Studium Erfahrung gefragt

Zum Thema handwerkliches Geschick im Physikstudium habe ich auch noch was:

im Fortgeschrittenen-Praktikum mussten wir mal einen Versuch machen, wo ein Strahlengang über mehrere Spiegel erzeugt werden musste. Dazu war es erforderlich, die Spiegel auf Millimeterbruchteile genau auszurichten. Das haben wir anfangs nicht so genau genommen und so 1-2 mm Tolerenz gelassen -> schon ging nichts mehr, der Strahlengang endete irgendwo hinter einem der ersten Spiegel im Nirwana, der Praktikumsleiter kommentierte: "Ich kann sie nicht davon abhalten, wenn sie den Versuch unbedingt anders als vorgegeben machen wollen...".

In einem anderen Versuch mussten wir eine Messspitze für ein Raster-Tunnelmikroskop selber ätzen, so dass auf der Spitze nur ein einziges Atom war, und die Spitze dann in das Tunnelmikroskop einbauen, ohne die kaputt zu machen, und dabei durfte die nicht zu lang sein.

In einem dritten Versuch musste wir eine Probe mittels einer Neutronenquelle aktivieren, dass sie schwach radioaktiv strahlte, und die Probe dann nach Entnahme aus der Neutronenquelle möglichst schnell in eine Bleibox befördern, wo deren Aktivität gemessen werden sollte. Da zählte Schnelligkeit, nicht etwa weil die Strahlung gefährlich gewesen wäre, sondern weil die Aktivität so schnell abklang.

Das waren so die Extrembeispiele in Sachen Anforderung an handwerkliches Geschick.
 
bastis schrieb:
Handwerkliches Geschick braucht man als Ingenieur nicht. Technisches Verständnis hilft, aber das notwendige Fachwissen lernst du im Studium schon. Was dir jedoch auch klar sein sollte, dass der Einstieg in die Industrie direkt nach dem Studium zumindest aktuell kein Zuckerschlecken ist:
http://www.ingenieurkarriere.de/bew.../heikomell/heikomellrecherche.asp?number=2730
(Kurzzusammenfassung: die Industrie sucht zwar händeringend Ingenieure, die sollten jedoch bereits eingearbeitet sein, also bereits eine ähnliche Tätigkeit ausführen. Da Jobwechsler jedoch mehr Verantwortung und/oder mehr Geld wollen, gibt es so etwas nicht und es wird laut Fachkräftemangel gebrüllt. Gleichzeitig werden Absolventen nicht gesucht.)

Gehaltsmäßig wirst Du am Anfang nicht viel besser wegkommen als ein Assistenzarzt (der muss jedoch deutlich mehr arbeiten und bekommt dafür Zulagen, die sein Gehalt dann wieder deutlich verbessern).


Ansonsten kann ich dir nur raten das zu machen was dich interessiert, was dir Spaß macht. Denn nur dann wirst Du das Studium erfolgreich durchziehen, dich motivieren jedes Semester wochenlang für Prüfungen zu lernen etc.


Also ich habe jetzt mein B.Eng und arbeite als Entwicklungsingenieur. Ich bekomme nach 3 Jahren 45k brutto, das macht bei mir monatlich 2300 netto.

Ich kann sagen, dass ein Satz bei dir ziemlicher Blödsinn ist. Zwar bin ich auch der Meinung, man braucht Handwerklich nicht besonders begabt zu sein, aber das Technische Verständnis hilft nicht nur, es ist unabdingbar. Das Fachwissen, welches du in der Hochschule lerns, hilft dir vlt. durch die Klausuren, wenn man das gut auswendig lernen kann. Irgendwann (bei mir nach 3 Tagen) stehst du aber während der Arbeit vor einem Problem was du so noch nie hattest. Ohne technisches Verständnis, ist ein Ingenieursberuf nicht ausführbar. Ich kann dem TE also nur deutlich vom Ingenieursstudium abraten.
 
7H0M45 schrieb:
Ich kann dem TE also nur deutlich vom Ingenieursstudium abraten.

Den Tip halte ich in dieser Deutlichkeit für gefährlich.
Man kann solche Dinge auch lernen. Ich bin mit 17 die Probleme auch anders angegangen als mit 30. Zum Einen prägt die Erfahrung und zum Anderen bekommt man während der Ausbildung Lösungsstrategien an die Hand.
 
Eventuell ist ein duales Studium dann auch eine Lösung. Wenn man dort kein handwerkliches Geschick und technisches Verständnis lernt, dann nirgendwo. Die Klausel, dass man nach dem Studium noch X Jahre im gleichen Betrieb bleiben muss, ist übrigens nichtig und leicht anfechtbar.
 
7H0M45 schrieb:
Ich kann sagen, dass ein Satz bei dir ziemlicher Blödsinn ist. Zwar bin ich auch der Meinung, man braucht Handwerklich nicht besonders begabt zu sein, aber das Technische Verständnis hilft nicht nur, es ist unabdingbar. Das Fachwissen, welches du in der Hochschule lerns, hilft dir vlt. durch die Klausuren, wenn man das gut auswendig lernen kann.

Das sehe ich anders. Das Fachwissen ist die Grundlage, um überhaupt ein richtiges technisches Verständnis entwickeln zu können.
 
Ihr meint wohl verschiedene Dinge. Technisches Verständnis im Sinne von "hat schon am Auto rumgeschraubt und kennt sich ein wenig aus" und "kann die Funktionsweise eines Motors, Antriebsstranges etc gut nachvollziehen, erklären und neue Abläufe schnell verstehen". Ersteres lernt man durch praktische Erfahrung, letzteres durch besagtes Fachwissen/Theorie und Übung.
 
Ihr habt mich alle falsch verstanden. Ich unterscheide prinzipiell zwischen Wissen und Verständnis. Wissen kann man erlangen. Verständnis hat man oder hat man nicht.

In diesem Fall wäre das technische Wissen sowohl "hat schon am Auto rumgeschraubt und kennt sich ein wenig aus" und "kann die Funktionsweise eines Motors, Antriebsstranges erklären". Beides ist erlernbar, das eine durch Praxis, das andere durch Theorie.

Ein Verständnis, also eine Art Begabung/Talent für dieses Gebiet hat man oder hat man nicht.

Ich habe zB. ein technisches Verständnis. Mir fällt es leicht technisches Wissen zu erlangen, technische Sachverhalte zu verstehen und auch neu zu entwickeln. Dafür habe ich kein großes Wirtschaftliches Verständnis. Ich kann dort zwar mit viel Mühe nahezu alles erlernen und mir aneigenen, es ist jedoch nicht unbedingt der Fall dass ich sie verstanden habe und auch damit "spielen" kann.

Wissen, kann also viel an fehlendem Verständnis aufwiegen, jedoch nicht ersetzen. Andersrum kann man nur durch Verständnis auch kein Wissen erlangen, da man dafür einfach lernen bzw. sich etwas erarbeiten muss.

Ich hoffe meine Erklärung ist halbwegs nachvollziehbar.

Und unter diesen Punkten kann ich nur abraten.

Den Tip halte ich in dieser Deutlichkeit für gefährlich.
Man kann solche Dinge auch lernen. Ich bin mit 17 die Probleme auch anders angegangen als mit 30. Zum Einen prägt die Erfahrung und zum Anderen bekommt man während der Ausbildung Lösungsstrategien an die Hand.

Den Punkt würde ich eher unter erlernbares, also Wissen anordnen. Davon abgesehen, ist es sinnvoll einen Beruf anzufangen, den man erst nach 10 Jahren beherrscht? Ich finde nicht und kann mir auch nicht vorstellen, dass der Beruf dann Spaß macht.

@ TE
Darf ich wissen, was dein Vater von Beruf ist, er scheint ein völlig falsches Bild vom Ingenieurshandwerk (welches extrem vielseitig ist) zu haben.
Ich könnte mir tatsächlich Informatik vorstellen, allerdings wirst du da vor allem mathematisches Verständnis (nicht unbedingt technisches) benötigen.
Auf der einen Seite sagst du übrigens, dass du Mathe magst, auf der anderen Seite ist es dir im Weg, wie meinst du das?
 
Ich habe selbst Geographie studiert.
Aus eigener Erfahrung behaupte ich, dass es erstmal wichtig ist sich für das Fach zu interessieren. Da fällt einem das Lernen gleich viel einfacher.
Wenn man nicht genau weiß in welche Richtung es gehen soll, dann wäre ein breit angelegtes Studium bei dem verschiedene Wissensgebiete abgedeckt werden vielleicht gar nicht so dumm. Bei der Berufswahl muss man sich dann halt in eine Richtung spezialisieren. Beispiele:
  • Geographie (Physik, Meteorologie, Boden, Wasser, Steine, Stadtplanung, Psychologie, Soziologie, ...)
  • Wirtschaftsinformatik (Informatik, BWL, VWL, Mathematik, ehrlich Jura, ...)
  • Biotechnologie (Biologie, Chemie, evtl. sogar Psychologie, ...)
Und so gibt es viele weitere Studiengänge, die sehr Interdisziplinär sind.

Ach ja, wisst ihr was man als Geograph arbeitet? Ich bin mit Planung und Bau von Galsfasernetzen beschäftigt...
 
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