Wie Apple produzieren lässt - FOXCONN Produktionsbedingungen

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toomanyhumans

Gast
Ich sitze mit meinem Vater beim Mittagessen und erzähle, dass Steve Jobs verstorben sei. "Steve Jobs, wer ist das denn?" "Der Gründer und Boss von Apple." "Ich erzähl dir mal was über Apple...Ich habe neulich im Fernsehen eine Dokumentation gesehen wos um Selbstmörder aus Verzweiflung ging die alle bei Apple in den Produktionshallen arbeiteten. In China. Der Apple Chef meinte dazu nur, dass die Selbstmordrate immernoch geringer als in Amerika wäre." "WTH, wo hast du das gesehen?" "Weiß ich nicht mehr."

Ich mach mich nach dem Mittagessen also ran diesen Bericht zu finden. Gebe bei youtube "Produktion Apple Iphone" ein und schon hatte ich den Bericht: ZDF: Frontal 21 - Wie Apple produzieren lässt

Meldungen aus dem Bericht:
  • Mehrere chinesische Arbeiter und Arbeiterinnen die die Einzelteile zum Iphone zusammensetzen, hatten sich umgebracht. Offenbar auch wegen des hohen Drucks in den Fabriken.
  • Reaktion auf die Suicid- Serie: Foxconn lässt Netze aufspannen um potenzielle Selbstmörder aufzufangen. Und der damalige Apple Chef macht eine zynische Rechnung auf: Steve Jobs: "Es ist eine ziemlich schöne Fabrik, wenn man die versuchten Sebstmorde zählt - 13 dieses Jahr - das ist immernoch unter der amerikanischen Suicidrate von 11 auf 100.000."
  • Würde Apple zu 10-fach höheren Löhnen in Amerika produzieren, bliebe immernoch eine Bruttogewinnmarge um die 50 Prozent.

Einerseits bin ich schockiert, andererseits ist es nicht wirklich was Neuses, dass in China billig und unter schlechtesten Bedingungen produziert wird. Dass die Leute aber aus Verzweiflung und Enttäuschung Selbstmord begehen war mir neu.

  • Wie glaubwürdig ist die Aussage von Frontal 21, dass Apple selbst bei vielfach teureren Produktionskosten eine Bruttogewinnmarge von ca. 50 Prozent hätte?
  • Ist es naiv zu denken: "Wenn ich an der Spitze dieses Unternehmens stehen würde und wüsste, dass man auch bei fairen Produktionskosten hohe Gewinne einfährt, dann lasse ich auch zu fairen Kosten produzieren!" ?
  • Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Steve Jobs ein netter und intelligenter Mensch war. Wie kann der es zulassen, dass sich Leute aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in den Tod stürzen? Dass dafür nicht direkt er verantwortlich gemacht werden kann ist klar. FOXCONN produziert für Apple. Trotzdem stelle ich mir die Frage ob es wirklich unmöglich ist anders produzieren zu lassen oder ob einfach nur die Gier und der ständige Versuch den Profit zu maximieren verantwortlich für die tragischen Zustande in den Produktionsstätten sind? Wenn ich nichts übersehe, müsste es für ein Unternehemn wie Apple doch alles andere als schwer sein zu fairen Bedingungen produzieren zu lassen.
  • Weiters produziert FOXCONN für Intel, HP, Dell, Nintendo, Sony, Microsoft etcetera.
  • Ich stelle mir nur die Frage ob ich als Boss eines Unternehmens auch so drauf wäre. Ich meine fair produzieren zu lassen kostet immense Geldsummen. Dass ist direkter Geldverslust für den man sich vorsetzlich frei entschieden hat. Und man weiß genau, dass man nie die Verantwortung für die Selbstmörder übernehmen muss. FOXCONN produziert ja. Man gibt FOXCONN nur den Auftrag, wie die das anstellen liegt in deren Hand...


    Was denkt ihr?

    Bitte das Niveau halten.
    Freue mich auf eine interessante Diskussion.
 
Ein enttäuschender erster Kommentar. :mussweg:
Ich hoffe natürlich, dass es nicht gleich wieder geschlossen wird. Ich liefere hier auch einige Fragestellungen über die es sich gut diskutieren lässt, wenn man will. Ohne das andere Thema gelesen zu haben. Ich glaube nicht, dass es so viel Eigeninitiative des TE gab wie hier.

Außerdem ist die Doku vom 5.10.2011 und zeigt, dass sich Apple weiterhin nicht darum kümmert. Das Iphone 4S wird weiterhin dort produziert.
 
Zuletzt bearbeitet:
toomanyhumans schrieb:
[*]Weiters produziert FOXCONN für Intel, HP, Dell, Nintendo, Sony, Microsoft etcetera.

Und das bedeutet doch, dass jeder Dreck am stecken hat.
Aber primär nur auf Apple polarisieren.
 
TalBar schrieb:
Und das bedeutet doch, dass jeder Dreck am stecken hat.
Aber primär nur auf Apple polarisieren.

Wirfst du das jetzt mir vor? Vergiss nicht wen du zitierst. Ich habe lediglich diesen Bericht als Anreiz für eine Diskussion verwenden wollen.
 
Natürlich weiß ich wen ich zitiere. Ich werfe dir vor, genauso wie der Reportage, dass die Aussage extrem polarisiert ist. Gegen Apple, aufgrund dessen Marktstellung. Foxconn ist einer der größten Zulieferer. Für fast jede große Firma.

Das Topic sollte eher: Wie unsere Elektronik produziert wird.

Apple wird hier nur genommen, aufgrund des Namens, um mehr Klicks/Views zu bekommen.
Stark beschränkte Sichtweise.

Ich verteidige die Produktionsbedingungen in keinster Weise. Was dort abgeht ist unter alle Kanone. Aber deswegen sollte man sich nicht an einer Firma aufhängen sondern das komplette System.
 
Wobei es i.Ggs. zu Apple wohl auch 'Heuschrecken' wie z.B. Siemens gibt, die sich augenscheinlich an gewisse selbstgesetzte Mindeststandards zu halten scheinen.

In einem Artikel aus dem Handelsblatt unter dem Titel "Die dunkle Seite des Apple-Imperiums" wird nicht nur die Kritik aus China gegen solche Unternehmen wie Apple aufgegriffen, sondern darüber hinaus aufgezeigt, daß es auch noch Unternehmen gibt die sich z.B. wenigstens an die, trotz mehrfacher Anhebungen vom Staat immer noch viel zu geringen, Mindestlöhne halten.

"Wie verantwortungsvolles Verhalten aussieht, machen andere Konzerne vor – allen voran Siemens. Mas Institut hat ein Ranking mit 31 Technologiefirmen erstellt, ganz oben stehen die Münchner, gefolgt von Vodafone Philips und Nokia. Im vorderen Mittelfeld folgen Hewlett Packard, Samsung, Sony und Intel." (1)



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(1) http://www.handelsblatt.com/unterne...des-apple-imperiums/4568050.html?p4568050=all
 
TalBar schrieb:
Und das bedeutet doch, dass jeder Dreck am stecken hat.
Aber primär nur auf Apple polarisieren.

Die Selbstmorde fanden aber gerade in den Fabriken statt in denen die Teile für Apple gefertigt bzw zusammengesetzt werden.
 
Das halte ich für reinen Zufall. Das die arbeitsbedigungen in China schlecht sind weiß mittlerweile jeder. Das sich dort Leute selbst das leben nehmen ist bedauerlich, aber hierzulande auch nicht anders.
Trotzdem kaufen alle fleißig Elektronikprodukte und jeder mekkert wenns nur 10€ teurer ist...
 
Vielleicht könnte man noch die Bedeutung von Foxconn schärfer akzentuieren. Foxconn gehört zu den größten Produzenten von Hauptplatinen weltweit (über 1 Mio Angestellte) und fertigt für wirklich viele Firmen, sämtliche original Intel-Mainboards sind eigentlich Foxconn-Bretter. Von den dortigen Produktionsbedingungen, auch in anderen Werken profitieren aber nicht nur die Auftraggeber, sondern letztlich auch die Kunden hier in diesen Gefilden. Sprich: wir als Kunden sind Teil des Systems. Neben Foxconn gibt es natürlich auch andere Mitbeweber, die am Markt bestehen wollen und daher zwingend Kosten drücken und die Arbeitseffizienz steigern müssen. Weil in China Leute unter solchen bedingungen angestellt werden bzw. weil die Arbeiterrechte dort mit Füßen getreten werden können, sind billige Preise möglich. Und indem wir unsere Vebrauchermacht nicht nutzen, um sowas zu verurteilen, machen wir uns letztlich auch mitschuldig. Andererseits: welche Wahl hat man als Konsument? Wer produziert 'besser' bzw. humaner? Totalverzicht?
 
Zuletzt bearbeitet:
Der zentrale Ansatz ist wirklich die Verantwortung des Verbrauchers. Letztendlich entscheidet der Verbraucher, und dabei möchte ich mich nicht ausschließen, über den Preis. Humanere Arbeitsbedingungen und faire Löhne, würden die Preise natürlich steigen lassen. Nur macht man dies als Verbraucher wirklich konsequent mit? Die FairTrade Produkte fristen letztendlich auch ein Nischendasein, obwohl eigentlich jedem bekannt sein sollte, unter welchen Bedingungen z.B. Kaffee "produziert" wird.

Und wie Rumpel bereits sagte produziert Foxconn nun wirklich für viele Firmen. Nicht nur komplette Produkte sondern auch Einzelteile, wie die Sockel für Mainboards. Sicher ist das für den Endverbraucher nicht einfach zu durchschauen aber dennoch sollte man es sich an dieser Stelle wirklich nicht so einfach machen und sich hier auf Foxconn oder Apple einschießen.

Letztendlich produziert unser Konsumverhalten oder vielleicht sollte man besser Konsumwahn solche Misstände. Man kann sich dem als Verbraucher und Konsument zwar nicht völlig entziehen, sollte sich der eigenen Verantwortung aber dennoch bewusst sein. Und wer die niedrigsten Preise verlangt, sollte sich dann auch nicht darüber aufregen.
 
Vor allem sind die Selbstmorde selbst zu hinterfragen! War die monotone Arbeit vielleicht nur der Schluck Wasser, der das Glas zum überlaufen brachte? Vielleicht hatten die Leute ja auch andere private Probleme - ist statistisch gar nicht unwahrscheinlich bei der Menge von Arbeitern und Angestellten!
Ich weiß es nicht und ich denke hier gibt es auch keinen, der das von sich behaupten kann!

Generell, schaut mal nach Japan, das gibt es massenhaft Selbstmorde - sollen wir deswegen nichts mehr aus Japan kaufen? Und wie ist es, wenn ein Arbeitnehmer in einer kleinen Firma Selbstmord begeht? Statistisch gesehen schlägt das Foxconn um längen!

Nein, wir machen es uns zu einfach! Natürlich muß man solche Vorgänge kritisch hinterfragen, aber deswegen zu unterstellen, das die Schuld auf einen Abnehmer (hier Apple) von Fc fällt, ist absurd.
 
toomanyhumans schrieb:
  • Würde Apple zu 10-fach höheren Löhnen in Amerika produzieren, bliebe immernoch eine Bruttogewinnmarge um die 50 Prozent.

  • Wie glaubwürdig ist die Aussage von Frontal 21, dass Apple selbst bei vielfach teureren Produktionskosten eine Bruttogewinnmarge von ca. 50 Prozent hätte?
  • Ist es naiv zu denken: "Wenn ich an der Spitze dieses Unternehmens stehen würde und wüsste, dass man auch bei fairen Produktionskosten hohe Gewinne einfährt, dann lasse ich auch zu fairen Kosten produzieren!" ?

    [...]
  • Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass Steve Jobs ein netter und intelligenter Mensch war. Wie kann der es zulassen, dass sich Leute aufgrund schlechter Arbeitsbedingungen in den Tod stürzen? Dass dafür nicht direkt er verantwortlich gemacht werden kann ist klar. FOXCONN produziert für Apple. Trotzdem stelle ich mir die Frage ob es wirklich unmöglich ist anders produzieren zu lassen oder ob einfach nur die Gier und der ständige Versuch den Profit zu maximieren verantwortlich für die tragischen Zustande in den Produktionsstätten sind? Wenn ich nichts übersehe, müsste es für ein Unternehemn wie Apple doch alles andere als schwer sein zu fairen Bedingungen produzieren zu lassen.

    [...]
  • Ich stelle mir nur die Frage ob ich als Boss eines Unternehmens auch so drauf wäre. Ich meine fair produzieren zu lassen kostet immense Geldsummen. Dass ist direkter Geldverslust für den man sich vorsetzlich frei entschieden hat.

Hmm, das ist ganz schlicht und ergreifend die kapitalistische Produktionsweise, die du da in Frage stellst. Wie schon Marx bewiesen hat, strebt das Kapital nach maximaler Akkumulation, da sonst das Aus im Wettbewerb droht.

Das sind nun also die Spielregeln das Kapitalismus. Der erwerbsabhängige Mensch wird in einer ungezügelten kapitalistischen Produktionsweise, also ohne Sozialsysteme, Mindestlöhne oder Arbeitsschutzgesetze, durch die Spielregeln des Kapitalismus auf seine reine Arbeitskraft reduziert, die zur Wertsteigerung in den Produktionsprozess eingebracht werden kann. Seine Bedürfnisse werden zusammengekürzt auf das, was gerade so zum Erhalt der physischen Existenz und damit der Arbeitskraft notwendig ist. So funktioniert das. Das Kapital interessiert es nicht, ob sich irgendwelche namenlosen chinesischen Produktionshelfer in den Tod stürzen. Es werden neue eingestellt und der Produktionsprozess läuft weiter.

Frag dich doch auch mal, wieso wir hier Massenarbeitslosigkeit haben? Weil produzierendes Gewerbe in billigere Länder abgerückt ist, weil sich das Kapital dort besser vermehren kann. Allerdings haben wir hier ein Sozialsystem, um die Nebenwirkungen des Kapitalismus aufzufangen, daher fällt das Elend nicht so stark auf. Oder, um mal bei einem Apple-nahem Beispiel zu bleiben, guck dir doch mal Nokia an. Erst verlagern sie einen Teil ihrer Produktion aus Deutschland nach Rumänien und nur wenige Jahre später von dort nach Asien - weil es eben günstiger ist. Was aus den Menschen in Deutschland oder Rumänien wird, interessiert doch das bei Nokia investierte Kapital nicht. Es versucht nur, maximal zu akkumulieren. So wie auch Apple. Wer sich dem entziehen will, wird über kurz oder lang aus dem Markt gedrängt.

Wenn du Apple deswegen kritisieren willst, musst du auch alle anderen Unternehmen mit einbeziehen und dies alles vor dem Hintergrund unseres Wirtschaftssystems einordnen. Sonst trifft es am Ende nicht den Kern des Übels.
 
Zuletzt bearbeitet:
Viele kontern immer damit das andere auch bei Foxconn produzieren lassen.
Es gibt aber entscheidende Unterschiede.
Foxconn baut nur zusammen die Einzelteile kommen von Zulieferern bei denen katastrophale Zustände Herrschen.

Im Gegensatz zu Apple liegt der Gewinn bei den meisten Herstellern zwischen 3 und 4% bei Apple beträgt er ca 25% pro Produkt.
Apples ausgefallene Designideen fordern die Zulieferer die Weisse Farbe z.B. soll nicht ungefährlich sein.
Und Apple hat mehrfach versprochen das sie die Umstände bessern wollen.
Gebessert hat sich bisher aber nix.
Und es gibt kaum einen schlimmeren Verhandlungspartner wie Apple, das heisst der Fertiger hat selten Spielraum für Menschenrechte.
 
Bist Du auch schon mal auf die Idee gekommen, dass es eventuell Verträge zwischen Apple und Foxconn geben könnte, die nicht so ohne weiteres aufgekündigt werden können?

Ich möchte dieses System oder Apple nicht verteidigen, allerdings kann ich mir noicht vorstellen, dass Apple so ohne weiteres aus geschlossenen Verträgen herauskommt.

Und Du sagst z.B. selbst Foxconn erhalte nur Einzelteile von Firmen bei denen Katastrophale Zustände herrschen. Wenn du Apple dafür kritisierst, dass sie unter schlimmen Arbeitsbedingungen bei Foxconn produzieren lassen, dann gilt das aber auch umgekehrt für Foxconn. Das zeigt eben, unser gesamtes Wirtschaftssystem auf solche Auswüchse aufbaut.
 
M-X schrieb:
Das sich dort Leute selbst das leben nehmen ist bedauerlich, aber hierzulande auch nicht anders.
Trotzdem kaufen alle fleißig Elektronikprodukte und jeder mekkert wenns nur 10€ teurer ist...

Immer das selbe falsche Argument...

Natürlich nehmen sich auch hier Menschen das Leben. Aber was war an den Selbstmorden so besonders ? Es wurde direkt am Arbeisplatz gemacht ! Die Arbeiter wollten also mit ihrem Tod auf etwas aufmerksam machen. Sonst hätten sie sich auch zu Hause im stillen Kämmerlein umbringen können
 
Foxconn ist immer noch einer der Besten Arbeitgeber in China.
denn was haben die Leute dort für eine Alternative?
Ist das Arbeiten in Kohleminen wirklich Besser?

Jeh mehr Arbeit vorhanden ist, desto mehr Arbeitsrechte Etablieren sich.
wie war es bei uns in Zeiten der Industrialisierung?
Dort Herrschten ebenfalls Miserable Arbeitsbedingungen, dennoch war die Arbeit besser als so manche Alternative.
Lasst China sich entwickeln, wie wir uns damals entwickelt haben...
 
Der Selbstmord am Arbeitsplatz kommt in Asien häufiger vor! 1988 hat sich ein bekannter Autodesigner von Toyota selbst gerichtet aufgrund der vielen Überstunden.

Der Selbstmord wird auch beim Versagen ausgeübt sei es Privat oder beruflich.
Doch in Asien besonders in Japan gibt es relativ viele von diesen Selbstmorden aufgrund von Stress, genannt Karojisatsu.

Damit möchte ich zum Ausdruck bringen: Es ist kein Foxconn Problem sondern ein Problem das Asien weit besteht !
 
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