöglich, die bombe exakt auf die fabrik zu werfen und nicht das wohnhaus nebenan zu treffen. das ist einer der gründe, weshalb das strategische bombardieren auch die zivilbevölkerung traf. in der summe, so zynisch es auch klingen mag, hat es sich aber dennoch gelohnt (zerstörung von produktionsanlagen und bindung von kräften im hinterland, die der front fehlten). die heutige technik, die präzise luftschläge erlaubt, hat das strategische bombardieren überflüssig gemacht.
 
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