Grundsatzdiskussion Linux - Kontrahierende Lager oder Community?

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McMoneysack91

Gast
Liebe Freunde,

als leidenschaftlicher Linux-User werde ich oft Zeuge von nicht weniger leidenschaftlichen Diskussionen unter Nutzern einzelner Distributionen. Reger Austausch ist gut, doch oft werden gar Charakterzüge verfeindeter Lager feststellbar. Ich denke es ist jedem Linux-User, der ein paar Tage in der Materie verbracht hat bekannt, dass Distros nicht ausschließlich als Werkzeug zum Zweck (Firma, Produktivität, Spiel, Office) gesehen werden, sondern wie beinahe religiöse Gemeinschaften und mit ähnlichem Fanatismus werden diese verteidigt oder als vermeintlich besser dargestellt.

Klar, jeder hat seine Vorlieben. Ich bin immer ein Fan von Debian und seinen Abkömmlingen. Ubuntu, Mint, MX-Linux etc. Ich fühle mich mit Debian als Unterbau wohl. Gleichwohl behalte ich mir eine gesunde Offenheit und habe auf meinem Main-Tower derzeit Fedora laufen. Einzig und allein aus dem Grunde, weil Debian selbst, Xubuntu und Mint mit UEFI und meiner 2019er APU Probleme haben.

Ich bin zwar kein Fanatiker, doch manchmal beeinflusst mich die Entscheidung für eine Distro DOCH ihre Familie. Ich hätte lieber etwas Debian'sches auf dem Rechner statt Fedora - so in der Richtung. Wenn ich mich frage, warum ich so denke, kommt mir in den Sinn "ich möchte eben Debian unterstützen". Und auf diesen Gedanken möchte ich jetzt fragend eingehen.

Ich bin kein Programmierer. Ich kann nicht wirklich direkt zu IRGENDEINEM Linux-Projekt beitragen. Ich bin auch kein Geldgeber, sondern genieße die kostenlose Umgebung eigennützig. Ich bin lediglich User. In einem früheren Thread "Commerz in Linux - Doch etwas Gutes?" habe ich mich deutlich dafür ausgesprochen, dass ich Big Player wie Ubuntu begrüße - wenn auch nicht aktiv nutze, denn sie treiben auch in finanzieller Hinsicht Linux voran. Auch sprach ich mich dafür aus, WENN ich schon alles kostenlos genieße, dann finde ich auch "Tracking" überhaupt nicht schlecht, sondern eher großartig. Ich meine hier, dass die Distro mein Nutzerverhalten auslesen und auswerten darf. Wenn ich schon kein Geld und keinen Code beitrage, dann doch empirische Daten - finde ich toll und jede Distro hat von mir stets das OK dafür!

Um nun das Thema "Linux verfeindete Lager" und das Thema "Beitragen wo man kann" zusammenzuführen, stelle ich folgend einige Fragen und auch Gedankenexperiment-Beispiele. Ich hoffe, dass ihr dem folgen könnt und eure Gedanken dazu mit mir teilt:

Frage 1: Trägt man als Linux-User zu ALLEN Distributionen bei, egal welche man selbst nutzt und ist dieser Beitrag unabhängig von der Generation (Parentalgeneration odr Kindergeneration einer Distro)?

Beispiel 1: Wenn ich Debian nutze (insbesondere, wenn ich die Teilnahme an der Paketanalyse bejahe), dann unterstütze ich auch die Downstreams (Ubuntu, Mint, Pop!, MX etc.)

Beispiel 2: Wenn ich eine Downstream Distri nutze (Beispiel Mint), unterstütze ich auch alles Upstream, also Ubuntu, Debian, sowie alles Downstream und Parallele der Debian-Familie

Beispiel 3: Wenn ich eine Distro aus z.B. der Debian-Familie nutze, unterstütze ich ALLE Distros, so auch die aus der RedHat-Linie, aus der Slackware-Linie, Arch-Linie etc. Selbes gilt andersherum auch.

Mit "unterstützen" ist in den Beispielen alles Mögliche gemeint. Analysen von Paketdownloads, Bug-Reporting, etc. Hintergrund ist, ich möchte eigentlich nicht, dass jedes Lager sein eigenes Süppchen kocht. Es wäre schön zu erfahren, dass wenn ich z.B. der MX-Linux Community mit Bugreporting und anderen Mitteln helfe, dass auch die Archer, die Slacks, die Fedoraner etc auch etwas davon haben.

Kann man alle drei obigen Beispiele mit "Ja" beantworten? Oder gibt es da Haken?
 
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McMoneysack91 schrieb:
Frage 1: Trägt man als Linux-User zu ALLEN Distributionen bei, egal welche man selbst nutzt und ist dieser Beitrag unabhängig von der Generation (Parentalgeneration odr Kindergeneration einer Distro)?
Jeder zusätzliche Nutzer führt in den Statistiken (Google analytics, Steam survey, etc) zu mehr Relevanz von Linux. Was umgekehrt zu mehr Aufmerksamkeit von Hardware- und Softwareschmieden führt, was letztlich allen Distributionen zugute kommt.
Also ja, durch stumpfes benutzen leistet man bereits einen allgemeinen Beitrag, nicht nur für den eigenen "Stamm".
 
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Bsp. 1: Ja, wenn alle direkt oder über Zwischenstationen von Debian abgeleitet sind, nutzen sie in irgendeiner Art und Weise Teile davon. Debian -> Ubuntu -> Pop!_OS z.B., Ubuntu ist direkter Abkömmling von Debian und Pop!_OS von Ubuntu, daher kommen gute Dinge die bei Debian eingepflegt werden auch irgendwann bei Pop!_OS an.

Bsp. 2: Nein, keine Distribution ist gezwungen etwas "zurück zu geben". Das wurde auch jahrelang Ubuntu bzw. Canonical vorgehalten, dass da zu wenig zurück zu Debian kam, im Verhältnis von Nutzerbasis und Entwicklergröße.

Bsp. 3: Ja, für alles was nicht Distributionsspezifisch ist und ohnehin von allen gleichermaßen genutzt wird. Kernel, Bootloader, Desktop Environments, Audiobackends, etc. pp.

Mir persönlich z.B. ist das alles vollkommen egal, ich bin reiner Anwender, bin bei Arch via grafischem Installer hängen geblieben, weil es mir am besten in den Kram passt, und mich kümmert es nicht ein bisschen, ob ich helfe. Gäbe es eine Pflicht dazu hätten entsprechende Distributionen ein Preisschild. Dafür sehe ich darüber hinweg, wenn mal wieder etwas nicht funktioniert oder, ohne scheinbar existente Qualitätssicherung, kaputt gemacht wurde und stelle ggf. auch einen Bugreport ein oder melde mich auf reddit, je nachdem. Meistens betrifft es KDE...
 
Als Nutzer trägst du erst einmal zu gar nix bei, deine Frage ist daher fast obsolet. Ansonsten kann man auch ohne Geld oder Programmierkenntnisse zu solchen Projekten beitragen. Übersetzen, andere unterstützen, neue Versionen testen und Bugreports abliefern, unklare Bugreports versuchen zu verifizieren. Das fiel mir jetzt alles ohne nachdenken ein, es gibt vermutlich noch zig andere Möglichkeiten...

Die Paketanalyse von Debian zeigt ja afaik nur welche Pakete installiert und damit eher häufiger in Nutzung sind. Zeit der Maintainer ist begrenzt und wenn sich heraus stellt, dass bei mehreren Ansätzen für ein Ziel der Ansatz A deutlich häufiger als B genutzt wird und C quasi nie installiert wird, kann man überlegen ob man C raus schmeißt um die frei werdenden Ressourcen woanders sinnvoller zu nutzen.
Aber solche Statistiken sind immer mit Vorsicht zu genießen! Viele Anwender/Admins verwenden diese nicht und Systeme in Firmenumgebungen haben so etwas idR auch deaktiviert.

Nein, du unterstützt nicht upstream alles automatisch wenn du eine Downstream Distri nutzt. Gerade Canonical/Ubuntu ist/war(?) bekannt dafür von den Entwicklungen bei Debian zu profitieren aber selten Patches o.ä. upstream weiter zu reichen sondern diese dann nur in Ubuntu selbst zu verwenden.
Natürlich wäre es aber wünschenswert wenn Patches, Übersetzungen etc. direkt nach Upstream weiter gereicht werden. Wenn ein Patch z.B. nur notwendig ist weil die Distri Maintainer an einer anderen Stelle irgend etwas verbastelt haben geht davon nix "upstream"
 
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McMoneysack91 schrieb:
Ich bin kein Programmierer. Ich kann nicht wirklich direkt zu IRGENDEINEM Linux-Projekt beitragen. Ich bin auch kein Geldgeber, sondern genieße die kostenlose Umgebung eigennützig. Ich bin lediglich User. In einem früheren Thread "Commerz in Linux - Doch etwas Gutes?" habe ich mich deutlich dafür ausgesprochen, dass ich Big Player wie Ubuntu begrüße - wenn auch nicht aktiv nutze, denn sie treiben auch in finanzieller Hinsicht Linux voran.
Auch ohne Geld kannst du jederzeit zu den Projekten beitragen. geh auf die Fosdem, die Chemnitzer Linuxtage, die Froscon oder ähnliche Konferenzen. Sprich mit Menschen. Red mitleuten aus dem Projekt. Egal was du machst und was du kannst. Egal ob Suse, Arch, Debian, Fedora oder Gentoo. Die Communities sind sehr offen und es gibt für jeden was zu tun. Das Debian Wiki könnte beispielsweise in diversen Sprachen mal ein Update vertragen. Die translation Teams sind chronisch unterbesetzt. Oder wenn du auf so was keine Lust hast, diskutier über Themen die dich an beliebigen Distributionen aufregen und über das was du großartig findest.
Es ist nett wenn wenige Leute und Firmen die Entwicklung finanzieren und vorantreiben, aber Feedback der User, gern und insbesondere auch von absolut Technik fremden, ist immer gern gesehen und unglaublich relevant. Ohne solches Treten die Projekte auf der Stelle. Wenn du also teil eines Projekts sein willst: Misch dich ein. Schreib Anleitungen. Der Rest kommt dann von Alleine :)
McMoneysack91 schrieb:
Auch sprach ich mich dafür aus, WENN ich schon alles kostenlos genieße, dann finde ich auch "Tracking" überhaupt nicht schlecht, sondern eher großartig. Ich meine hier, dass die Distro mein Nutzerverhalten auslesen und auswerten darf. Wenn ich schon kein Geld und keinen Code beitrage, dann doch empirische Daten - finde ich toll und jede Distro hat von mir stets das OK dafür!
Ich habe zu Lange mit machine Learning und freier Software gearbeitet um dem zuzustimmen. Der schaden den du Menschen inzwischen zufügen kannst, wenn du nur die Art wie sie ihre Maus bewegen protokollierst oder ein einzelnes Gesichtsfoto von jemandem hast ist enorm.
Lies mal das Paper hier und denk über das Missbrauchspotential nach: https://arxiv.org/abs/1801.07637
Alles was du dir dazu denken kannst wird bereits aktiv gemacht. Personenbezogene daten haben privat zu bleiben und genau das ist auch einer der Pfeiler in der Welt der freier Software.
Ich zitiere nur sehr ungern RMS, aber das free in free software ist wie in freedom of speech und nicht wie in free beer zu verstehen. Open Source als ueberbegriff lässt das ein wenig unter gehen. Sobald du menschen überwachst und diese wissen es, geben diese ihre eigene Meinung anders wieder, als sie es tun wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Damit ist die Software nicht mehr Frei. Gerade im Debian Umfeld wird auf den Teil sehr viel Wert gelegt.
Welche pakete genutzt werden zu erfassen ist schon OK, das kann auch Serverseitig und anonym geschehen. Egal ob du dir Dinge mit hilfe des Paketmanagers oder direkt aus einem Repo installierst, laesst sich das Serverseitig, one zu tracken wer das war, erfassen und auswerten.
Ich hoffe du kannst mir folgen, ich bin gerade definitiv in keiner Verfassung in der ich sowas tippen sollte.
 
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Mach dir nicht so viel Stress!
Nutze es einfach und gut is.
Du wirst kein besserer Mensch durch die Nutzung von Linux und Linux wird nicht besser oder schlechter durch dich.

Das Schöne an Linux ist, dass es auf sehr sehr viele Köppe verteilt ist bzw. extrem dezentralisiert ist. Das ist aber gleichzeitig der Nachteil, wenn man so will.
Es besteht imho auch kein Anlass, die Verbreitung auf dem Desktop zu fördern. Es ist gut so wie es ist. Höhere Marktanteile bringen nur größere Probleme.
Ansonsten ist es fast wie im richtigen Leben. Präferenzen werden gerne ausgiebig verteidigt und Kritiker daran haben halt keine Ahnung. :)
 
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Wie immer vielen Dank schonmal für diese raschen und SO ausführlichen Antworten!

Mich überrascht, dass upstream nicht analog zu downstream konstruktiv weitergegeben werden "muss" oder wird. Gleichzeitig aber finde ich schön zu wissen, dass JEDE Art der Beteiligung allen Linux Distros und allen Linux Usern weiterhilft. Direkt oder indirekt.

Manchmal, wenn ich in einem Forum für eine kleine neue Rand-Distro Beiträge schrieb, fühlte es sich nämlich an, als würde ich nur in dieser kleinen Sekte mein Süppchen kochen, da ein wenig fördern und beitragen, aber ansonsten ists dem Rest schnurzegal. Ich denke, wenn man es etwas globaler auf der Macro-Ebene betrachtet, dann trägt man sehr wohl zum Großen und Ganzen bei.

Ich kurble schließlich auch die Autoindustrie an, unabhängig davon, ob ich Hyundai, Nissan, Mercedes, BMW oder Peugeot fahre.

Die IT-Branche kurbel ich auch an, egal, ob ich HP, Lenovo, Asus, Acer oder Toshiba nutze.
 
McMoneysack91 schrieb:
Auch sprach ich mich dafür aus, WENN ich schon alles kostenlos genieße, dann finde ich auch "Tracking" überhaupt nicht schlecht, sondern eher großartig. Ich meine hier, dass die Distro mein Nutzerverhalten auslesen und auswerten darf. Wenn ich schon kein Geld und keinen Code beitrage, dann doch empirische Daten - finde ich toll und jede Distro hat von mir stets das OK dafür!
Tracking ist aber nur dann akzeptabel, wenn vorher die eindeutige Zustimmung des einzelnen Nutzers eingeholt worden ist. Das sollte auf gar keinen Fall pauschal und allgemein verbindlich aktiviert sein.

@mo schrieb:
Mach dir nicht so viel Stress!
Nutze es einfach und gut is.
Du wirst kein besserer Mensch durch die Nutzung von Linux und Linux wird nicht besser oder schlechter durch dich.
Ganz meine Meinung.
Sachen nutzt man, oder man nutzt sie eben nicht und man macht tunlichst keine Lebensphilosophie draus.
 
Na na, ich rede natürlich nicht von personalisiertem Tracking im Sinne von Herr Meyer, geb. am xx.xx.xxxx sieht sich gerne von xx:xx Uhr bis xx:xx Uhr die und die Youtube Videos an und steht auf brünette Frauen und Audi A3 und besucht Seite xxx im Netz.

Ich rede davon, dass Ubuntu und co gerne (natürlich nach Aufklärung und Zustimmung) analysieren dürfen, welche Anwendungen ich am meisten runterlade, ob ich eher der Gamer bin, der Officemensch und wenn eines der beiden, worauf ich eher im Alltag setze, welche Pakete ich quasi sofort nach der Installation deinstalliere und als "bloat" ansehe etc.

UND die dürfen es meinetwegen sogar zu commerziellen Zwecken nutzen. Denn wer mir etwas bietet, für das ich keinen einzigen Penny zahlen muss, dem gönne ich, dass er von anderswo dafür seinen Obulus bekommt - vorausgesetzt, ich nehme dadurch keinen Schaden.

Ich verstehe das "gesunde" Tracking eher entpersonalisiert. Einfach Anonym. Guck, da ist ein neuer User unbekannt, der hat sich grad unser Xubuntu runtergeladen. Jetzt sehen wir, dass er die repositories updatet. Ah und sofort nach der Installation holt er sich Thunderbird und GIMP. Gleich darauf holt er sich Kden-Live und ein Audioprogramm...wird wohl ein Content Creator sein. Oder dieser hier pflastert sich sofort zu mit allen möglichen Server- und Cloudgeschichten. Wird wohl ein Unternehmer sein. Der andere wiederum legt sofort los mit WINE, PlayOnLinux und Lutris - ein Gamer. Etc.
 
McMoneysack91 schrieb:
Mich überrascht, dass upstream nicht analog zu downstream konstruktiv weitergegeben werden "muss" oder wird.
In der c't 10/2021 gibt es eine Artikelserie zur Kernelentwicklung und erklärt warum und wie neue Dinge da rein kommen, wer sowas entscheidet etc.
Bezieht sich aber explizit nur auf den Kernel. Vieles andere was du tagtäglich in $Distribution verwendest, hat mit Linux vergleichsweise wenig zu tun. KDE oder GNOME sind da so Beispiele, denn das sind unixoide Anwendungen und haben mit Linux erstmal wenig zu tun. Die kannst genauso unter anderen unix-ähnlichen Betriebssystemen verwenden, wie z.B. FreeBSD.
Gleiches gilt für openoffice/libreoffice. Okay, Distributionsspezifische Patches wird es da eher nicht geben, da findet die Entwicklung so oder so "zentral" statt und die Maintainer der verschiedenen Distris übernehmen dies nur und werfen das in ihre Repos^^
McMoneysack91 schrieb:
gerne (natürlich nach Aufklärung und Zustimmung) analysieren dürfen
Jetzt schau dir mal bitte die Datenschutzerklärungen irgendwelcher Apps, Programme und Dienste an, die du alltäglich verwendest und dann sage uns aus vollster Überzeugung und mit Blick in den Spiegel, dass du dies vollumfänglich verstanden hast, was du da alles zustimmst und was mit deinen Daten alles passieren wird. Das schaffen schon nicht alle Juristen oder Datenschützer wenn sie sich nicht haarklein und genau darauf konzentrieren und dies ausführlich lesen.
Die sind mit Absicht so verfasst, u.a. um auch Klagen vorzubeugen. Woher kommt das Vertrauen, dass dies andere (teils börsennotierte) Firmen anders machen würden? Eine Sammlung weltweit verstreuter Entwickler oder Distributionsmaintainer wollen und sollen so einen Aufwand und Risiko ebenfalls nicht.

McMoneysack91 schrieb:
vorausgesetzt, ich nehme dadurch keinen Schaden.
Das Problem ist: Ob dir dadurch ein Schaden oder Nachteil entsteht, ist nicht immer direkt ersichtlich. Wenn dies erst im Nachgang bekannt wird, ist es aber bereits zu spät und der Missbrauch der Daten ist entstanden.
Das ist aber eine Diskussion über Datenschutz und hat mit irgendwelchen spezifischen Linuxdistributionen wenig zu tun.
Ebenso hast du das Prinzip von freier und offener Software nicht wirklich verstanden. Der Sinn und Zweck ist ja gerade, dass keine Gegenleistung verlangt oder erwartet wird, v.a. nicht irgendwelche Datenerhebungen, die der Anbieter kommerziell weiter verwerten soll/kann/darf/will.
McMoneysack91 schrieb:
Ich verstehe das "gesunde" Tracking eher entpersonalisiert. Einfach Anonym.
Gibt es nicht und was du meinst ist pseudonym und nicht anonym. Bei deinen Beispielen kann ich daraus Userprofile erstellen und dich tracken. Ja, ich habe nicht unbedingt einen Namen und andere Daten anhand derer du persönlich identifizierbar bist aber du sagst ja selbst: Soll der Anbieter die gewonnenen Daten doch kommerziell weiter verwenden.
Erinnerst du dich noch an die 'amazon search' die Canonical mal eingeführt hat? Wenn jetzt Canonical die pseudonymen Daten der installierten Pakete an Amazon weiter verkauft dann kann Amazon dies zusammen führen und dir persönlich zielgerichtet Werbung für Spiele oder Content Creation anbieten. Du hast dich ja an dem PC garantiert mal eingeloggt bei Amazon um etwas zu kaufen.
Das war jetzt nur ein Beispiel wo dies kommerziell ausgenutzt wurde. Vom Schaden durch staatliche Repressalien reden wir noch gar nicht.
 
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Meine blinde Befürwortung für diese Art von z.B. Datenerfassung und Analyse und Tracking basiert auf einer Befürchtung.

Ich verstehe schon, dass freie Software dazu da ist, kostenlos genutzt zu werden. Und ich lobe die Leute, die freie Software anbieten in höchsten Tönen. Doch ich fürchte immer, dass sie nicht lange weitermachen oder verschwinden, wenn sie immer nur geben geben geben und nie etwas wiederbekommen. Das ist doch ein natürlicher Kreislauf.

Ich kann doch nicht quer durch die Innenstadt gehen und allen etwas umsonst geben. Irgendwan ist alle und es ist nichts mehr zu geben. Analog die Zeit, Kraft, Motivation von Leuten, die freie Software machen. Ich finde, die müssen irgendwas zurückbekommen. Ob nun direkt finanziell oder indirekt durch meine Daten. So habe ich den Eindruck, dass das was ich da so kostenfrei nutze auch weiterhin maintaint und fortgeführt wird.

ODER aber ich blicke nicht tief genug in die Welt der freien Software. Vielleicht ist die Anzahl an enthusiasten unerschöpflich, so wie ihre Motivation aus reinem Altruismus kostenlose und freie Dinge für andere zu produzieren.
 
Die allerwenigsten Privatpersonen, die irgendwie an Open Source entwickeln, wollen Daten von dir. Wie sollten die in einer Art und Weise davon profitieren, dass es sie motiviert weiter zu machen? In aller Regel sind das Firmen die diese dann irgendwie geartet weiter verwenden.

Open Source wird m.E. groß voran getrieben von Menschen die wirklich dahinterstehen und es einfach gut finden, Menschen die es einfach des Lerneffekts wegen machen, und dann auch gerne aufhören, wenn es in Arbeit ausartet, oder von Firmen die Entwickler bezahlen daran zu arbeiten.

Es ist allgemein aber eigentlich immer eine gute Referenz, wenn man wirklich aktiv an einem Projekt tätig war.
 
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McMoneysack91 schrieb:
Ich kann doch nicht quer durch die Innenstadt gehen und allen etwas umsonst geben. Irgendwan ist alle und es ist nichts mehr zu geben.
Nur, wenn man das in materiellen Dingen auffasst.
Ich verbringe auch viele Stunden in CB und helfe anderen mit Computersachen. Bin noch nicht bankrott deswegen.
Könnte ich besser programmieren würde ich mich wohl an Blender, KiCAD oder was ähnlichem beteiligen. Und dafür erwarte ich nichts, das ist schlicht Hobby.
Ich hab überhaupt nichts dagegen, wenn FOSS-Projekte Geld sammeln, um ihre Kosten zu decken. Aber sobald sie anfangen Daten zu sammeln um Geld zu generieren hört es für mich auf, FOSS zu sein. Das ist Zwang und Fremdbestimmung, keine Freiheit.
 
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Alles in allem beginne ich langsam, dieses Gebilde FOSS zu verstehen. Es fühlt sich nur noch ein wenig befremdlich an. Aber vielleicht ist es wirklich so. Ein Entwickler von FOSS hat in dem Sinne Eigennutz, dass er später seinem IT_Arbeitgeber sagen kann: "guck mal, ich habe das und das und das und das entwickelt und mit programmiert oder geschrieben und es wurde von so und so vielen millionen Leuten runtergeladen und mit Begeisterung genutzt."
 
McMoneysack91 schrieb:
Ein Entwickler von FOSS hat in dem Sinne Eigennutz, dass er später seinem IT_Arbeitgeber sagen kann:
Kann man so sagen. Oder es ist, wie bereits gesagt, schlicht das Hobby. Ob man sich dann damit profiliert oder nicht ist jedem selbst überlassen.
Und ob die Software jetzt nur von einem genutzt wird oder Millionen macht dich keinen Cent ärmer.
Software ist ohne signifikanten monetären Aufwand unendlich oft kopierbar, alles was dem im Weg steht sind Lizenzen. Und wenn jeder nur ein bisschen seiner Zeit zu FOSS beiträgt, haben letztlich alle was davon.
Egal woher sie kommen, welche finanziellen Möglichkeiten sie haben oder welche Sprache sie sprechen.
 
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McMoneysack91 schrieb:
Ich verstehe schon, dass freie Software dazu da ist, kostenlos genutzt zu werden. Und ich lobe die Leute, die freie Software anbieten in höchsten Tönen. Doch ich fürchte immer, dass sie nicht lange weitermachen oder verschwinden, wenn sie immer nur geben geben geben und nie etwas wiederbekommen. Das ist doch ein natürlicher Kreislauf.
Jain. Bitte verwende mal 30 Sekunden Zeit darauf und schaue dir die finanzielle Entwicklung von RedHat an. Oder Suse. Oder Nextcloud. Alle bieten Open Source und verdienen erfolgreich ihr Geld mit Support für die jeweilige Software und/oder mit Zusatzfeatures die die Nutzung der eigentlichen Software erleichtert.

Negativbeispiele gibt es aber auch, Redis oder Elastic sind da prominente Beispiele. In diesen Fällen gehen andere Unternehmen hin, nehmen den Open Source Code, bieten diesen beispielsweise vorinstalliert "as a Service" an und verdienen so an ihren Kunden, die diesen Service anschließend nutzen. Die Anbieter dieser "as a Service" Plattformen geben aber in der Regel nichts an die eigentlichen Entwickler ab.
McMoneysack91 schrieb:
Ich kann doch nicht quer durch die Innenstadt gehen und allen etwas umsonst geben. Irgendwan ist alle und es ist nichts mehr zu geben.
Glückwunsch, du hast den aktuell in der angeblich ach so zivilisierten und aufgeklärten westlichen Welt vorherrschenden Kapitalismus verstanden wo ebenfalls natürlich vorhandene Ressourcen genommen und verarbeitet oder umgewandelt werden aber die daraus resultierenden Schäden trägt halt nicht das Unternehmen was damit Gewinne erwirtschaftet hat.

Aber aus genau diesem Grund verwendet z.B. der Linuxkernel als Lizenz die GPL die eben besagt, das Veränderungen und daraus resultierende Ableitungen ebenfalls unter der GPL stehen müssen. Da im o.g. Beispiel Redis oder Elastic aber nichts neues entsteht, ist das eine Lücke der GPL, da an solche as-a-service Modelle kaum einer gedacht hat.
Ähnliches Szenario ist aktuell mit Github's CoPilot wo ebenfalls GPL lizenzierte Software als Lernmaterial dient um daraus neuen Code zu generieren. Ich denke da werden sich noch Gerichte drum streiten dürfen ob die daraus resultierende Software nicht auch unter die GPL fallen müsste...

McMoneysack91 schrieb:
Vielleicht ist die Anzahl an enthusiasten unerschöpflich, so wie ihre Motivation aus reinem Altruismus kostenlose und freie Dinge für andere zu produzieren.
Auch nicht wirklich. Lies den von mir genannten c't Artikel, da sieht man auch welche Firmen welche prozentualen Anteile am Kernel haben, Intel ist da beispielsweise sehr weit vorne.
Viele Firmen haben aus Eigenantrieb den Wunsch, die Entwicklung zu fördern. Intel CPUs stecken in vielen PCs und Servern, Mellanox in vielen Datacentern und HPCs und die laufen garantiert nicht mit Windows, zumindest die mir bekannten HPCs^^ Also hat beispielsweise Mellanox ein Interesse daran, dass deren Geräte mit Linux laufen und steuern die Treiber bei.
Oder Ceph als verteiltes Speichersystem wurde im Rahmen einer Forschungs- bzw. Doktorarbeit entwickelt und von einigen Forschungszentren genutzt und auch weiter entwickelt weil diese selbst den Bedarf dafür haben.
Sehr viele Entwickler von Open Source Anwendungen werden also dafür bezahlt an der Software zu schreiben. Ich glaube eher du hast den romantisch-stilisierten Eindruck der Armee von Nerds die in ihrem Keller hocken und nächtelang in der Freizeit die Welt der Open Source Entwicklungen voran treiben.
Ja, ganz klar die Freizeitentwickler gibt es auch keine Frage aber gleichzeitig hängt da viel Geld dran und professionelle im Sinne von dafür bezahlte Entwickler dahinter.

McMoneysack91 schrieb:
Ich finde, die müssen irgendwas zurückbekommen. Ob nun direkt finanziell oder indirekt durch meine Daten.
Wenn du ein oder mehrere bestimmte Projekte gut findest und fördern müsstest dann frage die Projekte ob man diese finanziell durch eine Spende unterstützen kann oder diese anderweitig Hilfe benötigen. Das kann wie gesagt Sichtung des Bugtrackers sein und um reproduzierbare Anleitungen dazu fragen oder Dokumentation schreiben oder eben Übersetzungen machen oder eben einfach eine regelmäßige Spende.

Ein paar Trackingdaten als Brotkumen hinwerfen tut nicht weh, ist kein Aufwand, kostet kein Geld und die Empfänger sollen froh sein wenn sie etwas bekommen und können es ja weiter verkaufen. Bitte sieh das nicht als Vorwurf, so ist es absolut nicht angedacht, mehr als Denkanstoß. Die wenigsten Entwickler haben Interesse an den Daten. In ihrer Freizeit entwickeln die allermeisten woran sie Spaß haben und was ihnen selbst etwas nützt und beruflich naja was der Geldgeber mehr oder weniger möchte.
So "freiwillige Datenspenden" ist ein bisschen das digitale Pendant zu "thoughts and prayers" von irgendwelchen Politikern oder "Promis" nach Katastrophen. Man hat seine Anteilnahme ausgedrückt aber will oder muss nix ausgeben oder selbst machen. Oder sehr plakativ ausgedrückt: Wenn alle deutschen Millionäre einmalig 500€ spenden würden, hätte man genug Geld für Luftfilter für alle Schulen in Deutschland. Aber ich schweife ab.

Wenn du Projekte unterstützen oder fördern willst, frage diese ob und wie man helfen kann. Wenn du dich nicht entscheiden kannst, suche dir eine der übergeordneten Open Source Dachgemeinschaften aus unter deren Förderung viele gute Open Source Projekte laufen.
Ein prominentes Beispiel wäre da z.B. die Apache Foundation, Mozilla Foundation oder die Free Software Foundation bzw. die Free Software Foundation Europe.
Diese bezahlen Entwickler dafür, dass sie quasi Vollzeit an den Projekten arbeiten können oder kümmern sich um Hosting für eben jene Projekte oder andere Dinge drum herum.

McMoneysack91 schrieb:
Ein Entwickler von FOSS hat in dem Sinne Eigennutz, dass er später seinem IT_Arbeitgeber sagen kann
Das ist so ein kleiner Mythos aus den USA habe ich manchmal das Gefühl aber ja, es ist unabhängig vom Arbeitgeber und ein potentieller neuer Brötchengeber kann sich das angucken und ggf. Rückschlüsse auf die Qualität ziehen oder auch nicht. Vielleicht hab ich da aber auch nen Confirmation Bias meinerseits weil ich beruflich zwar viel mit Open Source Software zu tun habe aber selbst kaum selbst programmiere^^
 
Ist das ein Zitat von mir?! Ich bin mir sicher, in einem meiner früheren Posts eine "Armee von Nerds" angesprochen zu haben, die in ihren Kellern hockt und eben FOSS Kram entwickelt :D

Aber ich danke dir für diese SEHR augenöffnende Ausführung, und eine Skizzierung dessen, was wirklich in der FOSS Welt abgeht und wie es funktioniert.
 
McMoneysack91 schrieb:
Liebe Freunde,

als leidenschaftlicher Linux-User werde ich oft Zeuge von nicht weniger leidenschaftlichen Diskussionen unter Nutzern einzelner Distributionen. Reger Austausch ist gut, doch oft werden gar Charakterzüge verfeindeter Lager feststellbar. Ich denke es ist jedem Linux-User, der ein paar Tage in der Materie verbracht hat bekannt, dass Distros nicht ausschließlich als Werkzeug zum Zweck (Firma, Produktivität, Spiel, Office) gesehen werden, sondern wie beinahe religiöse Gemeinschaften und mit ähnlichem Fanatismus werden diese verteidigt oder als vermeintlich besser dargestellt.
Ja, ist mir auch aufgefallen und ich verstehe sowas nicht - ich sage nur leben und leben lassen - jeder sollte mit "seiner Distribution der Wahl" glücklich sein... (egal, was andere sagen)
 
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Linux-Nerd schrieb:
Ja, ist mir auch aufgefallen und ich verstehe sowas nicht - ich sage nur leben und leben lassen - jeder sollte mit "seiner Distribution der Wahl" glücklich sein... (egal, was andere sagen)
Ich habe bisher gänzlich andere Erfahrungen gemacht. Als Linux Neueinsteiger wurden mir eigentlich viele Tipps und Infos rund um die jeweiligen Distris und deren Vor- und Nachteile gut erklärt. Oder Hinweise wie z.B. "probier mal Distro xyz aus". Evtl. kommt das aber auch darauf an, wo genau man nachfragt.
 
Hallo zusammen!

Interessantes Thema. Was mir etwas zu kurz kommt: open source ist nicht gleich freie Software!

Was die Distributionen angeht, so möchte ich gerne aus unbekannter Quelle zitieren:
Ihr dürft jeden Editor verwenden, solange es Emacs ist! ;)
Und etwas ernster: Ich suche mir die Distributionen nach Verwendungszweck aus. Dabei kam Debian aber nur einmal zum Einsatz, das war als Sommer-WLAN-Access-Point auf einem Raspi. Bei Debian gibt es auch Probleme, wie bspw. der eigenbrötlerische Umgang mit Qt. Das dürfte dort am unsichersten sein, da die gnadenlos ihren Freeze durchsetzen. Mir ist keine andere Distribution bekannt, die nicht auf die lts-Versionen des Frameworks setzt. Soll jetzt aber kein Debian-bashing werden ;) Ohne Qt würde ich es sicher auch öfter nutzen.

Das emotionale kann ich aber dennoch nachvollziehen, dafür habe ich noch eine weitestgehend ungenutzte FreeBSD-Installation auf meinem Laptop, auch wenn ich als daily driver nur noch linuxbasierte Systeme verwende. Als Hauptsystem nutze ich arch, weil ich faul bin. Das geht nie kaputt, man muss es nie neu installieren und es ist das stabilste System, das ich je verwenden durfte. Hatte ich aber ehrlich gesagt auch nie mit gerechnet. Dafür sammelt sich über die Jahre viel Zeug an, so das meine 50G / immer zu 93% voll ist… <hust>
In VMs nutze ich gerne alpine oder Parabola, spiele mit KDE neon und diversen *buntus, der Heimknecht läuft mittlerweile auch auf arch; Da ich vim und Emacs nutze und bei den debianoiden gefreezet wird, kann ich die leider auch da nicht brauchen. Es wird einfach zu wenig zurückportiert und ich möchte keine PPA nutzen.

Das zurückgeben funktioniert auf viele Arten, wie andere schon geschrieben haben. Profile durch Tracking auszufüllen halte ich für den falschen Weg. Die Ergebnisse werden ja auch nur von den falschen genutzt.
Beteiligt euch im Forum eurer Distribution — und wenn ihr nur Rechtschreibfehler im Wiki korrigiert — steuert Grafik, Sounds, Musik bei, programmiert, schreibt einfache Helferscripte, sucht euch zu bewältigende Bugs, werdet Nervensäge in Mailinglisten, … es gibt so viele Möglichkeiten da etwas beizusteuern. Es muss nicht immer Geld sein.
 
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