Langzeitstudent - trübe Aussichten auf Abschlussarbeit - wie weiter?

C170DAW

Lieutenant
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Hallo

Ich muss mir mal meinen Frust von der Seele schreiben, weil ich gerade merke das "Fachkräftemangel" eigentlich ein pures Fantasiegebilde ist, welches benutzt wird, unwissende Abiturienten in ein Studium zu locken.

Ok, zum Hintergrund, ich bin gerade auf der Suche nach einer Master Abschlussarbeit in meinem Studiengang Automobilproduktion an einer Technischen Universität im Osten. Ich muss zugeben mein Studium war alles andere als geradlinig, ich bin mittlerweile 29 Jahre alt und jetzt im (zusammengerechnet) 19 Semester. Ich werde also wohl oder übel die 10 Jahre noch voll machen und mit 30 noch studieren.

- 4 Semester vergeblich versucht an der TU Dresden ein Ingenieurstudium durchzuziehen
- 8 Semester für meinen Bachelor Automobilproduktion an der TU-Chemnitz (Note 2,5)
- zur Zeit im 7 Semester Master Automobilproduktion, es fehlt nur noch die Abschlussarbeit (Zwischenstand Note 2,3)

Zur kurzen Einordnung meines Studiumganges:
Automobilproduktion ist ein Studiengang der Fakultät Maschinenbau und deckt sich zu 80 % mit einem Maschinenbau Studium. Das heißt, ich hatte mit den Maschinenbauern die ganzen Grundlagenfächer (Mathe, Konstruktionslehre, Thermodynamik; Physik, TechMech, Werkzeugmaschinen, Werkstoffe etc. pp). In meiner Vertiefung liegt der Schwerpunkt auf Fabrikplanung / Logistik. Ich habe aber auch eine Zusatzqualifikation im Qualitätsmanagement gemacht und die Mehrheit meiner Studienarbeiten/Projekte im Bereich Fertigungsmesstechnik absolviert. Ich sehe mich persönlich als Maschinenbau Allrounder - ich kann mich in viele Themen einarbeiten wobei ich Hardcore MB Bereiche wie Strömungslehre oder Auslegung und Konstruktion von ganzen Werkzeugmaschinen eher meiden würde. Im Ernstfall mit der entsprechenden Einarbeitungszeit würde ich das aber vielleicht auch schaffen.

Da ich nicht vor habe an der Uni zu bleiben (wissenschaftl. MA / Doktor), wollte ich meinen Master in der Praxis, also einen Unternehmen schreiben. Da ich die Erfahrung machen musste (= Zeitverlust von 6 Monaten), dass man ohne weiteres keine Stelle für eine Abschlussarbeit bekommt, bin ich gerade dabei ein freiwilliges Praktikum bei einem großen deutschen Automobilzulieferer Konzern zu machen. Die Stellenbeschreibung suggerierte die Möglichkeit eine Abschlussarbeit an das Praktikum anzuschließen. Die Realität zeigt aber, das ich wohl keine Möglichkeit bekommen werde in dem Unternehmen eine Arbeit zu schreiben. Wobei das letzte Wort noch nicht gesprochen ist, ich bin noch bis Ende Februar im Konzern. Ich bin mit meinem Praktikum zur Zeit absolut nicht zufrieden, aus folgenden Gründen:

- Ich bekomme nur "Arbeiter Aufgaben" und bin Feuerwehr wo es eben gerade brennt, ich habe keine Chance mein Wissen von der Uni anzuwenden/wissenschaftlich zu arbeiten und so mein Vermögen für eine eventuelle Abschlussarbeit zu demonstrieren
- Das Praktikum hat im Grunde nichts damit zu tun, was in der Stellenbeschreibung stand und eine Abschlussarbeit anzuschließen ist nach bisherigen Kenntnisstand nicht möglich
- Ich habe nur ein sehr begrenzte Aufgabenstellung in meinem Praktikum, welche ich im Grunde schon abgearbeitet habe und von keinem großen Interesse beim Chef war.
- Ich bin Praktikant vom Chef persönlich. Der Chef ist nie da/ hat keine Zeit. Ich wurde am ersten Tag der Abteilung nicht vorgestellt und keiner wusste am Anfang so richtig was ich eigentlich zu tun habe.
- Ich verdiene unter 3 € die Stunde. Wobei ich durch eine 38 h Woche keine Chance habe nebenher etwas zu verdienen. Ein großer Anteil des Gehalts geht für die täglichen Fahrtkosten mit dem Auto zur Praktikumsstelle drauf.
- Ich habe das Gefühl mein Einsatz im Unternehmen wird nicht gewürdigt. In Realität habe ich bisher keine Woche unter 42 h gearbeitet und verzichte wenn es darauf ankommt auf die Pausen und arbeite durch.

Nun denn, meine zeitliche Situation spitzt sich etwas zu. Die Uni hat sich gemeldet und gefordert,das ich bis spätestens Ende nächsten Sommersemesters eine Abschlussabeit anfangen soll, ansonsten wird sie als nicht bestanden gewertet. Wenn sich keine Abschlussarbeit bei meinem Praktikum finde, dann muss ich wohl oder übel eine Abschlussarbeit an der Uni in Angriff nehmen.


Jetzt die Frage an euch / eure Meinung:


Was würdet ihr einem Langzeitstudenten der bisher keine Praxis gesehen hat raten; Abschlussarbeit auf Gedeih und Verderb in der Praxis (Unternehmen) suchen und damit in kauf nehmen, dass ich vielleicht noch ein Jahr oder länger Langzeitstudent sein werde und die Endnote ggf. darunter leidet.
Oder:
Abschlussarbeit sofort an der Uni beginnen um keine weitere Zeit zu verschwenden. Allerdings mit dem Nachteil (?) es danach auf dem Arbeitsmarkt umso schwerer zu haben weil keine/ wenig Praxiserfahrung.

Ich habe doch schon etwas Angst vor dem Tag X an dem das Studium zu Ende ist. Ich sehe die Jungingenieure in dem jetzigen Unternehmen. Bekommen alle nur einen auf 2 Jahre befristeten Arbeitsvertrag weit unter dem Gehalt was für einen akademischen Berufseinsteiger üblich wäre - werden einmal um 2 Jahre verlängert, werden erneut durch eine "Sonderregelung" um 1 Jahr verlängert und fliegen dann nach 5 Jahren raus. Dazu noch der Small Talk mit den anderen Prakti/Diplomanden im Unternehmen; zur Zeit 60 Bewerber auf eine freie Stelle in der Automobilindustrie. Eine Ablehnung nach der anderen wegen fehlender Berufserfahrung...

Mfg

C170DAW
 
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Hallo,

ich hab zwar nicht in deinem Bereich studiert, würde persönlich jedoch die erste Variante bevorzugen. Die Aussichten auf eine gute Stelle sind mit oder ohne Berufserfahrung in Deutschland bescheiden. Von flexiblen Arbeitszeiten, gutem Arbeitsklima oder niedriger Hierarchie in den jeweiligen Abteilungen ganz zu schweigen.

Abschluss so schnell wie möglich beenden und dann sogar vielleicht im Ausland arbeiten. Für mich ist Deutschland schon lange kein attraktiver Arbeitsstandort mehr. Man merkt erst mal wie verrückt/verkrustet unsere Arbeits- und Unternehmen-Führungsmentalität ist, wenn man einige Jahre im Ausland gearbeitet hat (z.B. Schweiz, Neuseeland ect.) . Die preußische Ideologie sitzt tief in der deutschen Arbeitswelt, egal ob man Mediziner im Krankenhaus ist oder am Fließband steht.
 
Bekommt man mit einer Abschlussarbeit von der Uni keine Stelle? So ein Quark. Die allermeisten Ex-Studenten, die ich kenne, haben das an der Uni gemacht und (Praxiserfahrung hin oder her) sofort einen Job bekommen.
Ich bin Informatiker, was ja nicht allzu weit weg ist.

=> Mach die Arbeit an der Uni, wenn du deine Traumstelle in der Industrie nicht findest (oder nicht existiert)

edit: Überhaupt die meisten Studenten schreiben die Abschussarbeiten an der Uni und die Arbeitslosigkeit bei Akademikern ist niedrig. Gute Verträge/Gehalt/Zukunftsaussichten hängen auch recht stark von der Firma ab. Die Schnitte, die man gelegentlich in den Medien liest, deuten aber immer noch auf ein lebenswertes Leben als Akademiker hin. :) Was sollen denn da erst die Nichtakademiker sagen, wenn sie dich schreiben sehen?
 
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@Larve74:

Hm, erstmal vielen Dank für die Antwort.

Diesen Aspekt habe ich bisher nicht betrachtet. Ich habe mich auch bisher nur im Osten beworben. Der nächste Schritt wäre erstmal die alten Bundesländer und dann das Ausland. Wobei ich bezüglich Ausland doch eher Berührungsängste habe. An der Uni sagt ja jeder man sollte ein Auslandssemester machen. Ich denke da ist der Zug bei mir abgefahren, da bin ich einfach zu alt für. Also nicht nur vom Alter her sondern einfach zuviele Semester. Mein Englisch würde ich als "konversationsfähig" beschreiben. Fremdsprachen haben mir zu Abiturzeiten allerdings gar nicht gelegen.

Das Deutschland kein besonders arbeiterfreundliches Land ist, spüre ist jetzt jeden Tag. Ich habe den Eindruck das zwischenmenschliche Befindlichkeiten viel mehr entscheidend sind als bloßer Leistungswille und Einsatz. Man muss sich verkaufen können, es ist egal was man wirklich kann/ bereit ist zu leisten. Da gibt es keinen Unterschied zwischen Arbeiter und Ingenieur. Ich bin mir aber noch unschlüssig ob das nur in der Automobilzuliefererindustrie so ist. Mir fehlt die Erfahrung.

@misu:

Hm, danke für die Antwort.

Bekommt man mit einer Abschlussarbeit von der Uni keine Stelle? So ein Quark.
Doch doch, viele meiner Kommilitonen die schon fertig sind haben erst einmal eine Stelle an der Uni angenommen als wissenschaftlicher MA oder Doktorand. Diese befristeten Stellen werden recht gut bezahlt (1700-1900 € Netto) und sind von der Arbeitslast recht überschaubar, weil man im Grunde dasselbe macht wie zuvor, permanent wissenschaftliche Arbeiten verfassen. Wenn ich jetzt 25 wäre, es wäre eine Möglichkeit. Aber ich bin so gut wie 30 und kann mich nicht auf derartige befristete Stellen einlassen. Weil man kann dort nicht ewig verbleiben und der Umstieg in die Praxis/Industrie ist nicht einfach. Ich kenne einen ehemaligen Kommilitonen der hat sich bei einem großen OEM beworben. Er hat zuvor jahrelang am lokalen Fraunhofer Institut gearbeitet - Kommentar: "Das werten wir nicht als Berufserfahrung, sie haben dort nicht richtig im industriellen Umfeld mit wettbewerbszwang gearbeitet..."


Was sollen denn da erst die Nichtakademiker sagen, wenn sie dich schreiben sehen?
Ja, also von meinen persönlichen Erfahrungen die ich bis heute gemacht habe, kann ich von einem (Langzeit-)Studium nur abraten. Weil mein Eindruck ist, das selbst in den Medien adressierte Fachkräftemangelbereiche voll im Wettbewerb stehen und man als Absolvent ganz ganz klein anfangen muss. Wenn man dann mit 30 fertig ist und 1500 € Netto die nächsten 5 Jahre erstmal gut zurecht kommt, kann man die Vorsprung den jemand der mit 18 oder gar 16 in die Berufsausbildung gegangen ist niemals aufholen. Weil die Gehaltssteigerungs-/ Aufstiegschancen einfach nicht vorhanden sind. Man wird über befristete Verträge immer am Leistungsmaximum und gleichzeitig am Entgeltminimum gehalten bis man nach maximaler Sonderregelungszeit ausscheidet. So ist mein Eindruck den ich bekommen habe.

Mfg

C170DAW
 
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Laut dem und dem und dem und dem Gehaltsvergleich solltest du mit um die 4000€ Brutto (+-500€, je nach Job und Bundesland) einsteigen. Ich hab also keine Ahnung, wo du deine Zahlen her hast. Demnach kein Grund zu Panik und Verzweiflung. :)

(Ich hab primär nach Maschienenbau im Allgemeinen geschaut.)
 
Ich empfehle dir, die Abschlußarbeit an der Uni/zu Hause zu schreiben.
Das mit der fehlenden Praxis, dieses Argument kannst knicken. Generell haben Uni-Abgänger keine Praxiserfahrung und das weiß die Industrie.
Trotzdem werden diese für höhere Positionen eingestellt. Würde die Wirtschaft welche mit Praxiserfahrung suchen, dann nehmen sie Fachhochschulabgänger. Steht in der Stellenausschreibung Universitätsabschluß vorausgesetzt, dann schauen die ausschließlich auf dein Abschlußzeugnis, das ist denen wichtig, was das fachliche angeht.

Das mit dem Fachkräftemangel ist ein Hirngespinst das in den deutschen Medien verbreitet wird.

Wenn du deinen Uni-Abschluß in der Tasche hast. Bewerbe dich doch einfach bei Firmen in deiner Heimatstadt. Dann hast es nicht soweit zum Arbeitsplatz.
 
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misu schrieb:
Laut dem und dem und dem und dem Gehaltsvergleich solltest du mit um die 4000€ Brutto (+-500€, je nach Job und Bundesland) einsteigen. Ich hab also keine Ahnung, wo du deine Zahlen her hast. Demnach kein Grund zu Panik und Verzweiflung. :)

(Ich hab primär nach Maschienenbau im Allgemeinen geschaut.)

Das sind komplette Traumzahlen hier im Osten. Mein kompletter Jahrgang (Master Automobilprod.) träumt von einem Gehalt im Bereich 37-45T€ Brutto. Sowas bekommst du nur wenn du bei einem OEM wie Porsche / BMW (Leipzig) oder VW (Dresden / Chemnitz / Zwickau) untergekommen bist. Das sind infinitisimal wenig Leute. Wir hatten zwei Kommilitonen die aussichtsreiche Abschlussarbreiten bei BMW Leipzig und VW Zwickau erfolgreich beenden konnten. Sie haben beide keine Stelle bekommen und sind entweder über Zeitarbeitsfirmen (als Ingenieure!) oder bei Zulieferern untergekommen . Und sie haben natürlich befristete Verträge wo sie die nächsten 2-4 Jahre 150 % Leistung bringen müssen weil sie sich einbilden eine feste Stelle zu bekommen.

@ exoplanet:

Danke für deine Antwort.

Meine Erfahrung ist das in man als Uni Absolvent einen Doktor braucht um sofort in höhere Positionen zu kommen. So auch mein Chef. Jetzt noch einen Doktor zu machen halte ich aber für zu riskant, weil man dann wirklich überqualifiziert ist und die Stellenanzahl im Vergleich zum normalen Absolventen (BA/MA) zu eingeschränkt ist. Ich wäre dann auch frühestens mit 35-36 fertig.

Bezüglich Fachhochschulabgänger muss ich dir recht geben. Mir ist aufgefallen das 80 % der Praktikanten und Diplomanden in meiner Konzern-Zweigstelle FH-Studenten sind. Das mit der Differenzierung zwischen UNI und FH Absolvent habe ich bisher nicht so gesehen, das ist ein interessanter Ansatz.

Ich bin mir aber sehr unsicher ob ich als Langzeitstudent eine Chance hätte auf eine solche "Universitätsabschluß wird vorausgesetzt" Stelle. Weil mein 2,5er Bachelor und mein 2,2-2,3er (voraussichtlich) Master durch das Langzeitstudium quasi nichts mehr Wert ist. Bachelor/ Master of Science hin oder her. Ich hatte bei der Bewerbung auf meinem jetzigen Praktikumsplatz schon arge Probleme meine lange Studienzeit zu begründen. Da falle ich sofort durch jedes Sieb sobald es um eine ernsthaft Stelle geht.

Mfg

C170DAW
 
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C170DAW schrieb:
Das sind komplette Traumzahlen hier im Osten.
Merkst Du was? Hast Du schon mal daran gedacht, deinen Wohnort zu wechseln? Mit deinem Abschluss solltest du keinerlei Probleme haben, hier etwas zu finden.

exoplanet schrieb:
Ich empfehle dir, die Abschlußarbeit an der Uni/zu Hause zu schreiben.
Das mit der fehlenden Praxis, dieses Argument kannst knicken. Generell haben Uni-Abgänger keine Praxiserfahrung und das weiß die Industrie.
Trotzdem werden diese für höhere Positionen eingestellt. Würde die Wirtschaft welche mit Praxiserfahrung suchen, dann nehmen sie Fachhochschulabgänger. Steht in der Stellenausschreibung Universitätsabschluß vorausgesetzt, dann schauen die ausschließlich auf dein Abschlußzeugnis, das ist denen wichtig, was das fachliche angeht.
Völliger Unsinn. Abgesehen davon, dass der Anteil der Stellenausschreibungen, für die explizit ein Uni-Abschluss gefordert wird, infinitesimal klein ist (üblicherweise wird ein Hochschulabschluss gefordert), brauchst du für höhere Positionen vor allem mal ein paar Jahre Berufserfahrung. Ansonsten zählt einzig und allein dein Profil. Und Praxiserfahrung ist IMMER ein Plus. Auch Uni-Studis arbeiten bei uns als Werkstudenten.
 
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Nun hab nicht so einen Schiss und bewirb dich einfach! Dein andauerndes "Soll ich?"-"Soll ich nicht?" bringt dich nicht weiter. Mach es einfach! Schaden kann es nicht und wenn du den Master nicht in einer Firma schreiben kannst, dann ist es eben so und du machst das dann Zuhause oder in der Uni.

Ich bin in einer ganz ähnlichen Situation wie du. Ich habe mir abgewöhnt, mir laufend Sorgen zu machen. Das macht einen nur kaputt. Deshalb nehme ich es, wie es kommt.
 
Ich finde Du hast nur ein Problem... Dich!

Ja, Du hast länger studiert als normal, aber Du wirst in absehbarer Zeit dein Studium mit dem Master of Science abschließen! Du musst Dir bewusst machen, dass Du was geleistet hast. Du hast das Ziel nicht auf dem direkten Weg erreicht, aber Du hast es erreicht bzw. wirst es erreichen! Sei selbstbewusst!

Was die Jobsuche bzw. Abschlussarbeitssuche angeht, musst Du einfach einsehen, dass Du mit deinem relativ speziellen Studiengang nicht nur regional schauen kannst. Wenn Du allg. Maschinenbau oder Informatik studiert hättest, würdest Du sicherlich auch in der Region fündig werden, aber wenn man sich durch sein Studium selber dermaßen einschränkt, dann ist man selber schuld und muss mind. deutschlandweit suchen.
 
Ich neige dazu dem Vorredner zuzustimmen. Da wird sich was finden, Langzeitstudent oder nicht, du hast gute Aussichten. Hauptsache abgeschlossenes Studium, eine ordentliche Note ist bei guter Abschlussarbeit auch drin.

Im Zweifelsfall auch mal auf Jobs bewerben, die ein bisschen weiter weg von deinem Profil sind (allg. Maschinenbau). Da solltest du auch noch gute Chance haben.
 
Ich glaube was du festgestellt hast, ist dass im Osten die Arbeitgeber einfach nur dumm sind. Ja es herscht Fachkräftemangel sowohl im Osten als auch im Westen. Der Unterschied im Osten ist jedoch, dass dort meist nur Chefs herschen die für unter 5€ die Stunde den Spezialisten haben wollen, der 40 Stunden laut Vertrag bezahlt bekommt aber 80 Stunden tatsächlich da ist.

Ich habe diese Erfahrung ebenfalls gemacht und von allen Freunden/Bekannten die es weiterhin in der Region versuchen gibt es ähnliche Rückmeldungen.

Such dir also ein Job im Westen - so banal es klingt.

PS Fachkräftemangel heißt nicht, dass man jede Stelle bekommt, auch hier sind Firmen sehr wählerisch, wenn man aber einen Job bekommt, dann auch zu guten Konditionen.
 
Ein Jahr mehr oder weniger macht jetzt auch nichts mehr aus. Ich würde aber eher dazu raten es schnell abzuschließen, je eher kannst du dich auf Jobsuche (in jedem Fall deutschlandweit!) machen. Dein "Praktikum" solltest du auch abhaken und dich lieber schon mal dransetzen ein gutes Gutes Zeugnis zu verfassen.

Dinge die du nicht mehr ändern kannst solltest du akzeptieren lernen. Du bist nun mal fast 30, du hast ewig studiert und ja, danach wird man dich in jedem einzelnen Vorstellungsgespräch fragen und für viele Personaler ist sowas auch direkt ein Klick auf den Papierkorb. Andererseits ist dein Durchschnitt immer noch gut und du hast etwas studiert mit dem man auch tatsächlich etwas anfangen kann. Ein 3,7er Magister Philosophie und Germanistik hat es deutlich schwerer als du.

Bekommt man mit einer Abschlussarbeit von der Uni keine Stelle? So ein Quark. Die allermeisten Ex-Studenten, die ich kenne, haben das an der Uni gemacht und (Praxiserfahrung hin oder her) sofort einen Job bekommen.
Ich bin Informatiker, was ja nicht allzu weit weg ist.
Das kann man und sollte man nicht verallgemeinern. Bei den mir bekannten Informatikern war es ähnlich. 5 Bewerbungen, 3 Einladungen, 2 Probearbeiten, 1 Job.
Bei den mir bekannten BWLern (deutlich mehr, bin selber einer) hat es eher so ausgesehen: 300 Bewerbungen, 4 Einladungen, 0 Jobs - im ersten Jahr. Im Schnitt 1-1,5 Jahr Arbeitslosigkeit waren normal und das bei Bewerbungen in ganz Deutschland. Die realisierten Gehälter sind auch eine Sache für sich. Wer irgendwo in die Nähe der weit verbreiteten Summen um die 40k++ Einstiegsgehalt kommt, der hat sich das auch teuer erkauft mit langen Arbeitszeiten (60h+), ätzenden Arbeitsbedingungen (Berater) und Arbeitsorten im Nirgendwo (Hallo Bad Hersfeld!) oder überteuerten Gegenden wie München.
Von den Magistern und Architekten rede ich lieber gar nicht. Die sind jetzt teilweise bei Event und sonstigen Agenturen, was sich im kellnern auf Hochzeiten und dem verteilen von Flyern im Kaufhaus ausdrückt.
 
Du hast meinen Augen zwei Probleme: Das erste wurde schon genannt, du stehst dir selber mit deinen Selbstzweifeln im Weg. Das zweite: Automobilbranche. Du bist in Deutschland, in einem sehr technologielastigen Beruf voller "Junger Leute". Des Deutschen Mannes liebstes Spielzeug hat 4 Räder und nen Motor. Du willst in die Branche in dem sich wahrscheinlich unter den Maschinenbauern die meisten Leute auf eine freie Stelle bewerben.
Ich hab 3 ehemalige Kommilitonen die als Ings in der Automobilbranche unterwegs waren, davon haben sich zwei nach knapp zwei Jahren einen "interessanten Job" gesucht.

Du hast es selber geschrieben, du bist zu 80% Maschinenbauer, guck ich auch entsprechend um. Landmaschinen, Sondermaschinenbau, Automatisierungstechnik, Rüstung usw.
Mach deine Abschlussarbeit so schnell wie möglich fertig, wenn du eine Abschlussarbeit in einer Firma findest gut, wenn nicht, sei´s drum.

Edit: Ich bin 2010 fertig geworden, mehr oder weniger noch in den Nachwehen der Krise. 10 Bewerbungen, 6 Gespräche, zwei Jobangebote und nen drittes als ich mich schon entschieden hatte.
Habe mich bewusst für eine kleinere Firma entschieden, sehr kurze Kommunikationswege und flache Hierarchien.
 
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Ich kann meinem vorposter nur beipflichten.

Werd erstmal fertig, sich darum sorgen, wo du unterkommen kannst du später immer noch. Eine Arbeit in einem Unternehmen schreiben würde ich nicht auf Teufel komm raus (zumal das eh kein Garant ist für eine Stelle).

Wichtiger wäre mir es interessantes und dir selbst liegendes Thema zu finden und dein Bestes zu geben mit möglichst guten Noten ohne viel zeit zu verschwenden deinen Abschluss zu Ende zu bringen.
 
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Zunächst, ich habe im Master kein MINT-Fach studiert (das BA-Studium habe ich in Mathe ertragen).

Vom Studium direkt in den Job einsteigen, das wünschen sich wohl restlos alle Studenten. Schaffen tun das im allgemeinen (so wie ich es mitbekommen habe) eigentlich nur absolute Überflieger in BWL und Jura, mittelmäßige Informatiker (daran besteht scheinbar tatsächlich einiger Bedarf) oder Naturwissenschaftliche Profi-Hilfskräfte. Oder eben Leute, die global nach Jobs suchen. Passionierte Nasebräuner schaffen das auch, in irgendeinem Hintern ist immer ein bisschen Platz frei.
Das mit Abstand auf dem lokalen Arbeitsmarkt wichtigste ist das berühmte Vitamin B - das ersetzt fast jede Kompetenz.

Ich rate dir, stell dich auf eine Durststrecke ein, in der du deine Erwartungen immer weiter herunterschraubst und gleichzeitig den Bereich (fachlich und räumlich) in dem du suchst nach und nach extrem erweiterst.
Ich bin ebenfalls Langzeitstudent gewesen, habe nun nach insg. 30 Semestern endlich den Master, und sehe mich durch den Arbeitsmarkt in meinem Bereich gezwungen, nun noch zu promovieren.

Im Bezug auf Praxiserfahrung betone ich mittlerweile JEDE noch so kleine Tätigkeit, die auch nur im entferntesten etwas mit dem Beruf zu tun hat. Inklusive sämtlicher Praktika (Schule, Abi, Studium insg. knapp ein Jahr), Nebenjobs und meiner zwischenzeitlichen Tätigkeit als Mathe-Nachhilfelehrer. Sogar meinen Zivildienst im Sozialbereich eines Altenpflegeheims binde ich den Leuten auf die Nase.

Mir vermittelt der Arbeitsmarkt nun seit einiger Zeit folgendes Gefühl: Ohne Praxiserfahrung kommst du in deinen Bereich (empirische Sozialforschung) nicht rein, und ausserhalb dieses Bereichs kann man diese Erfahrung eigentlich nur auf eigene Rechnung sammeln.

Meine variante sieht demnach momentan so aus: Irgendwas arbeiten, in egal welchem Bereich - bis dann evtl. mal wieder ein paar Stellen vorbeiflattern - und nebenbei selbstständig an meiner freien Promotion zu Forschungsmethoden der Sozialwissenschaften arbeiten. Unter Umständen wird mein restliches Erwerbsleben diesem Patchwork-Model folgen müssen, nur dass ich mich dann vllt. "Dr. Phil." nennen darf.
Nebenbei poliere ich mein Bewerbungsimage (Profil), dass einem fast schlecht werden könnte, da wird eigentlic ständig dran gefeilt, einige Informationen werden gezielt überbetont, wärend andere nur auf Anfrage zu erhalten sind (die versuuche ich zunächst zu unterschlagen). Wenn etwas auf dem Arbeitsmarkt NICHT gefragt ist, dann ist das Bescheidenheit im Bezug auf die eigenen Kompetenzen. Hau einfach ordentlich auf die Kacke, die anderen machen es nämlich nicht anders (Lügen solltest du dir allerdings wenn möglich verkneifen).
Mach dich ganz allgemein darauf gefasst, von deinem Umfeld ständig das Gefühl vermittelt zu bekommen, dass du auf dem Arbeitsmarkt schon mit Mitte Zwanzig eigentlich fast zu alt bist und dass jede Abschlussnote unter 1,0 nicht wirklich gut ist. Ich habe dazu nur eine einzige Strategie entwickelt. Ich bin mir ziemlich sicher (aus Erfahrung), dass ich fachlich um einiges mehr drauf habe, als jeder "Schnell durch"-Student im gleichen Fach, schließlich hatte ich genug Zeit den Kram nicht nur zu lernen, sondern ihn auch tatsächlich zu verstehen. Meine Kompetenzen stehen nicht nur auf dem Papier (tatsächlich stehen da viele überhaupt nicht drauf).

Fairy Ultra schrieb:
Wichtiger wäre mir es interessantes und dir selbst liegendes Thema zu finden und dein Bestes zu geben mit möglichst guten Noten ohne viel zeit zu verschwenden deinen Abschluss zu Ende zu bringen.
In etwa so bin ich zu meiner Masterarbeit gekommen - leider war mein Studium schon bei der Einschreibung zum Master über 20 Semester alt.


PS @TE
Ich habe ganz vergessen deine Frage zu beantworten. ;)
Mach deinen Abschluss an der Uni, denn mit Abschluss stehst du noch immer besser da, als wenn du nun noch 2-3 Semestern nach Betrieben suchst, in denen du eine praktische Arbeit anfertigen kannst, keinen Betrieb findest und am Ende wohlmöglich OHNE Abschluss von der Uni geschmissen wirst.

Als persönlichen Tipp von mir "brush up your english" - schaden kann es definitiv nicht, und "Verhandlungssicherheit in Wort und Schrift" ist einfach eine häufige Anforderung, egal in welcher Sprache.
In meinem Bereich war das zum Glück nicht schwer, denn die deutsche Fachliteratur ist oft eben etwas angestaubt - wer brauchbare Quellen gesucht hat, der durfte sich da ohnehin nicht nur auf deutsche Texte verlassen, weil die der internationalen Diskussion im allgemeinen ca. 10 Jahre hinterherhängen.

Noch ein paar Zahlen:
Ich habe seit meinem Abschluss (Mai 2013) ca 30 Bewerbungen geschrieben, und nur eine einzige Absage darauf erhalten (von den restlichen Bewerbungen habe ich seit dem nichts gehört). Die Absage kam von einem meiner ehemaligen Dozenten, mit der Begründung, dass der Etat für die Anstellung eines weiteren Akademikers nicht ausreichen würde. Danach habe ich es kurz für einen Fehler gehalten, den Abschluss gemacht zu haben - denn ohne den hätten sie sich mich leisten können UND wollen. Eine Erkenntnis, die nur zu gut zu meinen Erfahrungen gepasst hat. In meinem Bekanntenkreis sind einige Studienabbrecher, die nun genau in "ihrem Bereich" arbeiten, nur eben als hochqualifizierte Hilfskräfte oder Scheinselbstständige. Die, die den Abschluss gemacht haben, hangeln sich momentan meist von Praktiikum zu Praktikum, oder befinden sich in Umschulungen.
War aber mit wenigen Ausnahmen auch nicht MINT.

An deiner Stelle würde ich die Hoffnung nicht aufgeben, und einfach für den Abschluss ein bisschen Gas geben (an der Uni). Gib weiter dein Bestes, dann wird das schon irgendwann werden.
Du bist mit deinen Nöten und Ängsten auf jeden Fall NICHT alleine, diese Erkenntnis hat zumindest mir schon viel geholfen - es ist nicht meine Schuld, der Arbeitsmarkt ist einfach Scheiße, und im Studium bereitet einen niemand darauf vor (da fehlt oft einfach die Zeit und Kompetenz).

Sorry für den langen Text, es trifft meine Situation eben einfach ins Mark - auch wenn der Bereich ein ganz anderer ist.
 
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