Auch in Deutschland hatte das Militär durchaus einen anderen, wenn auch fragwürdigen Stellenwert in der Gesellschaft, man denke nur an das Zeitalter des Imperialismus, Stichwort der 'Hurra Patriotismus' oder in seiner auf den Punkt gebrachten Kritik von G. Keller in 'Kleider machen Leute', zuletzt dann erneut vom Nationalismus aufgenommen, um mittels staatlicher Propaganda und einer Idealisierung des Militärs und seiner 'Helden' die Kriegsbereitschaft zu fördern.
Das solche Propaganda bei weiten Teilen der weniger gebildeten Teilen der Bevölkerung auch heute nicht seine Wirkungen verfehlt, läßt sich am Beispiel USA und des Hollywood Kintops im Umgang mit der jüngsten Geschichte recht eindrücklich veranschaulichen:
Sei es bei der Idealisierung der 'Helden' in der, bis heute nicht aufgearbeiteten, vorherrschenden Verherrlichung des Völkermords an den Ureinwohnern Amerikas , Stichwort Western, oder die Rolle des 'Helden' als nachträglichen, man möchte schon sagen posthumen, Retters der in den verschiedenen verlorenen Kriegen der USamerikaner wenigstens auf der Leinwand eine ebenso fragwürdige 'Ehre' mit ebensolchen Methoden retten muß.
In anderen Kulturen dagegen hatten und haben die Militärs und ihre ‚Helden‘ gesellschaftlich und historisch bedingt einen weitaus schwereren Stand.
So kennt z.B. in China jedes Kind das Sprichwort „Ein guter Mensch wird kein Soldat“, das, als logische Folge, die Frage nach einem ‚Helden‘ als Kontradiktion per se ausschließt.
Oder auf staatspolitischer Ebene in der nicht minder bekannten Parabel vom Kǒng Zǐ (Konfuzius), der, ausgehend auf der Annahme, daß eine gute Regierung ausreichend Nahrung, ausreichend Militär und Volksvertrauen bedürfe, auf die Frage auf welche Säule er wohl am ehesten verzichten könne antwortet:
"Zuerst auf die Armee, dann vielleicht auf das Getreide, niemals aber auf das Vertrauen des Volkes."
Die geringe Wertschätzung des Militärs liegt letztendlich in dem hohen Maß des Harmoniebedürfnisses in der chinesischen Kultur begründet, im Gegensatz zur westlichen Entwicklungsgeschichte in der dieser moralische Aspekt eher eine untergeordnete Rolle gespielt hat, aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Ich persönliche begrüße die heutige weitgehend neutrale Haltung gegenüber dem Militär, zumal ich keinen sinnvollen Grund sehe, eine bestimmte Berufsgruppe zu idealisieren oder heroisieren.
Aber bekanntlich lernt der Mensch ja, leider, nichts aus seiner Geschichte.